Bodennah fotografieren

25. April 2016
von Karen Meyer-Rebentisch
1 Kommentare

Bodennah fotografieren

Meine Nachbarn gucken vermutlich jedes Jahr im Frühjahr erneut recht belustigt, wenn sie mich in quasi anbetender Stellung vor blühenden Schneeglöckchen knien sehen, den Hintern hoch in den frühjahrsblauen Himmel gereckt. Sollen sie ihren Spaß haben – denn aus der bodennahen Perspektive gelingt es eben am besten, den Charme der kleinen Frühblüher einzufangen. Ein bisschen gelenkig muss man dafür sein, und meiner Erfahrung nach empfiehlt es sich auch, Kleidung anzuziehen, die etwas Schmutz verträgt.

Stativ, Bohnensack oder aus der freien Hand?

Wenn ich bodennah fotografieren möchte, verwende ich fast immer mein Stativ oder lege die Kamera auf irgendeiner stabilisierenden Unterlage ab, die gerade zur Hand ist. Anders kann ich es mir gar nicht vorstellen. Das ist aber ganz offenbar nicht zwingend notwendig, denn eine der besten Blütenfotografinnen, die ich kenne, macht ihre bezaubernden Aufnahmen immer frei aus der Hand. Sie fühlt sich von einem Stativ eingeschränkt in ihrer Beweglichkeit auf der Suche nach der optimalen Bildaufteilung. Dem Risiko, verwackelte Fotos zu erzeugen, wirkt sie entgegen, indem sie möglichst viele Aufnahmen macht.

bodennah fotografieren mit einem Stativ mit quergestellter Mittelsäule
Bei diesem Stativ lässt sich die Mittelsäule auch quer einschieben. So kann die Kamera gut bodennah positioniert werden.

Für mich hingegen ist das Stativ auch bei der Komposition des Fotos eine wichtige Hilfe. Was für Sie der richtige Weg ist, müssen Sie ausprobieren. Ein Bohnen- oder Reissack kann einen guten Kompromiss darstellen, da die Kamera darauf leichter zu verschieben ist, als wenn das ganze Stativ neu ausgerichtet werden muss. Außerdem ist die Anschaffung günstig – nähen Sie einfach einen kleinen Beutel und füllen Sie Linsen, Reis oder Bohnen ein. In türkischen Lebensmittelläden gibt es eine große Auswahl an Reis und Hülsenfrüchten teilweise bereits in lockeren Plastikbeuteln, die man notfalls gleich so verwenden kann. Wenn es ganz schnell gehen soll, nehmen Sie einen Gefrierbeutel und füllen Reis oder Ähnliches ein. Sand eignet sich grundsätzlich auch, hat aber mehr Gewicht.

bodennah fotografieren mit DIY Bohnensack (Reis) mit Kamera
Ein mit Reis oder Bohnen gefüllter Beutel lässt sich gut als Unterlage für die Kamera verwenden, da sich die Füllung fest an Untergrund und Gehäuse anschmiegt.

Entscheiden Sie sich für ein Stativ, sollten Sie darauf achten, dass es eine bodennahe Benutzung erlaubt: Bei manchen Modellen kann man die Beine umschlagen, bei anderen lässt sich eine superkurze Mittelsäule einschrauben und bei manchen kann man die Mittelsäule über Kopf befestigen. Das Umschlagen der Beine geht am schnellsten, weshalb ich diese Variante bevorzuge.

bodennah fotografieren mit einem Stativ mit überstreckten Beinen
Hier lassen sich die Stativbeine überstreckt umklappen und bilden ein »V«, das der Kamera ausreichend Halt bietet.

Klappdisplay oder Winkelsucher?

Die Kamera ist bodennah positioniert. Jetzt können Sie nur noch durch den Sucher gucken, wenn Sie entweder ein Gummimensch sind oder genug Platz finden, um sich bäuchlings vor die Kamera zu legen. Und auch der Kameramonitor, auf dem Sie per Live-View das entstehende Bild betrachten können, ist unter diesen Umständen nicht gut einsehbar. Ein Klappdisplay ist eine Alternative, denn das kann man so ausrichten, dass es bequemer zu betrachten ist. Allerdings werden viele digitale Spiegelreflexkameras nicht damit ausgerüstet, da es im rauen Fotoalltag auch störend sein kann. Für solche Fälle und für all jene, die ohnehin lieber durch den Sucher als auf ein Display gucken, kann ein Winkelsucher die Lösung sein, um einigermaßen bequem bodennah fotografieren zu können. Er wird auf den Kamerasucher gesteckt und lenkt das Sucherbild in die gewünschte Richtung um. Bei den meisten Winkelsuchern kann man zugleich eine Lupenfunktion mit einem zweifachen Vergrößerungsfaktor nutzen. Winkelsucher werden von Drittherstellern für die meisten Kameramodelle produziert, die großen Hersteller haben auch eigene Modelle im Programm.

Fotografieren durch den Winkelsucher
Durch den Winkelsucher kann der Fotograf ohne allzu große Verrenkungen auch bei der bodennahen Fotografie gucken.

Wasserfeste Unterlage für Knie und Ellenbogen!

In meiner Kameratasche trage ich immer mindestens zwei einfache Plastiktüten mit mir herum. Sie lassen sich klein zusammenfalten und schützen Knie und Ellenbogen, wenn ich mich vor Vergissmeinnicht oder Leberblümchen auf den Boden begebe. Faltbare Kissen aus einem Material, wie es auch für Isoliermatten verwendet wird, gibt es im Campingbedarf. Diese sind komfortabler, aber sie nehmen auch mehr Platz weg. Wer nur im eigenen Garten fotografiert, kann es sich mit Kniekissen aus dem Gartenbedarf bequem machen.

Der Text stammt aus dem Gartenfotobuch, in welchem Sie noch viele weitere nützliche Tipps für das Fotografieren im Garten finden.

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1 Kommentar:
  1. Danke für den Beitrag. Den Bohnesack will ich schon lange ausprobieren.
    Es fehlt mir der Hinweis auf Fernsteuerungen via Smartphone (per Kabel oder WiFi). Ich nutze für Bodensituationen oder Kangzeitbelichtungen die App „DSLR Controller“. Man kann entspannt stehend oder sitzend konfigurieren. Der Komfort ist meines Erachtens nochmal deutlich höher als ein Winkelsucher oder Klappdisplay.
    Einziger Nachteil: Akkus sind schnell leer (vgl. mit der reinen Sucherfunktion ohne Live-View).

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