Alternde HDDs und versäumte Backups

01. September 2023
von Steffen Körber
2 Kommentare

Anfang des Jahres kündigte sich mit einem leisen Surren unter meinem Schreibtisch ein Hardware-Problem an. Meine Vermutung war, dass lediglich ein Lager eines Lüfters unrund läuft. Weil selbst der Ausfall des Lüfters in Anbetracht dreier weiterer kein Problem darstellen sollte, sah ich keinen ­akuten Handlungsbedarf und entschied, mich erst ­einige Tage später darum zu kümmern. Das stellte sich jedoch als Fehler heraus, denn am nächsten Tag wollte der Rechner nicht mehr booten.

Wie sich bei der Fehleranalyse herausstellte, ­hatte eine meiner Daten-HDDs (natürlich die »Foto-­Platte«) den Dienst verweigert und so die ­Bootroutine ­gestört. Natürlich konnte ich den Rechner mit dem ­Abklemmen der Festplatte wieder zum Starten ­überreden – aber ­sofort machte sich angesichts der Sorge um meine ­Bilder etwas Panik breit. Denn auch, wenn wir Ihnen im fotoespresso immer die ­regelmäßige ­Datensicherung predigen, hatte ich selbst das letzte Backup vor ­einigen Monaten gemacht. Und sollte die Festplatte vollends defekt sein, wären zumindest die Daten der letzten ­Fotosessions verlorengegangen.
Glücklicherweise konnte ich die Festplatte mit ­einem externen Gehäuse nochmal zum Laufen bringen und so die bisher ungesicherten Ordner schnellstmöglich transferieren.

Selbstverständlich war dies ein mahnendes ­Beispiel, das mich dazu veranlasste, sofort auch alle anderen ­Daten zu sichern. Und ich nahm mir vor, eine feste ­Routine für das Thema Backup anzulegen.

Nur sechs Monate später passierte genau das ­Gleiche. Nur diesmal hatte ich keine Zeit zu reagieren, als meine andere Daten-Festplatte sich im laufenden Betrieb aufhängte. Und wie stand es diesmal um ­meine Daten? Der Trick mit dem externen ­Festplattengehäuse hatte hier leider keinen Erfolg. Und Sie ahnen es ­vielleicht: Aus meinen Ambitionen, eine Backup-­Routine zu etablieren, war nichts geworden. Die Daten waren also futsch. Darunter war nichts, was man nicht mühsam wieder beschaffen konnte. Dennoch war es ärgerlich, dass dies gleich zwei Mal passierte und dass ich offenkundig nichts daraus gelernt hatte.
Aber wie konnte es eigentlich passieren, dass mir in einem Jahr gleich zwei Festplatten »abgeraucht« sind? Recherchiert man im Internet, um ­Informationen zur durchschnittlichen Lebensdauer einer ­Festplatte (HDD) zu erhalten, geben viele Onlineartikel eine Zeitspanne zwischen zwei und zehn Jahren. ­Neben ­äußeren Einflüssen wie starke Hitze oder ­mechanische ­Einwirkungen (Stöße, Herunterfallen) – die ich ­ausschließen konnte – hängt die ­Lebenserwartung maßegblich von der Betriebszeit ab. Interessanter­weise haben einem Bericht der US-Firma »­Security Data ­Recovery« nach ältere Festplatten sogar eine ­längere Lebensdauer als neuere. Das sei eine Folge des ­Strebens nach immer mehr ­Leistung und ­Kapazität und den damit einhergehenden Abstrichen, die die Her­steller im Bezug auf die Haltbarkeit in Kauf nehmen.

Tatsächlich waren meine Festplatten auch »erst« vier ­Jahre alt. Da ich viel am PC arbeite und darüber ­hinaus auch sonst (zu) viel Zeit am Bildschirm ­verbringe, ist meine Hardware sicherlich auch stärker beansprucht als die eines normalen Nutzers. Dennoch überraschte mich die Kurzlebigkeit.
Angesichts dessen kann das Umrüsten auf SSDs sinnvoll sein. Eine Ausfallgarantie gibt es aber auch damit nicht. Während die Ausfallwahrscheinlichkeit bei HDDs mit der Anzahl der Betriebsstunden steigt, kommt es bei SSDs eher auf die Anzahl der Schreib-Lösch-Zyklen an. Hier geben die Hersteller oft einen Wert von 256 geschriebenen Terrabyte an, die man als normaler Nutzer so schnell nicht erreicht. Dennoch gilt: Besser regelmäßig Backups ­machen – und zwar wirklich!

Ich möchte mein Beispiel und meine »Dummheit« als Anlass nehmen, Ihnen die Gefahr eines Defekts nochmals zu veranschaulichen. Nachdem ich in ­dieser Hinsicht bisher immer Glück hatte, traf es meinen ­Rechner nun gleich zwei Mal in einem Jahr. Falls Sie vielleicht ohnehin an die Grenzen des ­Speicherplatzes stoßen, könnte eine neue und größere Festplatte eine sinnvolle Investition sein. Und denken Sie an die ­regelmäßigen Backups – sie kosten nicht viel Zeit und sparen im Zweifelsfall Frust und Nerven.

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2 Kommentare:
  1. Hallo Herr Körber,

    ich kann hier nur in allen Belangen zustimmen.

    Persönlich habe ich die Daten extern auf einem RAID System gesichert, was einen Verlust extrem unwahrscheinlich werden lässt, da vermutlich nicht zwei Platten aus dem RAID auf einmal ausfallen würden. Die Daten sind trotzdem ja auch noch auf meinem Rechner gespeichert und das beruhigt eben dann doch. Wichtig wäre bei diesem Ansatz dann noch zu erwähnen, dass das RAID nur zu Sicherungszwecken wirklich angeschlossen wird und zwar sowohl an den Rechner mit den Originaldaten als auch ans Versorgungsnetz. Damit lassen sich elektrische Überspannungen als Risiko ebenfalls ausschließen.
    Ich hatte bei einer älteren HDD einen anderen Trick angewendet und eine baugleiche Platte besorgt und die Controllerplatine ausgetauscht. Das hat auch funktioniert und die Daten konnten kopiert werden. Einen mechanischen Fehler kann man damit aber auch nicht korrigieren. Ob dies allerdings heute noch so einfach mit HDDs klappen würde, kann ich nicht sagen. Das ist übrigens ein Grund, warum eventuell SDDs doch nicht so gut geeignet sind, denn die Indexierungsinformation liegt auf dem Controller. Selbst wenn man diesen also tauschen könnte, würde man die Informationen damit auf dem eigentlichen Speicher nicht wieder herstellen können.

    Guten Start in die Woche
    Ralf Anhorn

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