Kreativität für Fotografen – Interview mit Laura Helena

17. Oktober 2019
von fotoespresso
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Laura Helena hat sich in der Fotoszene durch ihre fantasievolle Porträtfotografie einen Namen gemacht. Weil Kreativität hierfür ganz besonders wichtig ist, beschäftigt sie sich seit einiger Zeit auch sehr intensiv mit diesem Thema und möchte anderen Menschen helfen, Kreativblockaden zu überwinden und die eigene Kreativität zu entfalten. Im Interview sprechen wir mit ihr über den Zusammenhang zwischen Fotografie und Kreativität sowie über ihr neues Buch »Kreativ – Los!«.

fotoespresso: Laura, Du bist mittlerweile eine erfolgreiche Fotografin, gibst Workshops und hältst Vorträge. Wie bist Du denn zur Fotografie gekommen?

LH: Ich habe mich mein ganzes Leben kreativ ausgedrückt. Als Kind bis ins Teenageralter zeichnete ich, irgendwann kam das Schreiben, singen und Theater spielen dazu. Und dann lernte ich meinen ersten Freund kennen, der eine Ausbildung zum Fotografen machte. So kam ich das erste Mal mit einer professionellen Kamera in Berührung. Zunächst stand ich nur vor der Kamera, doch mein Interesse wuchs schnell, weil mir klar wurde, dass man mit Fotografie auch seinen Ideen Raum schaffen konnte. So schnappte ich mir immer wieder seine Kamera und brachte mir dann step by step das Fotografieren selbst bei.

Schnell wurde mir klar, dass die Fotografie eine neue Leidenschaft bildete und ich entschied mich, das Fachabitur im Bereich Gestaltung zu absolvieren, welches mit einem einjährigen Praktikum bei einem Fotografen verbunden war. So konnte ich die Grundlagen festigen und habe letzten Endes die Entscheidung getroffen, diesen Weg weiter zu verfolgen.

fotoespresso: Wie würdest Du selbst deinen fotografischen Stil beschreiben?


LH: Seinen eigenen Stil zu umschreiben, ist manchmal gar nicht so einfach. Ehrlich gesagt merkte ich zu Anfang nicht einmal, dass ich einen Stil habe. Erst durch das Feedback von außen wurde mir das mit der Zeit bewusst. Wenn ich meinen Stil in Worte fassen soll, würde ich ihn wohl als fantasievoll, romantisch, feminin, manchmal etwas kitschig und kreativ bezeichnen. Ich tue jedoch nur das, wozu ich Lust habe und lasse mich gerne treiben.

fotoespresso: Du beschäftigst dich gerade stark mit dem Thema Kreativität, hast einen Podcast zum Thema und schreibst gerade auch ein Buch. Wie wichtig ist Kreativität für Fotografen?

LH: Kreativität ist eigentlich für jeden Menschen elementar wichtig, denn es bedeutet im Grunde ja nichts Anderes als Ideen zu haben und diese umzusetzen. Zudem bietet sie uns Raum zur Selbstverwirklichung und die Möglichkeit, unser Inneres nach außen zu tragen. Daher würde ich sagen, dass sie generell für Menschen, die von ihren Ideen leben oder dadurch ihre Kunst erschaffen von unermesslichem Wert ist. Ohne Kreativität könnten wir nur erschaffen, was bereits vorhanden ist, uns jedoch nichts Neuartiges einfallen lassen. Und auf die Fotografie bezogen: Ohne Kreativität könnten wir nur reproduzieren, was bereits fotografiert wurde. Aber Fotografie ist weitaus mehr.

fotoespresso: Worum geht es in Deinem Buch genau?

LH: Im Buch begebe ich mich auf eine spannende Reise zur Kreativität, auf die ich den Leser gerne mitnehmen möchte. Es gibt Aufschluss darüber, wie es ist, in einem kreativen Loch gefangen zu sein und zeigt, wie man sich aus der Situation selbst befreien kann. Ich erkläre, aus welchen Zutaten Kreativität besteht, welche »Gifte« für Kreativität in unserem Alltag lauern, und mit welchen »Gegengiften« sie sich behandeln lassen.

fotoespresso: Zum Thema Kreativität gibt es ja bereits einige Bücher. Was zeichnet Deines besonders aus?

LH: Es ist ehrlich geschrieben und beruht auf meinen eigenen Erfahrungen. Und ich habe es in Form eines Romans geschrieben, zum Teil autobiografisch zum Teil fiktiv. Doch es ist keine bloße Unterhaltung, sondern bietet dem Leser die Möglichkeit, aktiv mitzuarbeiten und das Wissen sofort anzuwenden.

fotoespresso: Das klingt wirklich spannend. Was kann ich beispielsweise tun, wenn ich keine Ideen habe, sprich, wenn ich »kreativlos« bin?

LH: Natürlich mein Buch lesen. Aber Spaß beiseite: Meist geht Kreativlosigkeit mit dem Umstand einher, dass wir in irgendeinem Bereich unseres Lebens aus der Balance geraten sind. Möglicherweise stehen wir gerade unter Stress, sind im Alltagstrott gefangen oder negative Routinen fressen unsere Zeit und wir setzen uns unter Druck, weil wir nicht das schaffen, was wir uns vorgenommen haben. Kreativität ist fragil und sie ist abhängig von der inneren Balance.

Daneben gibt es aber auch jede Menge Zutaten für den eigenen »Kreativ-Cocktail« wie beispielsweise Wissen, Neugier oder intrinsische Motivation. Zuerst gilt es, herauszufinden, wo der Schuh drückt. Es kann ein ganz kleines Problem sein, das sich sofort aus der Welt schaffen lässt, oder es steckt vielleicht etwas ­Größeres ­dahinter. Wichtig ist es in jedem Fall, sich Raum für Kreativität zu schaffen. Es hilft auch, sich den Druck zu nehmen, dass die nächste Idee die Welt verändert. Es geht ja erstmal nur darum, einfach kreativ zu sein und den Spaß daran wiederzufinden. Manchmal kann eine Pause wahre Wunder wirken. Auch positive Routinen wirken sich inspirierend auf den Alltag aus – und wenn es nur 10 Minuten an der frischen Luft sind oder der Tee mit einem guten Buch. Jeder Mensch ist individuell und daher gibt es für jeden Menschen unterschiedliche Wege, einen Ausweg aus der Kreativlosigkeit zu finden.

fotoespresso: Das klingt ja so, als könne jeder kreativ sein. Ist das auch das Credo Deines Buches?

LH: Ja, absolut! Einer Studie zufolge sind Kinder bis zum Alter von fünf Jahren zu 98% hochgradig kreativ. Leider nimmt das mit zunehmendem Alter bis zum Erwachsenwerden ab – vermutlich, weil in unserer Gesellschaft oft ganz andere Fähigkeiten geschätzt werden (Produktivität, Effizienz, nackte Zahlen). Tagträumen, kreative Pausen und die innere Balance kommen dabei oft zu kurz. Aber glücklicherweise findet hier bereits ein Umdenken statt.

Ich glaube, dass Kreativität grundsätzlich in ­jedem von uns steckt. Sobald ich eine Idee verwirkliche, bin ich kreativ, ganz egal, ob ich Handwerker bin, Wissenschaftler, Anwalt, Koch oder Künstler. Und noch ­wichtiger: Egal, ob meine Idee am Ende etwas ganz Großes ist oder nur der neue Kissenbezug fürs Wohnzimmer – ich bin kreativ, weil ich eine Idee Wirklichkeit werden lasse!

fotoespresso: Um das nun auf die Fotografie anzuwenden: Was zeichnet ein kreatives Foto aus?

LH: Schon alleine der Umstand, dass man eine eigene Idee umgesetzt hat, zeugt von Kreativität. Nun kann es natürlich noch kreativer sein, wenn es einem gelingt, mit dem Bild eine Geschichte zu erzählen. Als Betrachter halte ich ein Foto für kreativ, wenn ich trotz der enormen Bilderflut daran kleben bleibe und es mir länger anschaue – wenn es mich auf einer emotionalen Ebene berührt und ich das Gefühl habe, den Künstler dahinter zu sehen. Dabei fällt mir ein wunderschönes Zitat von Brené Brown ein: »Kreativität ist die Art und Weise, wie ich meine Seele mit der Welt teile.«

fotoespresso: Wann erscheint Dein Buch?

LH: Offiziell ist es ab 30. September 2019 erhältlich. Wer aber jetzt schon einen kleinen Vorgeschmack ­haben ­möchte, kann sich die ersten drei Kapitel bereits ­kostenfrei als Leseprobe herunterladen.

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