Miksang: Wie wir die Welt sehen – eine Atempause für Fotografen

18. November 2019
von Gerhard Rossbach
0 Kommentare

Der Begriff macht neugierig, weil er fremd und interessant klingt und überhaupt nicht zugeordnet kann, weder in seiner Bedeutung noch durch seine Herkunft.

Er ist mir erstmals auf der PMA in Las Vegas begegnet, einer der (damals noch) großen Fotografiemessen. Ein Besucher am Stand von Rocky Nook zeigte mir Bilder, die er auf einem Workshop in Boulder, Colorado aufgenommen hatte. Ruhige, minimalistische, teils abstrakte Fotografien, die mich spontan beeindruckten. Er erzählte mir mehr von diesem Workshop am »Miksang Institute for Contemplative Photography« und von den beiden Gründern Julie DuBose und Michael Wood.

Mehr als zehn Jahre sind seither vergangen, aber das Thema hat mich nicht losgelassen, ich wollte mehr über diese »Schule der Fotografie« wissen. Welche Idee steckt dahinter, was hat das mit meiner Fotografie zu tun?

Ich bin bei meiner Suche auf einen Satz von Michael Wood gestoßen:

»Die erste und wichtigste Erkenntnis der Miksang-Schule ist die, dass uns die Fähigkeit, die Welt »rein und klar« zu sehen, angeboren ist. Gedanken, Erinnerungen, Erfahrungen oder andere Impulse sind irrelevant, spielen bei dieser Art der Wahrnehmung keine Rolle«.

Der Begriff Miksang kommt aus dem Tibetanischen und bedeutet »das reine Auge«. Miksang-Fotografie bedeutet für uns Fotografen, den schweren Ruckack voller Technik, Gestaltungsvorgaben und »was-macht-ein-gutes-Bild-aus«-Ideen abzusetzen und uns mit frischer, fast kindlicher Wahrnehmung zu beschäftigen.  Es ist ein bewusstes Loslassen von Gewohnheiten wie Impuls, Planung und Ambition, in gewisser Weise ein Reset der Wahrnehmung auf den uns mitgegebenen „Urzustand“. Und eine Atempause in unserem durch Geschwindigkeit und Hintergrundrauschen geprägten Alltag. Darin liegt auch der Schlüssel zu der Ruhe und Intensität, welche viele dieser Bilder ausstrahlen.

Miksang steht für kontemplative, ruhige Fotografie, die auf Achtsamkeit und Gelassenheit basiert, auf einer meditativen Form der Fotografie. Mir hat die Beschäftigung mit diesem Ansatz, der ja über die Fotografie hinausgeht, gefallen und gut getan. Wenn Sie mehr über die Miksang-Schule der Fotografie erfahren wollen, kann ich Ihnen die Seite https://miksang-fotografie.de empfehlen, möchte Sie aber auch auf das Buch von Hiltrud Enders »Freude am Sehen – Kontemplative Fotografie« hinweisen.

Teile mit deinen Freunden:
Einen Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert


Ähnliche Artikel
Kategorien