Analoges Mittelformat: Erste Erfahrungen mit der Mamiya RB67 (3)

20. Oktober 2015
von Boris Karnikowski
13 Kommentare
Bild eines Oleanderstrauchs, aufgenommen mit Kodak Portra 400
Oleander, Kodak Porta 400, f/4

In Teil 1 dieser Artikelserie ging es um Kauf und Instandsetzung der Hardware, in Teil 2 um das Fotografieren mit der Mamiya RB67. In diesem letzten Teil geht es um das, was danach kommt: Entwicklung, Scan und – nun, nicht Nachbearbeitung, aber ein bisschen Verwaltung mit EXIF-Daten.

Entwicklung und Scan

Ist der Film voll (was im Bildformat 6×7 nach 10 Aufnahmen der Fall ist, bei den auch für die RB67 erhältlichen 645-Kassetten nach 16 Aufnahmen), bewegt man den Transporthebel an der Filmkassette solange weiter, bis der Widerstand nachlässt. Dann hat sich der Film von der Spule, mit der er eingelegt wurde, gelöst und sitzt nun auf der eingangs leeren, rechten Spule. Ich habe gelernt, das Blackslide schon vor dem Transportieren zurück in die Kassette zu schieben, damit es sich nicht im Klebestreifen verfängt, der am Filmende hängt. Diesen feuchtet man nach Herausnehmen der vollen Spule wie eine Briefmarke an und legt ihn in Laufrichtung stramm um den Film. Fertig zur Entwicklung!

Wo läßt man also entwickeln (und scannen), wenn man es nicht gleich selbst übernimmt? Grundsätzlich sind die Entwicklungsprozesse normiert – solange ich also eine Standardentwicklung wünsche, sollte es vom Ergebnis her keinen Unterschied machen, wo ich meine Filme entwickeln lasse.

Ich habe bislang zwei Labore ausprobiert. Das erste Labor fand ich nach kurzer Online-Recherche und war mit seinen KB-Entwicklungen und -Scans zunächst ganz zufrieden. Bei 120er-Rollfilm lieferte es aber echten Murks (Fingerabdrücke und Kratzer auf den Negativen, gering aufgelöste Scans, Scans falscher Negative etc. – bei 16,- €/Film für Entwicklung und Scan). Offensichtlich gab es dort zwar eine ausführliche Preisliste für 120er-Dienstleistungen, aber keinen passenden Workflow. Mein zweites Labor fand ich auf Empfehlung: es bietet neben ordentlichen Auflösungen von 1535×1889 px für die Standardscans (ca. 20,- €/Entwicklung und Scan inkl. Datentransfer) auch Sonderentwicklungen wie Push, Pull oder etwa Rodinal (für S/W) und Cross an (was ich für ein gutes Auswahlkriterium halte). Die Scans sind groß genug, um sie kleinformatig auszudrucken oder an einem 21’’-Monitor bildschirmfüllend betrachten zu können. Die teureren Feinscans mit 3708×3035 px erlauben Ausdrucke von ca. 25×31 cm bis 40×50 cm (je nach Betrachtungsabstand), ohne dass das Filmkorn störend ins Auge fiele.

Import und EXIF-Daten

Importiert man dann die gescannten JPGs in die heimische Bildbearbeitungs-/verwaltungssoftware, bleibt nicht mehr viel zu tun – JPGs tolerieren ohnehin nur geringe Belichtungsanpassungen (und auf Bearbeitungen wie Schärfung oder Rauschunterdrückung sollte man im Interesse des Filmkorns verzichten). Man vergibt also beim Import die üblichen Copyright-Informationen, Schlagworte und Wunsch-Dateinamen – und ist auf einmal fertig. Was anfangen mit der freien Zeit? Zum Glück ist da noch diese Sache mit den EXIF-Daten …

Überraschenderweise gibt es im Kamera-Feld der EXIF-Daten Ihrer JPGs Einträge – nämlich vom Scanner Ihres Labors (also Scannermodell und Scan-Datum/-Uhrzeit)! Vielleicht möchten Sie das korrigieren, vielleicht möchten Sie auch andere EXIF-Felder mit Informationen bestücken (die Sie sich – siehe Teil 1 – aus der Luxmeter-App holen könnten, mit der sie zu jeder Belichtungsmessung Zeit, Blende, ISO und GPS protokolliert haben). Wenn Ihre Bildverwaltung das Editieren von EXIF-Daten nicht zuläßt (wie z.B. Lightroom), haben Sie in punkto kostenloser Software nicht allzu viele Optionen. Neben dem sehr beliebten LensTagger-Plugin, das noch nicht für Lightroom 6 verfügbar ist (Stand Oktober 2015), gibt es nur noch das (Open Source-Fans sicher bekannte) ExifTool. ExifTool ist ein Kommandozeilenwerkzeug und kann im ersten Moment sehr abschreckend wirken – aber es ist nicht nur unglaublich mächtig, sondern auch enorm effektiv.

Die Syntax ist grundsätzlich einfach:

exiftool -tag1="Wunschwert" -tag2="Wunschwert" /Zielverzeichnis/Zieldatei.jpg

Die passenden Tags – die Namen für die EXIF-Felder – finden Sie bei einer Online-Recherche nach „ExifTool“ und „Tags“.

Hier ein etwas längeres Beispiel, dass Sie sich nach Belieben zurecht kürzen können, indem Sie einfach die für Sie unrelevanten Tags weglassen (ich arbeite unter OS X und lagere die zu importierenden Bilder im Ordner /Downloads):

exiftool -Lens="Mamiya Sekor f/3.8 90 mm" -FNumber="4" -FocalLength="90" -exposuretime="1/400" -iso="400" -make="Mamiya" -model="Mamiya RB67" -copyright="2015" -artist="Boris Karnikowski" /Users/boris/Downloads/scan-1.jpg

Das sieht dann nach dem Import in Lightroom so aus:

Anzeige der hinzugefügten EXIF-Daten in Lightroom
Die per ExifTool zugefügten EXIF-Daten in Lightroom 6

Nun möchten Sie vielleicht nicht – so wenig wie ich – die Blendenwerte, Verschlusszeiten und das Aufnahmedatum für jedes einzelne Foto nachpflegen. Dann können Sie das ExifTool immer noch einsetzen, um Kamera, Objektiv, evtl. ISO und Copyright-Angaben hinzuzufügen, bevor Sie Ihre Scans in Ihre Bildverwaltung importieren. Das könnte in Abwandlung des obigen Beispiels so aussehen:

exiftool -Lens="Mamiya Sekor f/3.8 90 mm" -FocalLength="90" -iso="400" -make="Mamiya" -model="Mamiya RB67" -copyright="2015" -artist="Boris Karnikowski" /Users/boris/Downloads/*.jpg

Das Sternchen im Dateinamen dient als Platzhalter – es werden also alle JPGs in meinem /Downloads-Ordner mit diesen EXIF-Informationen getaggt.

(Wenn Sie tiefer in die Arbeit mit ExifTool einsteigen wollen, hilft Ihnen vielleicht ein Artikel aus der c’t 7/2015. Darin wird auch die grafische Oberfläche pyExifToolGui beschrieben, die das Arbeiten mit ExifTool deutlich erleichtert.)

Fazit

Nach mehreren Monaten mit der Mamiya RB67 und über einem Dutzend entwickelter Filme fesselt mich das analoge Mittelformat immer noch. Das hat verschiedene Gründe.

Die Mamiya RB67 ist von einer faszinierenden mechanischen Qualität. Sie ist schwer, massiv und sehr robust. Und sie ist herrlich groß: vom großen Body, den man ohne Gurt nur schwer tragen kann, über das große Sucherbild bis hin zum zum großen Negativ. Allerdings: sie ist – trotz breitem Schultergurt – auch schwer transportabel und schlicht ungeeignet für Motive, bei denen Spontanität und Schnelligkeit (von Fotograf und Verschluss) zählen.

Der Charme des Analogen: man verwendet mehr Zeit auf das Fotografieren selbst (und weniger auf die Nachbearbeitung). Mittelformatkameras wie die RB67 fordern das noch stärker als analoge KB-Kameras. Nicht, weil man alles von Hand machen muss (alles!). Sondern, weil im Mittelformat das einzelne Bild noch wertvoller als im KB ist – ein 120er-Rollfilm erlaubt im 6×7-Format nur 10 Bilder. Und mit Entwicklung und Scan in einem Fachlabor schlägt jedes Bild leicht mit € 2,-/Stück zu Buche (und erst dann kann man eine Auswahl treffen – etwa für Feinscans). Es ist also noch wichtiger, jedes Foto vorab ausführlich im Kopf zu gestalten (zu prävisualisieren), bevor man auf den Auslöser drückt.

Sehr gefällt mir auch der im Mittelformat größere Spielraum beim gestalterischen Einsatz von Schärfentiefe. Dieser ist – grob gesagt – doppelt so groß wie beim KB- (oder digitalen Voll-)Format – achten Sie etwa auf das Bokeh im nachfolgenden Bild (gemacht mit f/4 und dem 90 mm-Sekor). Selbst bei Blendenzahlen größer f/11 bleibt Schärfentiefe als Gestaltungsmittel verfügbar.

Bild eines Oleanderstrauchs, aufgenommen mit Kodak Portra 400
Oleander (Kodak Porta 400, f/4 bei 1/400 s)

Das große Sucherbild erleichtert zudem die Komposition des Bildes (in etwa vergleichbar dem Live-View bei digitalen Kameras). Ob ich im originären 6×7- oder im 6×4,5-Bildformat arbeiten möchte, kann ich mir dank unterschiedlich dimensionierter Filmkasetten aussuchen (bei 6×4,5 erhalte ich 16 Bilder aus einem 120er-Film).

Alle Artikel der Serie im Überblick:

1) Analoges Mittelformat: Erste Erfahrungen mit der Mamiya RB67 (1)
2) Analoges Mittelformat: Erste Erfahrungen mit der Mamiya RB67 (2)
3) Analoges Mittelformat: Erste Erfahrungen mit der Mamiya RB67 (3)
4) Ein Jahr analog fotografieren mit der Mamiya RB67

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13 Kommentare:
  1. Hallo Boris,

    es war spannend zu lesen, was du mit der Mamiya alles erlebt hast. Im Fotoespresso 1-2015 (S. 52 ff) wurde u.a. Exif4Film vorgestellt, eine Android App, die alle Aufnahmedaten speichert und später in einem Rutsch in die gescannten Bilder schreibt.
    Mit dem ExifToolGUI kann man sich die Kommandozeilenarbeit ersparen, im Fotoespresso 4-2015 (S. 43) ist zu lesen, wie man kleine Batchdateien anlegt, die diese Arbeit mit einem Mausklick erledigen – zumindest für die Basisdaten des Objektivs.

    Viele Spaß weiterhin mit dem Mittelformat,
    Bernd

  2. Hallo Bernd,

    vielen Dank für die Hinweise! Die Artikel hatte ich nicht gesehen und werde gleich mal nachlesen (zumal ich die py-Oberflaeche zum ExifTool auf meinem Mac noch nicht ans Laufen habe bringen können).

    Schöne Grüße,

    Boris

  3. Hallo,

    ein wirklich klasse Bericht und macht bei mir die Vorfreude noch größer. Ich habe mir heute selbst eine Mamiya RB67 Pro S gegönnt und warte nun auf deren Ankunft.
    Allerdings muss ich mir noch ein Stativ kaufen. Mir fehlt schlicht ein Stativ mit genügend Tragfähigkeit für dieses Monster. Anders kann man die RB67 wohl nicht bezeichnen.

    1. Hallo Mirko,

      dann viel Spaß mit der Pro-S! Ich habe selbst ein relativ leichtes Slik-Stativ mit einem Kugelkopf und einer Wechselplatte, das so bis 3kg trägt, und damit klappt es ganz gut. Wenn Du zusätzlich überlegst, Dir einen Drahtauslöser zu kaufen, tut es nach meiner Erfahrung auch der einfache, den Du einfach in den Auslöser schraubst – die Verschlüsse der alten Sekore können eh nicht nicht > 1 sek. geöffnet bleiben, das können nur die neueren Objektive.

  4. Ein schöner Erfahrungsbericht! Darf ich aber erfahren welches Labor Du nun nutzt? Ich starte auch gerade wieder mit einer Mamiya RZ67 und bin durch Google auf Dich aufmerksam auf Dich geworden. Es wäre schön auch bei der Wahl des passenden Labors von Deinen Erfahrungen profitieren zu können!

    1. Danke, Roy. Klar: meine Farbfilme lasse ich bei blow up in Muenchen entwickeln. Die haben einen Workflow für 120er-Filme (scheinen nicht alle zu haben, die das anbieten) und die Ergebnisse sind immer sehr gut, inkl. der Basisscans, die schon eine vernünftige Auflösung haben (2215×2709). Sie bieten auch Sonderentwicklungen wie Cross etc. an und pushen/pullen gegen geringen Aufpreis. Gutes habe ich auch über Carmencitalab in Barcelona (glaube ich) gehoert, die Negative auch mit Wunscheinstellungen fuer bestimmte Looks scannen. Dauert wohl gar nicht mal so viel länger als beim lokalen Entwickler, wenn man so oder so per Post schickt.

      1. Vielen Dank! Das spart mir viel ausprobieren und Enttäuschung bei der Auswahl eines Labors. Schwarzweiss werde ich langfristig wohl selbst entwickeln und scannen, aber die Farbfilme sollen ins Labor.

  5. Hallo Boris,
    danke das du deine Erfahrungen mit der RB geteilt hast. Ich bin leider erst jetzt auf deine Seite gestoßen aber kann dir bei deinen Eindrücken und deiner Einstellung zur Fotografie nur beipflichten. Ich selbst habe nach über 30 – jähriger „Abstinenz“ wieder angefangen zu fotografieren – auch mit der RB (die ich mir damals nicht leisten konnte). Das ich auch wieder selbst entwickle war eigentlich ab diesem Moment praktisch selbstverständlich.
    Auch wenn etwas verspätet: Ich wünsche Dir weiterhin viel Freude mit dem Mittelformat und der RB.

    1. Hallo Andreas,

      vielen Dank! Ich muss ehrlich sagen: diese Faszination des größeren Formats, der Hardware, die inzwischen erschwinglich ist – das hat bei mir anfangs schon den Ausschlag gegeben. Und die Bilder zu machen, die mir vorschweben, ist immer noch eine Herausforderung – Film richtig einzuschaetzen und zu belichten, die Kamera durch die Gegend zu wuchten mitsamt Objektiven, Stativ und (manchmal) Sportsucher. Einige der Bilder, die ich so gemacht habe, haette ich auch mit weniger Aufwand kriegen koennen. Aber dann haette es nicht so viel Spass gemacht:).

      Dir auch noch viel Freude mit Deiner RB!

      Boris

  6. Hi,
    Bei mir fing das alles anders an 🙂 mit einer gebrauchten Minolta 7000, die hatte ja schon Programmautomatik, 😉 so lernte ich fotografieren. Try and Error war zunächst an der Tagesordnung. Kostete viel Geld damals trotz vieler Lehrbücher. Doch ich blieb dran. So ca. 2 Jahre, bis ich dann zur 700si wechselte, die kurz darauf von der 800si ersetzt wurde. Bis ins Jahr 2002 fotografierte ich ausschließlich analog, digital war einfach unerreichbar für mich. Während dieser Zeit, und jetzt kommt’s 🙂 sammelte ich mit teils feuchten Augen Jahr für Jahr die neu erschienenen Prospekte von den Mamiya Mittelformatkameras. Vor drei Jahren nahm ich diesen Ordner aus dem Regal, blätterte darin herum und fand den Gedanken nicht schlecht, mir JETZT eine der damals (wie heute) unerreichbaren Kameras zu leisten. Ein Blick bei Ebay oder Amazon genügte um aus dem Gedanken Realität werden zu lassen. Jedoch entschied ich mich für eine RZ 67.
    Als sie bei mir ankam, wurde sie zunächst inspiziert und auch nach den beschädigten Dichtungen kontrolliert. Doch wie es aussah, alles in Ordnung. Zum ersten Mal sollte ich nun einen Mittelformatfilm einspulen… wie das denn? So suchte ich mir eine Bedienungsanleitung für mein RZ Modell. Gibt es gepfefferte Preise für Papier, dann dafür 🙂 Aber die Entscheidung war goldrichtig. Wie sonst hätte ich über die ganzen „Eigenarten“ dieser Maschine Wissen erhalten sollen. Filmtest und Lichtdichtigkeit verliefen positiv und so begann ich mich in die Technik des Monsters einzuarbeiten. Es gab viel Ausschuss, sei es durch die Doppel- und Mehrfachbelichtungen, weil man schlicht vergessen hatte, den T/N Schieber des Objektivs auf den richtigen Arbeitsmodus zu stellen. Wutanfälle, warum nicht ausgelöst wurde, ebenso. Das Ding ist ja besser gesichert als Fort Knox. Obwohl mir sehr oft diese Mechanismen fast schon zu viel erschienen, brachte sie die belichteten Bilder zur Welt, wie ich es mir gewünscht habe. Auch ohne Display… 🙂 Sieh an! Als Belichtungsmesser habe ich den digitalen Gossen Variopro auserkoren. Den nutzte ich schon Jahre vorher, wozu also einen neuen erwerben. Selbst bei Gegenlicht waren die Ergebnisse m.E. noch viel besser, als bei den Digitalen Canons.
    Ich habe sie im Studio genutzt, wie im Freien. Wobei ich aus der Hand fotografieren nicht befürworten kann. Mache ich auch nicht mehr. Zu unhandlich und zu schwer. Sie ruht daher auf einem schweren Berlebach Eschenholzstativ, welches natürlich noch mehr Gewicht beim Transport anhäuft. Ist schon ein seltsames Bild, wenn ich mit der angeflanschten Kamera und dem Stativ über der Schulter durchs Dorf laufe… :-)))
    Selbst Filme entwickeln, da habe ich es noch nicht so, obwohl ich vor einigen Jahren die Möglichkeiten besaß in einem Fotoclub diese Arbeiten mit Gleichgesinnten zu verrichten, konnte ich mich bisher nicht dazu durchringen. Mein bevorzugtes Labor ist, wenn es von Interesse sein sollte, https://www.leolab.de/ Bisher keine Beanstandungen meinerseits.
    Bleibt nur noch zu erwähnen, wie Du es ja auch schon sagtest, Es ist anders, das Fotografieren, man muss so viele Gedankengänge in Gang setzen, bevor man den Auslöser drücken kann. Aber es ist eine hervorragende Möglichkeit der Entschleunigung – es tut mir sehr, sehr gut…

    Reinhard

    1. Hallo Reinhard,

      vielen Dank für Deinen schönen Text! Das mit dem Aufsehenerregen kenne ich. Wenn ich mit der RB67 (und Stativ) unter Menschen gehe, komme ich immer irgendwie ins Gespräch, mitten im Ilsetal mit einem ehemaligen Rollei-Ingenieur oder im nächtlichen Prater mit Rapid Wien-Ultras.

      Ich habe es übrigens (nur) ein bisschen bereut, mich damals nicht für die RZ67 entschieden zu haben (größere Objektivauswahl, die Kamera ist heute noch anschlussfähiger, sogar für Digitalbacks – wenn man das möchte).

      Ich wünsch Dir weiter viel Freude in 6×7!

      Boris

  7. Hallo Boris,

    Auf Deinen Artikel zur RB stieß ich zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Ich war eben damit beschäftigt, einen Teil meiner Mamiya RB-Ausrüstung abzulichten zwecks Verkaufs. Und dann Dein Artikel, der mich wieder in´s Schwanken brachte. Vor mehr 30 Jahren kaufte ich mein RB-Equipement nach und nach zusammen, besitze derzeit die ProS und die ProSD, beide in Topzustand. Dazu 8 C-Objektive: 50 (2x!), 65, 90, 127, 180, 250, 360 und das KL75, 4 oder 5 Kassetten, etc. Ich war damals sowas von dieser Fotomaschinerie begeistert, dass ich jenseits allen realen Bedarfs euphorisch sammelte. Dann die Filme, die ich belichtete – alles schwarzweiss: AGFA APX25, Kodak Technical Pan, Fuji Acros. Ein Erlebnis der besonderen Art, wenn ich nach Rückkunft von meinen Fototouren in die Wildnis die Filme in die Entwicklungsdose einspulte, die Entwicklung nach Zeit und Chemie genau plante, entwickelte, nach Entwicklung die Filme zum Trocknen aufhängte, ein Wundertütenerlebnis, wenn die Filme perfekt in Schärfe und Deckung sich danach zeigten. Und die Nächte danach in der Dunkelkammer (DURST 707 mit 90mm Apo-Rodagon) bis zum frühen Morgen. Dann war oft eine Schachtel 30-40cm Fotopapier verbraucht, die Abzüge trockneten an der Wäscheleine oder im Trockner.

    Diese Studiokameras wurden von mir nur outdoor eingesetzt, schleppte diese im lowepro-Rucksack (satte 10kg plus) durch Sümpfe, auf Berge, etc.. Dazu noch gut 4 kg Stativmasse in der Hand. Man war euphorisch, leidensfähig und ein paar Jahrzehnte jünger. Und wie konzentriert ich mir jede Aufnahme überlegte, die Belichtung exakt mit dem MINOLTA Spotmeter F ausmass, anfangs streng, später lässig in Anwendung des Zonensystems nach A. Adams. Die Schärfe der Objektive ein Traum, die Schärfe „eine andere“ als die, die ich nun mit meinen Nikons D750 und D810 produziere. Aber mit nun annähernd 70 Jahren schleppt man sich nicht mehr so belastet durch die Wildnis, Und die Mamiyas machten alles klaglos mit, bei Sommerhitze und im tiefen Winter im bayerisch-böhmisc hen Wald bei minus 10 Grad und darunter.

    Tja, da steht dieser LOWEPRO Rucksack mit meinen Mamiyas, sofort einsatzbereit. Tolle Erinnerungen. Weggeben? Soll ich nochmal loslegen?

    Ach ja: Ich habe noch 4 weitere Mittelformatkameras: 3 x ZENZA BRONICA (SQ-A, SQ-Ai, SQ-B) und eine YASHICA Mat 124G. Der Wahnsinn früherer Jahre galoppierte …

    Gruss an Dich und alle Mamiya-Fans

    Erwin

    1. Hallo Erwin,

      vielen Dank fuer diesen schoenen Kommentar! Und es tut mir leid, wenn ich Dich da in Entscheidungsprobleme gebracht habe. Ich kenne die Situation: hatte schon öfter hin und her ueberlegt (“man kann sich das Leben auch schwerer machen als noetig”, ausserdem habe ich vom langen Tragen einen ramponierten Ellenbogen), aber mich immer wieder gegen einen Verkauf entschieden. Ich weiss gar nicht, wie die Preise im Moment so sind, aber mir taete es leid um diese sehr schoene, sehr schwere Kamera. Auch wenn ich sie im Moment wenig einsetze, nehme ich so oft her, spanne die Objektive einmal durch und freue mich an der Auslösemechanik. Und im Keller liegt noch ein halbes Dutzend Filme, die wollen endlich mal zum Einsatz kommen. – Irgendwann ziehen wir doch wieder los und sind froh, dass wir die Ausruestung nicht verkauft haben!

      Schoene Gruesse, Boris

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