Farbeinstellungen in der Kamera

18. April 2013
von Gerhard Rossbach
10 Kommentare

Die Menüs heutiger Digitalkameras sind voller Einstell- und Wahlmöglichkeiten, jedoch sollte der Fotograf natürlich wissen, was sich dahinter verbirgt. Einer dieser Menüpunkte ist die Einstellung des zu verwendenden Farbraums. Schauen wir uns dieses Thema etwas genauer an:

Ein Farbraum ist eine ganz spezielle Definition für ein Gerät oder eine Software, die definiert, welche Farben in diesem Gerät oder dieser Software dargestellt werden können. Dieser Farbraum kann größer oder kleiner ausfallen und ist auf einen bestimmten Einsatzzweck ausgerichtet.
Bei der Übertragung eines Bilds von einem Farbraum in einen anderen werden die Farben des ersten Farbraums, die im zweiten nicht darstellbar sind, durch eine darstellbare Farbe ersetzt. Dabei gehen dabei zwangsläufig Farbinformationen verloren. Je nachdem, welche Farbräume verwendet werden, fallen diese Verluste kleiner oder größer aus – unwiederbringlich sind sie in jedem Fall.

Grafik
In den allermeisten Kameras können Sie zwischen den beiden Farbräumen sRGB und AdobeRGB wählen, wobei in der Regel sRGB voreingestellt ist. Dieser weit verbreitete Farbraum ist für die Verwendung im Internet optimiert und macht es wahrscheinlicher, dass die Farben auf verschiedenen Rechnern ähnlich angezeigt werden. Gleichzeitig ist er jedoch auch deutlich kleiner als AdobeRGB, was bedeutet, dass die Farben weniger differenziert dargestellt werden.
Wenn Sie Ihre Kamera also bei der Voreinstellung lassen, verzichten Sie unnötigerweise bei jedem Bild auf eine ganze Menge Farbnuancen. Wählen Sie deshalb ruhig den größten Farbraum, den Ihre Kamera Ihnen anbietet, Sie erhalten sich so mehr Informationen für die Bildbearbeitung.

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10 Kommentare:
  1. Sehr geehrter Herr Rossbach,

    ein gut gemeinter Tipp. Meiner Meinung nach greift dieser aber viel zu kurz.

    Bitte sagen Sie den Lesern das bei RAW-Aufnahmen diese Einstellung keine Rolle spielt. Ferner wird, wenn jpeg eingestellt ist, der Farbraum nicht richtig auf dem Monitor wiedergegeben, da 99,99 Prozent keinen AdobeRGB 1998 darstellen können. Die die es können sind sehr teuer und befinden sich bei professionellen Fotografen, Druckern etc.

    Meines Erachtens mach Adobe RGB nur dann Sinn wenn ich auch ein Programm zur EBV benutze der diesen auch verabeiten kann (können viele) und dann bearbeite um dann den Nutzen daraus zu ziehen um anschließend ein besseres sRGB jpg zu exportieren.

    So stellt es sich mir dar. Oder können Sie das ergänzen bzw. mich korrigieren.

    Dessen ungeachtet, mein sehr großes Lob für das FE_DE

    Gruß
    Christopher K.

    1. Lieber Christopher K.

      Sie haben natürlich Recht, die Farbraumeinstellung greift nur für JPEGs, spielt für die Fotografie im RAW-Format keine Rolle. Dass der größere AdobeRGB Farbraum auf den meisten Monitoren (für Drucker gilt das vermutlich ohnehin) nicht korrekt dargestellt wird, wusste ich nicht. Sind Sie da sicher? Können Sie das mal mit einem kleinen Blogbeitrag ausführen?

      Viele Grüße

      Gerhard Rossbach

      1. Hallo Herr Rossbach,

        bzgl. der nicht korrekten Darstellung hat Herr Wallenwein, schon einiges gesagt.

        Wenn ein Monitor (meistens Wide-Gammut) dastellt hat er fast immer zwischen 100% und 96% des AdobeRGB-Farbraumes. Der Hersteller wirbt damit!!! Bei Eizo (meinem Favouriten könne Sie das sehr gut sehen: Eizo colorgraphic Monitore

        Aber ganz so trivial ist es dann auch wieder nicht. Nehme wir Lightroom, hier findet bei der Ausgabe eine Interpretation des RAW’s aber auch einer JPEG-AdobeRGB-Bildes statt. Den Unterschied zwischen Adobe und sRGB kann man nicht gut erkennen. Da nützt einem der Pro-Photo-RGB Arbeitsfarbraum auch nichts, der richtige Monitor muss es sein.

        Zur Aussage Herr Wallenweins, wie oft ein maximales Rot vorkommt. Nun das Beispiel Rot ist gerade nicht so gut. Rot ist die Farbe mit den die CMOS-Sensoren bzw. der Bayernpattern am meisten Probleme haben. Rot säuft am schnellsten ab. Warum das so ist, kann ich nicht ganz präzise sagen. Aber allein aus meinen zig Hunderten von Bildern die von Rot handeln, kann ich das sagen. Ein nicht wide-gammut fähiger Bildschirm wird immer ein volles Rot anzeigen obgleich noch nuancen vrohandensein sollten. Auf einem „richtigen“ Monitor kann man diese sehen.

        Beste Grüße
        Christopher K.

  2. Es nützt nichts einen großen Farbraum zu wählen, wenn er durch die Farben im Bild nicht ausgenutz wird. In einem kleineren Farbraum sind dann die 255 Abstufungen pro Farbe feiner abgestuft.
    Außerdem verarbeiten die meisten Fotolabore nur sRGB. Bei der Umwandlung von RGB (wenn sie denn überhaupt stattfindet!) geht wieder Information verloren.

    1. Hallo Herr Glaß,
      wer selbst verarbeitet, dafür sauber kalibrierte Hardware (Monitor, Drucker) einsetzt und hochwertig druckt, der kann einen größeren Farbraum (AdobeRGB, ProPhotoRGB) nutzen. Richtig ist, dass die meisten Dienstleister und Labore im sRGB-Farbraum arbeiten, und dass die Konvertierung u.U. unerwartete Farbverschiebungen mit sich bringen kann. Danke für den Hinweis, der für die Fotopraxis der meisten Fotografen sicher hilfreich ist.

      Grüße

      Gerhard Rossbach

  3. Hallo Gerhard,

    die Aussagen in deinem Beitrag kann man so eigentlich nicht stehen lassen, denn sie sind teilweise (bis ganz) falsch.

    Farbräume für eine Software gibt es nicht. Ein Monitor kann pro Farbkanal 256 Farbabstufungen anzeigen (von 0 bis 255). Es gibt drei Farbkanäle (rot, blau, grün). 256 x 256 x 256 ergibt dann etwa 16,7 Millionen Farben.

    Ein größerer Farbraum bedeutet, dass kräftigere Farben dargestellt werden können bzw. das man kräftigere Farben noch differenzieren kann. Beispiel: maximales Rot hat im sRGB den Wert 255,0,0 (RGB Farbsystem), wird der sRGB Farbraum nun in den Adobe Farbraum konvertiert, dann erhält dieses Rot den Wert 219,0,0. Das bedeutet es sind noch intensivere Rottöne möglich.

    Gleichzeitig werden aber auch die Abstufungen kleiner, man hat nun nicht mehr 255 Stufen, sondern nur noch 219 Stufen unter (!!!) dem ehemals maximalen Rot. Das Problem ist die Farbtiefe die ein Bild hat. Ein JPEG-Bild hat nur 2 hoch 8 also 256 Stufen pro RGB-Kanal (=24 Bit = 16,7 Mio Farben). Liegt unser maximales Rot bei Stufe 219, so sind weniger feine Abstufungen möglich als bei 255 Stufen.

    Mal ehrlich wie oft kommt ein maximales Rot/Grün/Blau (also intensiver als 255.0.0) auf einem Foto vor? Eher selten, oder? D.h. die Farbinformationen über 255 werden wenig gebraucht (kommen weniger vor). Wichtiger sind da schon die Abstufungen nach unten. Gibt es da zu wenige, dann können unschöne Tonwertabrisse die Folge sein.

    Auch erscheinen Bilder die in den Adobe Farbraum konvertiert werden oder so aufgenommen sind, blasser und weniger intensiv (ist logisch, da intensive Farben „heruntergestuft“ werden). Das entspricht aber meist nicht der Realität, sondern ist dem Umstand geschuldet, dass die hohen Kanäle für noch kräftigere Farben reserviert sind.

    Fotografiert man im JPG-Format, dann hat man immer ca. 16,7 Mio darstellbare Farben. Die Kamera konvertiert die ROHDATEN dann in den sRGB oder z.B. Adobe Farbraum. Die Farbanzahl im Bild ändert sich dabei im optimalen Fall nicht. Wird das Bild in den sRGB Farbraum konvertiert, dann werden Farben die über dem Maximalwert von 255 liegen, als 255 „gespeichert“ (Informationsverlust, da sehr kräftige Farben gleich umgesetzt werden). Konvertiert die Kamera dieses Bild jedoch in den Adobe Farbraum, so werden diese intensiven Farben ggf. noch differenziert angezeigt. Die Folge sind aber wie oben beschrieben weniger Farbnuancen nach unten hin. Was besser ist, hängt vom Bild ab.

    Nochmal anders mit einem Beispiel ausgedrückt:
    In einem Bild kommen 30 extrem kräftige Töne im roten Kanal vor. Wird es im Adobe Farbraum dargestellt, so können diese Farben alle als unterschiedlich angezeigt werden (Werte z.B.: 255.x.x – 254.x.x – 253.x.x bis 225.x.x). Im sRGB würden diese ganzen Farbtöne als 255.x.x, also mit gleicher Rot-Intensität angezeigt werden.

    Anderes Beispiel:
    In einem Bild gibt es keine extrem intensive Farben im roten Kanal, jedoch viele rote Farbnuancen im mittleren und unteren (dunklen) Bereich (z.B. 200 Rottöne). Das intensivste Rot würde beispielsweise im Adobe-Farbraum dem Wert 190.x.x entsprechen. Nun stehen für die verbleibenden 200 Rottöne nicht genügend Farbstufen zur Verfügung. Das Bild verliert an Information. Im sRGB würde dieser Rotton aber den Wert 226.x.x erhalten und somit hätten die 200 anderen Töne noch platz.

    Fassen wir zusammen: Pro Frabkanal stehen uns zur Anzeige 256 (0-255) Stufen zur Verfügung. Im ungünstigen Fall hat unser Bild aber mehr Farbtöne. Nun entscheiden wir durch die Wahl des Farbraumes, welche Farbtöne zusammen gefasst werden. Diese übrig gebliebenen Farbtöne werden dann auf dem Monitor mit den Werten 0 bis 255 angezeigt.

    Bei Naturbildern und normalen Aufnahmen sind extrem kräftige Farben eher selten, hier würde ich zum Standard sRGB-Farbraum raten … und wer Extremes fotografiert, der sollte sowieso mit den Rohdaten (RAW-Format) arbeiten und das Farbmanagement dem jeweiligen Ausgabemedium anpassen.

    Ein größerer Farbraum bedeutet nicht mehr Farben bzw. Farbinformationen, denn ein Farbraum ist lediglich eine Definition. Dies wird sehr oft missverstanden und falsch wieder gegeben.

    1. Hallo Jörn,

      danke für Dein Feedback zum Beitrag „Farbeinstellungen“. Ich habe Deinen Kommentar online gestellt. Insbesondere Dein Hinweis ist sehr gut, dass der größere Farbraum zwar potenziell höhere Farbintensität liefert, spätestens dann aber, wenn er auf einen kleineren Ausgabefarbraum für die Weiterverarbeitung abgebildet wird, zu Tonwertabrissen führen kann — weil eben z.B. das „maximale“ Adobe RGB bei der Transformation in sRGB bei z.B. 220 statt bei 255 landet, und für den Rest dann halt weniger Abstufungen zur Verfügung stehen. Gilt auch bei höherer Bittiefe von 12 oder 14 Bit, die einige Systeme bieten, nur dort werden dann die Abrisse unwahrscheinlich, weil man zB. bei 12 Bit schon 4096 Abstufungen hat, die auch bei Beschnitt von oben noch glatte Übergänge machen. Ums kurz zu machen: Du hast Recht, und ich bin Dir für den Kommentar dankbar.

      Es ändert aber nichts an der Tatsache, dass, wenn Du über eine ausreichend „Gammut-mächtige“ Verarbeitungskette von der Kamera über den Monitor bis zum Druck verfügst, der größtmögliche Farbraum die bestmögliche Qualität liefert. Optimiert heißt das, Du solltest idealerweise so viele Farben reingeben, wie Du rausholen kannst, also der Arbeitsfarbraum sollte so groß sein wie der Ausgabefarbraum — aber nicht viel größer und definitiv nicht kleiner.

      Das Thema hat eine wunderbare Diskussion angestoßen — wir greifen das im nächsten Espresso mal auf. Hättest Du Lust, einen Beitrag dazu zu liefern? Sozusagen „pro und contra“ große Farbräume.

      Viele Grüße,

      Gerhard

      1. Hallo Gerhard,

        wenn deine „Gammut.-mächtige“ Verarbeitungskette vorhanden ist, dann stimmt dies sicherlich. Nur, im Thema ging es ja um die Einstellung Adobe oder sRGB-Farbraum und da ist man im ersten Schritt schon auf eine Farbtiefe von 8 Bit beschränkt. Mehr als 2 hoch 8 Farben pro Kanal geht halt einfach im RGB JPG-Bild nicht.

        Da fangen dann meine oben beschriebenen Probleme an. Aufhören tun sie beim Fotoprint, denn die meisten Fotobelichter arbeiten mit eher kleinen Farbräumen (gute Fotodrucker sind sogar deutlich besser). Da ist man mit sRGB oft besser bedient.

        Nutzt man das RAW Format sieht es schon anders aus. 12 Bit pro Farbkanal sind ja keine Seltenheit. Man bekommt so mehr Informationen und kann dann – und nur dann – die großen Farbräume sinnvoll nutzen. Dann sollte man sich auch Gedanken um den Print, etc. machen.

        Nur wie in einem weiter oben befindlichen Kommentar schon geschrieben. Wenn ich im RAW fotografiere, dann ist die kamerainterne Farbraumeinstellung egal. das Farbmanagement übernimmt der RAW Konverter oder die Bildbearbeitung.

        Wollte mit meinem Kommentar hauptsächlich darauf hinweisen, dass der Adobe Farbraum bei einem JPG-Bild nicht unbedingt Vorteile bringt, sondern oft auch Nachteile.

        Puh, einen vollen Beitrag über Farbmanagement bzw. Vor- und Nachteile der diversen Farbräume traue ich mir nicht wirklich zu. Die Materie ist doch schon extrem kompliziert und mein Wissen (oder Halbwissen) liegt eigentlich nur an der Oberfläche.

        viele Grüße
        Jörn

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