Kleinsch…
Kleine Tipps, die das (fotografische) Leben erleichtern
Teil 2: Bei der Verarbeitung und Entwicklung
Polyesterfilme reißen nicht!
Als ich meinen ersten MACO CUBE 400c entwickelte, gab es beinahe eine Katastrophe:
Wie üblich hatte ich die Filmzunge im Hellen abgeschnitten und den Filmanfang
von Ecken befreit (siehe swmag_wollstein_11.htm).
In den Wechselsack kamen dann ein Flaschenöffner zum Knacken der Patrone,
der Tank und die Spirale. Das Einspulen verlief auch ganz ordentlich. (Da ist
Polyester nach meinen Erfahrungen viel gutmütiger als Triazetat.) Dann
vorsichtig fühlen, ob am Ende Klebeband sitzt oder der Film in den Spulenkern
eingehängt ist. CUBE ist eingehängt. OK. Wie üblich wollte ich
ihn vorsichtig abreißen. Da hatte ich mit Zitronen gehandelt! Der ließ sich
einfach nicht abreißen. Und eine Schere in den Wechselsack holen war
jetzt auch nicht mehr drin, da der Film schon aus der Patrone raus war. Da
fiel mir dann auch wieder eine Geschichte aus der Praxis der Verkehrspolizei
ein, die ein Bekannter mir erzählt hatte, und die ich unter dem Stichwort
Fotografenlatein verbucht hatte. Er hatte behauptet, Kollegen hätten in
Ermangelung eines Abschleppseils mithilfe eines Verkehrsüberwachungsfilms
auf Polyesterträger ein Auto abgeschleppt. Ich hatte das damals als Blödsinn
abgetan, aber es wurde plötzlich erheblich glaubhafter. Sei es nun wahr
oder nicht: Ich habe den Film mit viel Mühe abdrehen können und hatte
auch das Glück, dass das letzte belichtete Bild noch reichlich vor dem
Filmende lag. So wurde es nicht durch meine Fingerabdrücke versaut.
Fazit 1: Bei Filmen mit PET-Träger sollten Sie eine Schere mit in den
Wechselsack nehmen.
Fazit 2: Wenn Sie einen PET-Film in der Kamera haben, transportieren Sie NIE
mit Gewalt. Der Film hält, die Kamera muss dann Ihre ganze Kraft ertragen,
was nicht jede verträgt.
Der Widerspenstigen Zähmung: Planlage von Polyesterfilmen
Filme auf Polyesterbasis – das wurde an anderer Stelle schon erläutert – sind
mechanisch wie chemisch haltbarer als solche auf Triazetatbasis. Die Kehrseite
ist, dass solche Filme auch wirklich widerspenstig sein können. Wenn Polyester
einmal eine Krümmung hat, neigt es dazu, diese zu behalten. Haben Sie
also Ihren Kodak HIE, MACO CUBE 400c, Agfa Copex Rapid oder Kodak Imagespeed
HQ ähnlich endlich entwickelt und ausgewässert und zum Trocknen über
Nacht aufgehängt, finden Sie am nächsten Morgen in der Duschkabine
etwas vor, das stark an einen Fliegenfänger erinnert: Der Film hängt
da, zusammengezogen wie ein Korkenzieher. Wie schlimm es wird, hängt noch
ein bisschen vom Film und den Trocknungsbedingungen (Temperatur, Restfeuchte)
ab.
Bei polyesterbasierten Filmen ist es mehr als nur empfehlenswert, beim Trocknen
das untere Ende des Films mit einem schweren Clip zu versehen. Dass der Film
reißt, brauchen Sie eigentlich nicht zu befürchten, wenn Sie es
vermeiden, zum Aufhängen perforierende Klammern zu verwenden. Hängen
Sie dagegen den Film mit einer nur klemmenden Klammer sicher auf, können
Sie erstaunliche Gewichte daran aufhängen. (Siehe Schleppseil-Anekdote
oben.) Sie brauchen es aber nicht zu übertreiben. Hängen Sie nur
eine nicht zu leichte Klammer daran, die verhindert, dass der Film sich beim
Trocknen aufrollt. Mehr ist vermutlich nicht wirklich nützlich. Der Film
wird vermutlich auch nach einer solchen "Hängepartie" immer
noch nicht völlig plan liegen, v.a. neigt er in der Wärme eines Leuchttischs
wieder zum Aufrollen.
Völlige Planlage erreicht man auch bei Polyesterträgern ohne Probleme,
wenn die Filme zusätzlich zur Emulsionsschicht eine so genannte NC-Schicht
(NC = non-curling) auf die Rückseite gegossen bekommen. Dass das nicht
durchgängig passiert, liegt an zweierlei:
1. sind die meisten Polyesterfilme (noch) etwas abartige Spezialitäten,
die nicht für "normale" Fotografen bestimmt sind (etwa Mikrofilme
und IR-Filme), sondern für besondere Anwendungen wie Verkehrsüberwachung
(Starenkästen), Mikroverfilmung von Dokumenten, Luftaufklärung usw.
Dabei ist die beschriebene Neigung des Films nicht von Bedeutung, aber die
Stabilität des Polyesterträgers für die durchgängig maschinelle "Handhabung" des
Films und die Archivierung unverzichtbar.
2. kostet so ein zusätzlicher Guss fast genau dasselbe wie der Guss der
eigentlichen lichtempfindlichen Schicht. Wer also nach plan liegendem Polyesterfilm
ruft, muss ggf. bereit sein, diesen auch zu bezahlen, und das tun wir Fotografen
nicht gerne.
Einen deutlichen Einfluss auf die Bockigkeit von Polyesterfilmen haben lt.
MACO-Pressemitteilung die Netzmittel: Derzeit sollen nur zwei Netzmittel für
Polyesterfilme optimiert sein und die Planlage unterstützen, und zwar
LP-MASTERPROOF und Kodak Photo Flo. Denken Sie aber daran, dass beim Netzmittel
nicht nach der Devise verfahren werden sollte: "Viel hilft viel." (Siehe
auch swmag_wollstein_08.htm.)
Ich selbst habe recht positive Erfahrungen mit Agfa Agepon gemacht.
Kaffee muss sich setzen – Pulverentwickler auch!
Die Antwort auf die alte Scherzfrage "Wer hat es bequemer: der Kaffee
oder der Tee?" lautet bekanntlich "Der Kaffee, denn er darf sich
setzen, während der Tee ziehen muss." Gleiches gilt bei Entwicklern,
die Sie aus Pulver ansetzen:
Wer Pulverentwickler gleich verwendet, wenn er klar aussieht, sollte mit Überraschungen
aller Art rechnen, zumindest aber mit punktförmigen Entwicklungsfehlern.
Pulverentwickler sollte man in aller Regel nach dem kompletten Auflösen
der Chemie, wenn er schon richtig schön klar aussieht, vor der Benutzung
ein paar Stunden stehen lassen, am besten über Nacht. Erst dann ist man
einigermaßen sicher, dass keine nicht aufgelösten Kristalle mehr
drin suspendiert sind, die die besagten Pünktchen hervorrufen.
Überhaupt nicht empfehlenswert ist es, diesen Prozess durch langes und heftiges
Rühren mit einem Magnetrührer oder einer ähnlichen Vorrichtung – oder
noch schlimmer: durch Schütteln – beschleunigen zu wollen. Dabei
wird so viel Luft in innigen Kontakt mit dem Entwickler gebracht, dass eine
Menge Entwicklungsagenz oxidiert wird.
Vorrat von Wasser bei Raumtemperatur
Für die Vorwässerung, Entwicklung und das Wässern nach der Ilford-Methode
benötigt man Wasser bei Raumtemperatur. Aus der Leitung kommt aber i.d.R.
Wasser, dessen Temperatur im Jahreslauf zwischen 4 °C und 18 °C schwankt.
(Mehr als 18 °C hatte ich selbst dieses Jahr nicht.) Aber die Temperatur
der häuslichen Umgebung ist, von gelegentlichen Ausnahmen einmal abgesehen,
in unseren Breiten doch recht konstant im Bereich um 20 °C. Was liegt also
näher, als sich am Vorabend einer Entwicklungs-Session einen Kanister
Wasser in die Ecke zu stellen? Am nächsten Abend haben Sie dann Wasser
bei nahezu 20 °C, für alle Zwecke außer der Entwicklung selber
jedenfalls hinreichend genau.
Wenn Sie nicht am Vorabend an die Bereitstellung denken möchten, empfiehlt
es sich, immer einen Vorrat zu halten. Damit das Wasser nicht veralgt, ist
ein lichtundurchlässiger Kanister empfehlenswert. Sollten Sie einen luxuriösen
Metallbehälter nutzen, achten Sie darauf, dass es Edelstahl ist, damit
sich keine Metallionen im Wasser lösen. Diese könnten insbesondere
bei Verwendung des temperierten Wassers für Entwickleransätze zu
unerwarteten Resultaten führen.
Entwicklung bei höheren oder tieferen Temperaturen
Manche Entwickler sind für höhere Temperaturen als 20 °C formuliert.
Ein solches Beispiel ist LP-CUBE XS, der zwar herausragende Resultate bei Schärfe
und Körnigkeit bringt, aber leider nur bei 24 °C und dann auch noch
mit langen Entwicklungszeiten verarbeitet werden soll. Da wie oben erwähnt
unsere gute Stube meist nur eine Umgebungstemperatur von 20 °C aufweist,
sehen sich viele Fotografen, die nicht im Besitz eines temperierbaren Prozessors
sind, außer Stande, solche Entwickler auszuprobieren.
Haben Sie einmal ausprobiert, wie lange es dauert, bis sich 1 l Wasser von
anfänglich 24 °C in einer Umgebung mit 20 °C messbar abkühlt?
Ich habe vor nicht allzu langer Zeit eine alte Kunststoff-Teigschüssel
halb mit 24-grädigem Wasser gefüllt und das als Mantelbad für
einen JOBO-Kipptank genutzt. Über die Entwicklungszeit von fast 30 min
betrug die Abkühlung weniger als ¼ Grad! Damit kann man leben.
Sie sollten
• zur Verbesserung der Isolation lieber Kunststoffbehälter als Metallbehälter
für das Mantelbad nutzen; ganz hervorragend sind Hartschaum-Elemente (besser
bekannt als Styropor™), wie sie auch zur Verpackung verwendet werden.
• für eine möglichst innigen Kontakt zwischen Mantelbad und Tank und
für eine kompakte Form des Mantelbades sorgen, also nicht den Tank in
eine flache Schale mit Wasser stellen. Bei einer solchen Konfiguration steht
der größte Teil der Außenfläche des Tanks "im Freien" und
wird nicht temperiert, und das Wasser hat eine große Grenzfläche
zur kälteren Umgebung, kühlt sich also schneller ab.
• ein nicht zu kleines Volumen nutzen. Bei größeren Volumina ist die
Trägheit größer, und das Verhältnis von Oberfläche
(Wärmeabgabe an die Umgebung) zu Inhalt (Trägheit) ist günstiger.
500 ml erscheinen mir ein vernünftiges Minimum für einen JOBO-Tank
für zwei Filme.
Natürlich funktioniert so ein Mantelbad auch zum Kühlen, wenn z.
B. wie in diesem Sommer die Raumtemperatur ungemütlich hoch wird und die
Entwicklungszeit schon bei 20 °C nur 5 min betrug.
Man kann natürlich auch mit Mut zum Risiko einfach den Entwickler etwas
wärmer (kälter) als auf Solltemperatur in den nackten Tank füllen.
Nach der Entwicklung ist er dann etwas kälter (wärmer), und die beiden
entgegengesetzten Abweichungen gleichen sich hoffentlich aus. Das wird noch
in einigen Büchern aus meiner fotografischen Anfangszeit empfohlen. Dazu
müsste man aber ausprobieren, wie groß die Abkühlung/Erwärmung
von z. B. 500 ml Entwickler über die gewünschte Zeit ist. Erwärmt
sich der Entwickler bei 30 °C Außentemperatur innerhalb der Entwicklungszeit
um 2 °C ab, müsste es gut hinkommen, wenn ich ihn statt mit 20 °C
mit 19 °C in den Tank kippe. Dann müsste er ziemlich genau mit 21 °C
herauskommen. Aber in der Zeit, die ich brauche, um das herauszufinden und
die Lösung auf 19 °C zu temperieren, habe ich auch ein Mantelbad mit
20 °C angesetzt.
Knapp daneben: Entwicklungszeiten bei geänderter Temperatur
Ilford-Datenblätter sind zwar insofern vorbildlich zu nennen, als man
dort genaue Anweisungen findet, wie die Entwicklungszeiten anzupassen sind,
wenn man einmal nicht bei 20 °C entwickeln kann, doch finde ich die in
den Datenblättern im Format einer Luxus-Briefmarke gedruckten Grafiken
nicht nur wegen ihrer Größe furchtbar ungenau, sondern auch extrem
anwenderunfreundlich. Dazu noch das "Loch" in der Grafik zwischen
6 und 8 sowie 8 und 10 Minuten...
Einfacher macht es eine Tabelle, wie ich Sie ihnen nachfolgend angebe. Die
Quelle zu dieser Tabelle stammt, wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht,
auch von Ilford. Ich habe Sie vor Jahren im Internet gefunden und von Grad
Fahrenheit in Grad Celsius umgerechnet. Die Werte sind daher leicht gerundet.
In der Literatur (z. B. Haist, Modern Photographic Processing, oder Mason,
Photographic Processing Chemistry) wird angegeben, dass nicht für alle
Film/Entwickler-Kombinationen dieselbe Funktion für die Umrechnung von
Soll-Temperatur auf Ist-Temperatur verwendet werden kann. Es werden aber mehr
oder minder komplizierte Formeln angegeben, die oft funktionieren sollen. In
meiner praktischen Erfahrung hat sich die nachfolgende Umrechnungstabelle (Sie
hängt bei mir im Bad an der Wand.) verlässlich brauchbare Resultate
liefert.
Die Tabelle benutzen Sie so: Suchen Sie sich in der Kopfzeile die Spalte mit
der Soll-Temperatur (meist 20 °C), für die die Entwicklungszeit gilt.
Wandern Sie in der Spalte nach unten, bis Sie zu der entsprechenden Zeit kommen.
Gehen Sie dann seitwärts bis in die Spalte der tatsächlichen Temperatur.
Die Zeit, die Sie dort finden, ist die angepasste.
18 °C | 19 °C | 20 °C | 21 °C | 22 °C | 24 °C |
5 | 4 1/2 | 4 | 3 1/2 | 3 1/4 | 2 1/2 |
5 1/2 | 5 | 4 1/2 | 4 | 3 3/4 | 3 |
6 | 5 1/2 | 5 | 4 1/2 | 4 | 3 1/4 |
6 1/2 | 6 | 5 1/2 | 5 | 4 1/2 | 3 1/2 |
7 1/4 | 6 1/2 | 6 | 5 1/2 | 5 | 4 |
8 | 7 1/4 | 6 1/2 | 6 | 5 1/4 | 4 1/2 |
8 3/4 | 7 3/4 | 7 | 6 1/2 | 5 3/4 | 5 |
9 1/4 | 8 1/4 | 7 1/2 | 6 3/4 | 6 | 5 1/4 |
9 3/4 | 8 3/4 | 8 | 7 1/4 | 6 1/2 | 5 1/2 |
10 1/2 | 9 1/2 | 8 1/2 | 7 3/4 | 7 | 6 |
11 1/4 | 10 | 9 | 8 | 7 1/4 | 6 1/4 |
11 3/4 | 10 1/2 | 9 1/2 | 8 1/2 | 7 3/4 | 6 1/4 |
12 1/2 | 11 1/4 | 10 | 9 | 8 | 7 |
13 | 11 3/4 | 10 1/2 | 9 1/2 | 8 1/2 | 7 1/4 |
13 3/4 | 12 1/4 | 11 | 10 | 9 | 7 1/2 |
14 1/4 | 12 3/4 | 11 1/2 | 10 1/2 | 9 1/4 | 8 |
14 3/4 | 13 1/4 | 12 | 10 3/4 | 9 3/4 | 8 1/4 |
15 1/4 | 13 3/4 | 12 1/2 | 11 1/4 | 10 | 8 3/4 |
16 | 14 1/2 | 13 | 11 3/4 | 10 1/2 | 9 |
16 3/4 | 15 | 13 1/2 | 12 | 11 | 9 1/4 |
17 1/4 | 15 1/2 | 14 | 12 1/2 | 11 1/4 | 9 3/4 |
17 3/4 | 16 | 14 1/2 | 13 | 11 3/4 | 10 |
18 1/2 | 16 3/4 | 15 | 13 1/2 | 12 1/4 | 10 1/2 |
19 1/4 | 17 1/4 | 15 1/2 | 14 | 12 3/4 | 10 3/4 |
19 3/4 | 17 3/4 | 16 | 14 1/2 | 13 | 11 |
20 1/2 | 18 1/2 | 16 1/2 | 14 3/4 | 13 1/2 | 11 1/2 |
21 | 19 | 17 | 15 1/4 | 13 3/4 | 11 3/4 |
21 3/4 | 19 1/2 | 17 1/2 | 15 3/4 | 14 1/4 | 12 |
22 1/4 | 20 | 18 | 16 1/4 | 14 1/2 | 12 1/2 |
22 3/4 | 20 1/2 | 18 1/2 | 16 3/4 | 15 | 12 3/4 |
23 1/2 | 21 | 19 | 17 1/4 | 15 1/2 | 13 1/4 |
24 1/4 | 21 3/4 | 19 1/2 | 17 1/2 | 16 | 13 1/2 |
24 3/4 | 22 1/4 | 20 | 18 | 16 1/4 | 13 3/4 |
Beispiel:
Solltemperatur: 20 °C, Entwicklungszeit bei 20 °C: 11 min
Tatsächliche Temperatur: 19 °C, korrigierte Entwicklungszeit: 12
min 15 s
Dass zumindest bei intermittierender Bewegung eine Entwicklung bei 24 °C
nicht einfach durch einen Faktor auf 20 °C umgerechnet werden kann, wird
leicht klar: Durch die Veränderung der Zeit verändert sich bei Entwicklung
hier das Verhältnis der Zeiten, während derer der Film bewegt wird
und während derer er ruht. Der Unterschied ist allerdings kein großer,
und ich würde annehmen, dass dieser Effekt nur bei kurzen Zeiten und
seltener Bewegung eine wesentliche Rolle spielt.
Leichte Abweichungen sind aber immer drin, und ob die nun auf eine nicht
ganz exakte Temperaturanpassung zurückzuführen sind oder auf die vorstehend
beschriebenen Einflussgrößen, wird schwer zu klären sein. Wenn
Sie also 100%ig reproduzierbare Resultate brauchen, bleibt Ihnen nur übrig,
für 100%ig identische Bedingungen zu sorgen, also erforderlichenfalls
zu kühlen oder zu heizen.
Verwenden Sie solche Tabellen nicht für beliebig große Korrekturen.
Sie sollten also nicht mit einer solchen allgemeinen Tabelle von 24 °C
auf 18 °C korrigieren (oder zumindest nicht erwarten, dass die Resultate
stimmen), nur weil die Tabelle das hergibt. Tabellen, Formeln und auch Faktoren
sind Näherungen, die nur für kleine Korrekturen gelten.
Luftoxidation von Entwickler
Zwar halte ich persönlich nicht viel von mehrfach zu nutzenden Entwicklern,
speziell dann nicht, wenn man nur einen geringen Durchsatz hat, aber manch
einer will aus diesem oder jenem Grund nicht von seiner Lieblingssuppe lassen.
Für leber- und geschmacksbewusste gibt es so genannte Wine Saver®,
Gummistopfen und zugehörige kleine Handpumpen, mit denen man Flaschen
evakuieren kann. Dasselbe kann man auch mit Entwicklerflaschen machen, vorausgesetzt,
die Flaschen sind aus Glas (Kunststoff beult sich unter dem Außendruck
zusammen, wenn die Flasche evakuiert wird und ist zudem erstaunlich gasdurchlässig.)
und der Stopfen passt. Von der Benutzung von Weinflaschen als Chemikaliengefäße
rate ich ab. Aus gutem Grund ist die Lagerung von Chemie in Lebensmittelgefäßen
eine ganz miese Praxis. Es gibt auch Glasflaschen, bei denen keine Verwechslungsgefahr
besteht und in die die Stopfen passen.
Fixierbad-Recycling
Bei den Kapazitäten von Fixierbädern fällt auf, dass die Grenzwerte
für den höchstzulässigen Silbergehalt bei Papierbädern
viel niedriger liegen als bei Filmbädern (siehe z. B swmag_wollstein_09.htm).
Man kann daher Bäder, die für Papier nicht mehr brauchbar sind, für
Filme noch eine Weile nutzen. Ich empfehle das allerdings nur für das
erste Bad einer Zweibad-Kaskade!
Niemals sollten Sie aber auf den Gedanken kommen, angebrauchtes Filmbad für
Papier zu benutzen, selbst dann nicht, wenn der Silbergehalt noch gering ist.
Warum nicht? Viele Filme, insbesondere solche mit Flachkristallen (Kodak T-max,
Ilford Delta) und höherer Empfindlichkeit, enthalten Jodid. In dem vorstehend
zitierten Artikel habe ich erläutert, wie Jodid den Fixierprozess behindert.
Bei Papier können Sie nicht wie bei Film auf einfache Weise die Klärzeit
bestimmen und so merken, dass ein Bad vielleicht trotz geringen Silbergehaltes
(wg. hohen Jodidgehaltes) jenseits seiner Kapazitätsgrenze angekommen
ist.
Film-Klebeband: Knibbeln, nicht reißen
Manche KB-Filme sind mit Klebeband an den Spulenkern gelebt, Rollfilme sind
mit Klebeband auf das Schutzpapier geklebt. Vor einiger Zeit berichtete mir
ein Leser (dessen Namen ich leider nicht mehr weiß und dessen Mail leider
unauffindbar ist), er habe zur Untersuchung der Wirksamkeit seiner Wässerungsmethode
durch ein Analytik-Labor Filmstücke analysieren lassen, und dabei sei
Erstaunliches zu Tage gekommen: Manche der Filmstücke, alle aus demselben
Film, wiesen eine um ein Vielfaches höhere Thiosulfat-Restkonzentration
auf als andere. Der Schuldige war bald gefunden: Die Stücke mit der hohen
Thiosulfat-Konzentration waren die, die beim Trocknen unterhalb des Klebestreifens
gehangen hatten. Aus dem Film wässert das Thiosulfat schnell aus, aber
aus dem papiernen Klebeband nicht. Wenn dann Restwasser aus dem Klebeband am
Film herunterläuft und eintrocknet, kontaminiert es ihn.
Fazit: Klebeband nicht durchreißen, sondern möglichst vom Filmende
komplett abknibbeln oder den Film vor dem Klebeband abschneiden. Wenn das alles
nicht geht, sollten Sie wenigstens das mit Klebeband "behaftete" Ende
vor dem Trocknen, besser noch vor dem Wässern, abschneiden oder wenigstens
nach unten hängen.
Netzmittel
Gut Ding will Weile haben!
Setzen Sie Ihr Netzmittel nicht erst an, wenn Sie es brauchen! Beim Ansatz
entsteht durch die Mischerei oft Schaum, und Dank großer Oberfläche
und geringem Gewicht läuft er nur schlecht von der Filmoberfläche
ab. Konsequenz: Er trocknet auf dem Film ein und hinterlässt Flecken.
Ich habe mir deswegen schon vor Jahren angewöhnt, mein Netzmittel schon
vor dem Entwickler anzusetzen. Auf die Weise hat evtl. entstehender Schaum
mindestens ein Viertelstündchen Zeit zu zerfallen. Aber möglichst
abgedeckt stehen lassen, damit wenig Staub hineinfällt.
Falsche Sparsamkeit
Netzmittel sollte man nur dann mehrfach verwenden, wenn hintereinander weg
mehrere Filme verarbeitet. Es ist nicht für mehrfache Nutzung gemacht.
Seine Kapazität, wenn man sie so nennen möchte, würde dafür
sicher ausreichen (von oberflächenaktiven Stoffen reichen kleinste Mengen).
Aber das Zeug wird schnell gammelig, und es sammelt Staub.
Wenn Sie 250 ml ansetzen und darin nacheinander vier Filme baden (Das mache
ich oft.) klappt das prima. Aber aufheben bis zum nächsten Tag – nein
danke.
Von der Praxis, Netzmittel mittels Sprühflaschen auf den Film aufzutragen
halte ich wg. der unvermeidlichen Schaumbildung (s.o.) und der meist praktizierten
längeren Lagerung des angesetzten Netzmittels gar nichts.
Hier lohnt überzogene Sparsamkeit m.E. kaum. Schließlich ist die
Anschaffung einer Flasche Netzmittel für weniger als 5 Euro angesichts
der Verdünnungen von 1+100 bis 1+1 000 für die meisten von uns
schon fast eine mittelfristige Investition.
Schaum vor dem Mund durch Netzmittelreste?
Nein, ich rede nicht über die Gefahren, die entstehen, wenn man Laborgefäße
auch für Nahrungsmittel verwendet. Das tut doch wohl niemand, der halbwegs
klaren Verstandes ist, oder? Aber man kann schon Schaum vor dem Mund kriegen,
wenn der Entwickler durch Netzmittelreste so schäumt, dass man beim Kippen
der Dose den Eindruck hat, der Entwickler hätte gar keinen Platz mehr.
Keine Angst: Nach meinen Erfahrungen ist es nicht so schlimm. Auch mir ist
das schon passiert, und die entsprechenden Filme wurden astrein entwickelt.
Diese Erklärung für fehlentwickelte Filme habe ich eigentlich nur
in der Anfangszeit im Zusammenhang mit Gigabitfilm gehört. Auf der anderen
Seite weiß ich, dass Herr Schain von SPUR seinem speziell auf den Agfa
Copex Rapid (Gigabitfilm ist auch nichts anderes Agfa Copex Rapid, verkauft
mit spezieller Chemie.) abgestimmten Entwickler gezielt Netzmittel zusetzt.
Es kommt also sehr auf die Entwicklerzusammensetzung an.
In alten Büchern liest man mitunter sogar noch die Empfehlung, dem Filmentwickler
eine winzige Menge Netzmittel (schlimmer noch: Spülmittel) zuzusetzen,
um die Benetzung des Films zu beschleunigen und gleichmäßiger vonstatten
gehen zu lassen. Ich würde das heute nicht mehr empfehlen. Zum einen waren
die damaligen Filme robuster als ihre heutigen, hoch- und vielleicht teilweise überzüchteten
Nachkommen. Zum anderen gehe ich davon aus, dass die Fotochemie-Hersteller über
die letzten 30 bis 40 Jahre erheblich dazugelernt haben und ihren Entwicklern
im eigenen Sinne alles zusetzen, was für eine gleichmäßige
Entwicklung nötig ist.
Dennoch sollte man im Sinne einer reproduzierbaren und sauberen Arbeitsweise
die Verschleppung von Chemikalien grundsätzlich vermeiden. Würde
man die Filmspiralen nach der Schlusswässerung trocknen lassen, wäre
ja alles prima. Sie wären dann mindestens so sauber wie ein gewässerter
Film, sollten also per Definition richtig sauber sein. Aber das Netzmittelbad
kommt danach, und – wie gesagt – winzige Spuren Netzmittel reichen,
um eine Wirkung zu erzielen. Damit meine Spulen netzmittelfrei sind, verfahre
ich wie folgt: Nach Entnahme des Films spüle ich die (zerlegten) Spulen
und meine geliebte Salatschleuder (swmag_wollstein_08.htm)
mit Wasser aus. Dann nutze ich die Schleuder als Schüssel, in der ich
die benutzten Spulen mit Wasser bedeckt ein Weilchen liegen lasse. Nach einem
weiteren Wasserwechsel sind die Spulen nach meinen Erfahrungen sauber.
Beim Tank stellt sich das Problem nicht, wenn man für das Netzmittelbad
nicht denselben Behälter nutzt wie für die restliche Verarbeitung.
Ich habe ein altes Tankunterteil, das ich nur noch für diesen Zweck benutze.
In das Netzmittelbad tauche ich immer nur die nötigsten Dinge, will sagen:
ausschließlich die Spulen mit den Filmen, nicht aber Spulenachse und
anderes entbehrliches Zubehör. Die beste Kontamination ist nämlich
die, die nicht stattfindet.
Einen Nachtrag zu diesem Artikel finden Sie im nächsten Kolumnenbeitrag.