Kurztest: Laowa Probe 24 mm f/14

14. Juni 2019
von Steffen Körber
2 Kommentare

Das Laowa Probe 24 mm f/14 ist alleine schon aufgrund seiner eigentümlichen Bauart eines der exotischsten Objektive, das derzeit auf dem Markt verfügbar ist: Es misst gute 40 cm in der Länge und hat im vorderen Bereich einen Durchmesser von gerade einmal 2 cm. Auch die Spezifikationen lesen sich ungewohnt: 24 mm Brennweite, ein Abbildungsmaßstab von 2:1 und eine Anfangsblende von f/14 – ein Weitwinkel-Makro-Objektiv also, das nicht gerade lichtstark ist. Und das zu einem stolzen Preis von aktuell 1.799,00 €. Was sich zunächst seltsam anhört, macht bei näherer Betrachtung aber Sinn. Denn das Laowa Probe ist ein endoskopartiges Objektiv für spezielle Anwendungen. Es lässt sich damit in Bereiche »eintauchen« (wortwörtlich, denn der vordere Bereich ist wasserdicht), in die normalerweise kein anderes Objektiv blicken kann. Und weil es dort oft auch an Licht mangelt, bringt es gleich noch eine integrierte Beleuchtung mit.
Dieses in jeder Hinsicht außergewöhnliche Objektiv hat schnell meine Aufmerksamkeit erregt und so freute ich mich über die Möglichkeit, es mir einmal genauer anschauen zu können.
Auch wenn die Zeit nicht ausreichte, um damit »spektakuläre« Aufnahmen zu machen, wie sie etwa auf der Produktseite des Herstellers zu sehen sind (https://www.venuslens.net/product/laowa-24mm-f-14-2x-macro-probe/) konnte ich mir immerhin einen ersten Eindruck von dem Objektiv verschaffen, den ich in diesem Artikel gerne teilen möchte.

Das Laowa Probe an einer Nikon D750. Das Objektiv ist mittels USB-Kabel an einer externen Stromversorgung (Powerbank) verbunden.

Erster Eindruck

Als ich das Laowa Probe, das vollformattauglich und für die Anschlüsse Arri PL, Canon EF, Nikon F, Pentax K und Sony FE erhältlich ist, von Foto Brenner für Testzwecke erhielt, war ich sofort positiv überrascht. Es kommt in einer verschließbaren Alubox, in der man es z. B. für den Transport sicher verstauen kann. Viel wichtiger aber: Nimmt man das Objektiv in die Hand, vermittelt es sofort einen sehr wertigen Eindruck. Der Tubus ist aus Metall gefertigt und wirkt gut verarbeitet, und dafür ist das Objektiv mit einem Gewicht von gerade einmal 500 Gramm erstaunlich leicht.

Die Frontlinse des Laowa Probe ist von neun LEDs umgeben, die bei Bedarf das Motiv beleuchten.

Integrierte LED-Beleuchtung

Eine Besonderheit, die das Laowa Probe mitbringt, ist die integrierte Beleuchtung. Insgesamt neun LEDs sind rund um die Frontlinse als Ringlicht angeordnet und sorgen für eine gute Ausleuchtung des Motivs – auch und besonders in schwer zugänglichen Stellen. Den Strom hierfür bekommt das Objektiv allerdings nicht aus der Kamera, sondern von einer externen Stromquelle. Sinnvollerweise verwendet man hierfür eine Powerbank. Eine solche ist zwar nicht im Lieferumfang enthalten, es gibt sie aber mittlerweile recht günstig (für ca. 10–20 €) zu kaufen.
Ich hatte anfangs Bedenken, ob sich wirklich ausschließlich mit dem Licht der LEDs arbeiten ließe. Tatsächlich reichte die Leuchtkraft aber bei meinen Versuchen immer aus, um Aufnahmen mit niedrigen ISO-Werten bei durchaus akzeptablen Verschlusszeiten zu machen. Schließlich ist man ja mit der Linse (also auch mit den LEDs) direkt am Motiv und der Lichtabfall entsprechend gering.

Das Laowa Probe in der Praxis

Bei offen zugänglichen Stellen erreichte ich mit der Beleuchtung Verschlusszeiten, mit denen man ­normalerweise gut aus der Hand fotografieren könnte. Bei Makro-Aufnahmen ist das aber nicht wirklich ratsam, weil man sich bis auf wenige Millimeter dem Motiv nähert und schon kleinste Bewegungen den Bildausschnitt und Abstand zum Motiv (also auch den Fokus) verändern. Insofern empfiehlt es sich, mit einem Stativ zu ­arbeiten. Taucht man mit dem Objektiv in Öffnungen ein, fehlt jedes Umgebungslicht, und spätestens dann wird ein Stativ ohnehin Pflicht.
Eine Stativschelle besitzt das Objektiv zwar nicht – diese ist aufgrund des ­geringen Gewichts aber auch nicht unbedingt nötig, denn der Schwerpunkt der Objektiv-/Kamerakombination liegt auf der Kamera, sprich: beim Montieren der Kamera auf einem Stativ geht vom Laowa Probe kein übermäßiger Druck auf das Bajonett der Kamera aus.
Was mir beim Arbeiten mit Stativ und einem herkömmlichen Stativkopf schwerfiel, war das genaue Ausrichten auf das Motiv. Durch die Länge des Laowa ­Probe musste ich sowohl das Stativ als auch den Stativkopf häufig einige Male nachjustieren, um letztlich in ­Zwischenräume zu gelangen. Um sich dies zu ersparen, ist es in jedem Fall ratsam, einen (möglichst langen) Makro-Einstellschlitten zu verwenden.
Was mich beim Fotografieren ebenfalls etwas einschränkte, war die Powerbank, die an dem Objektiv hing. Hier fand sich aber schnell die Lösung, einfach eine kleine Tasche am Stativ zu befestigen, in die man die Powerbank stecken kann.
Schaut man sich die Spezifikationen des ­Laowa ­Probe an, fällt zuerst die Offenblende von f/14 ­»negativ« auf. Sie ist vermutlich der Bauart des Objektivs geschuldet. Tatsächlich stellt sie in der ­Praxis aber kaum Probleme dar. Da die Beleuchtung den ­»Lichtmangel« ausgleicht und man ohnehin auf dem Stativ arbeitet, bleibt nur das Kriterium Schärfentiefe als möglicher Vorbehalt gegen das Objektiv. Tatsächlich ­hatte ich aber beim Fotografieren nie den Wunsch, die Blende weiter zu ­öffnen. Denn durch den geringen Abstand zum Motiv ist die Schärfentiefe selbst bei f/14 äußerst gering

Erster Bildeindruck

Um das Objektiv in der Praxis zu testen, versuchte ich mich an Pflanzenmotiven. Die dabei entstandenen ­exemplarischen Aufnahmen weisen eine vergleichsweise geringe Schärfentiefe auf und reichen nicht aus, um die Qualität wirklich final zu beurteilen. Ich finde die Ergebnisse aber hinsichtlich Schärfe (bereits bei ­Offenblende) und Farbwiedergabe durchaus vielversprechend. Und sie machen deutlich, was der Abbildungs­maßstab von 2:1 in der Realität bedeutet.

Kleine Details werden sichtbar – und scharf abgebildet.f/15 – 1/160 Sek – ISO 400
f/15 – 1/400 Sek – ISO 400

Einsatzbereiche

Auch wenn die hier gezeigten Bilder eher »klassische« Pflanzen-Makros zeigen, bietet das Laowa Probe aufgrund seiner Bauweise beinahe unbegrenzte Anwendungsmöglichkeiten. Einige kreative Beispiele werden bereits auf der Website des Herstellers gezeigt. Ich kann mir aber auch vorstellen, dass das Laowa Probe in der Industrie oder Medizin sowie in der Insekten- und Tierfotografie viele Anwendungsmöglichkeiten findet.

Ungewöhnlich ist die Brennweite des Laowa Probe – mit 24 mm fällt es in die Kategorie Weitwinkel und bringt eine völlig andere Perspektive mit sich als man es von Makro-Objektiven kennt.

Fazit

In der kurzen Betrachtung machte das Laowa ­Probe 24 mm f/14 einen sehr guten Eindruck. Aufgrund seiner Bauweise lassen sich mit dem Objektiv Aufnahmen ­realisieren, die in dieser Form bisher nicht möglich ­waren. Man hat also reichlich Möglichkeiten, ­seine ­Kreativität auszuleben. Bei einem Kaufpreis von 1.799,00 € sollte man sich aber genau überlegen, ob man dieses Objektiv wirklich benötigt. Für bloße ­Spielerei ist es ­sicherlich zu teuer. Wenn es einem aber neue Perspektiven eröffnet und sinnvolle Anwendungsmöglichkeiten bietet, womöglich sogar ein neues ­Geschäftsfeld eröffnet, sollte man sich das Laowa ­Probe durchaus einmal genauer anschauen.

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2 Kommentare:
  1. Ich habe dieses Objektiv schon 2 Jahre und finde es genial für kreative Videoaufnahmen. Ein Durchfilmen durch schwer zugängliche Stellen oder Ähnliches ermöglicht tolle Perspektiven. Auch die Wasserdichtheit ist eine tolle Eigenschaft, besonders bei Produktvideos (https://film.raspbotics.at). Einzig die LEDs an der Vorderseite sind so gut wie immer zu schwach, da das Objektiv Unmengen an Licht schluckt. Besonders wenn man für Tiefenschärfe deutlich abblenden muss. Aber das kann man ja künstlich ergänzen.

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