Oh Schreck, ein Fleck!
Oder: Trocknen von Filmen und Entstauben von Negativen
Auch wenn Sie normalerweise
nicht gleich aus einer Mücke einen Elefanten machen, wenn Sie ein Negativ
vergrößern, vergrößern Sie auch viele kleine Stäubchen
so weit, dass sie gut sichtbar werden. Fusseln sind lichtundurchlässig,
zeigen sich also im Negativ als weiße Flecken. Nach einer speziellen Durchführungsvorschrift
zu Murphys Gesetz für die Fotografie liegt ein Stäubchen im Negativ
auch nie an Stellen maximaler Dichte, die Sie weiß vergrößern,
sondern immer mindestens in den Mitteltönen oder in den Schatten, wo der
weiße Fleck besonders auffällt.
Neben Staub gibt es aber auch ein paar andere Quellen von ärgerlichen Flecken,
die mit der Schlussbehandlung des Films nach der Entwicklung zu tun haben. Ich
fange daher diesen Artikel da an, wo die Schlusswässerung aufhört.
Welche Arten von Flecken
gibt es?
Ohne dass damit ein Anspruch auf Vollständigkeit gegeben wäre, sind
mir bisher die folgenden Arten von Flecken untergekommen:
Kalkflecken
Schaumflecken
Staub
Kratzer
Fingerabdrücke
Newtonringe
Stufe 1: Schlussbehandlung
Voll die Härte: Kalk im Wasser
In meiner Gegend ist das Wasser beinhart, enthält also Unmengen von Kalzium-
und Magnesiumsalzen, die nach dem Trocknen des Films als Ränder zurückbleiben.
Angeblich sollen Netzmittel dieses Problem lösen, aber so richtig glücklich
war ich damit allein nicht.
Viel hilft viel. Nach diesem Grundsatz verfahren auch Fotolaboranten immer wieder,
obwohl sie es eigentlich besser wissen sollten. Bei Netzmitteln gilt eigentlich
"Wenig hilft viel.", denn es handelt sich um so genannte oberflächenaktive
Stoffe, die in winzigsten Konzentrationen wirken. In den Dosierungsempfehlungen
von Netzmitteln werden Sie i. d. R. Verdünnungen von 1+200 und größer
finden, und selbst die sind oft noch hoch gegriffen. Nach meiner persönlichen
Erfahrung würde ich Ihnen empfehlen, es einmal mit 80 % des vom Hersteller
empfohlenen Wertes zu versuchen. Meist wird das ebensogut oder besser funktionieren.
Wenn Sie das Netzmittelbad für einen KB-Film ansetzen, müssen Sie
bei 250 ml Badvolumen und einer Verdünnung von 1+400 (z. B. Tetenal Mirasol)
0,6 ml abmessen. Dazu eignet sich eine Pipette oder eine 1- oder 2-ml-Einwegspritze
aus der Apotheke. Messen Sie das Netzmittel genauso penibel ab wie Ihren Entwickler,
denn zuviel Netzmittel führt zu übermäßigem Schaum, der
vom Film schlecht abläuft und Trockenflecken ergibt. Sollte Ihnen diese
Feindosiererei Kopfzerbrechen bereiten, suchen Sie besser nach einem Netzmittel,
dass weniger konzentriert ist und daher weniger verdünnt werden muss (z.
B. Agfa Agepon: 1+200).
WARNUNG: Beim Netzmittel so zu verfahren wie bei Entwicklerstammlösungen, also das Netzmittel beim Kauf 1+1 zu verdünnen und dann diese "Stammlösung" zu verwenden, kann ich nicht empfehlen. Viele Netzmittel würden bei diesem Vorgehen vermutlich innerhalb der nächsten paar Wochen vergammeln. Eine Ausnahme hiervon könnte Tetenals Mirasol sein, dem antibakterielle Eigenschaften nachgesagt werden, aber ich habe es nicht getestet und würde es nicht darauf ankommen lassen. Zudem hatte ich vom Geruch her den Eindruck, dass Mirasol Formaldehyd, eine recht unangenehme und giftige Chemikalie enthält. Auf Tetenals Antwort auf meine diesbezügliche Anfrage wartete ich bei Redaktionsschluss dieses Artikels seit mehr als einer Woche. (Aus meiner Sicht kein toller Kundendienst!) |
Netzmittel sollen dafür
sorgen, dass das Wasser von der Oberfläche gleichmäßig abläuft,
also keine Tropfen bildet, deren Ränder Sie nach dem Trocknen auf dem Negativ
finden. Soweit die Theorie. Bei mir hat das nicht gereicht. Ich hatte bei unserem
notorisch harten Wasser immer noch Trockenflecken. Es ist bekannt, dass man
in Gegenden mit hartem Wasser bei vielen Waschmitteln mehr Waschmittel braucht.
Ich gehe davon aus, dass unter solchen Bedingungen auch Netzmittel einen Teil
ihrer Wirksamkeit verlieren.
Sollten Sie doch einmal Kalkflecken auf Ihrem Film haben, verpassen Sie ihm
ein Bad in frischem Stoppbad. Das ist leicht sauer und löst den Kalk wieder
auf. Danach wässern Sie noch einmal wie gewohnt und versuchen eine andere
Schlussbehandlung.
Entmineralisiertes Wasser = wirklich nur Wasser?
Von der Logik her hätte ich erwartet, dass ein Schlussbad in entmineralisiertem
Wasser (oder dem, was im Drogeriemarkt als destilliertes Wasser erhältlich
ist) ohne jeden Zusatz völlig ausreicht, um Kalkflecken zu vermeiden. In
der Tat ist entmineralisiertes Wasser nicht völlig frei von Mineralien,
und ohne Netzmittel bildet es Tropfen, die nicht sauber ablaufen und nach dem
Trocknen Flecken hinterlassen.
Auch wenn es allein nicht ausreicht, rate ich Ihnen, entmineralisiertes Wasser
für die Schlussbehandlung zu verwenden, aber eben mit sparsam dosiertem
Netzmittel.
Abstreifer - Nein danke!
Es liegt doch auf der Hand: Gibt es keine Tropfen auf der Filmoberfläche,
so gibt es auch keine Trockenflecken. Also muss möglichst viel Oberflächenwasser
schon vor dem Aufhängen vom Film entfernt werden. Daher werden immer noch
in vielen Büchern Filmabstreifer empfohlen. Ich habe sogar schon Empfehlungen
gehört, Wischblätter von Autoscheibenwischern zu benutzen. So sollen
z. B. die von einer 70er Baureihe des VW Bulli ganz besonders weich und daher
hervorragend geeignet sein. "Tun Sie's nicht!", kann ich Ihnen nur
raten. Selbst wenn der Abstreifer frisch und hervorragend in Schuss ist, kann
er unterwegs auf dem Film ein Körnchen Staub o. ä. aufsammeln und
mitnehmen und damit über die gesamte Filmlänge einen feinen Kratzer
erzeugen.
Jetzt geht's rund!
Der Durchbruch war für mich ein Tipp von einem ebenfalls Duka-begeisterten
Mitschüler vor mehr als 20 Jahren. (Später fand ich Ihn auch in der
Foto-Hobby-Labor in abgewandelter Form.): Nach dem Netzmittelbad schleudere
man den Film in einer - kein Scherz - Salatzentrifuge! Die Zentrifugalkraft
entfernt das Oberflächenwasser sehr wirksam und ohne jeden mechanischen
Kontakt mit der Filmoberfläche. Salatzentrifugen erhalten Sie in Haushaltswarengeschäften
zu Preisen ab ein Paar Mark für eine Kunststoffausführung bis zu ...
für Edelstahlmodelle von tollen Designern. (Meine Billigzentrifuge versieht
seit mehr als 20 Jahren klaglos ihren Dienst.)
Sie machen sich die Arbeit etwas leichter, wenn Sie darauf achten, die Zentrifuge
einigermaßen gleichmäßig zu beladen. Wenn sie unwuchtig läuft,
ruckelt sie ein wenig, und das Drehen fällt schwerer. Wenn Sie also nur
einen Film schleudern wollen, legen Sie ihm gegenüber in die Zentrifuge
ein Gegengewicht, z. B. eine weitere Filmspirale oder etwas anderes mit ähnlicher
Masse. Allzu genau kommt es allerdings nicht darauf an.
Vor 20 Jahren waren Wäscheschleudern noch häufiger anzutreffen als
heute, und tatsächlich kam damals ein findiger Buchautor auf die Idee,
eine solche in einem Buch als Trockenhilfe für Film zu empfehlen. Da ich
von Natur aus auch bequem bin und mir die Kurbelei an der Salatschleuder unbequem
war, habe ich es ausprobiert - Gott sei Dank war's nur ein Probefilm, denn er
hat die dabei auftretenden Zentrifugalkräfte nicht überstanden.
Stufe 2: Trocknung, damit
Sie nicht am Fliegenfänger hängen
Besonders anfällig ist der Film, wenn er, frisch aus dem Tank, noch nass
zum Trocknen irgendwo herumhängt. Jedes Staubkorn, das die nasse Oberfläche
trifft, bleibt dank der Nässe daran haften und ist meist auch nicht mit
sanften Mitteln wieder wegzubekommen. Dieses Risiko lässt sich auf zweierlei
Art vermeiden:
durch Trocknung an einem staubfreien Ort oder durch
Schnelltrocknung
Trocknung am staubfreien Ort
Staubfrei werden wir einen von Menschen begangenen Ort wohl nicht bekommen.
Hier kommt es also darauf an, einen Raum zu finden, der einerseits möglichst
staubarm ist und in dem andererseits nur möglichst wenig Luftbewegung herrscht,
damit der unvermeidlich vorhandene Staub sich nicht auf den Weg zum Film macht.
Als armer Hobbylaborant, der im Badezimmer entwickelt und vergrößert,
habe ich für mich folgendes Verfahren entwickelt, das sich sehr bewährt
hat: Nach dem Verarbeiten des Films, schon während der Schlusswässerung
(nämlich in den Pausen zwischen den einzelnen Schritten der Ilfordschen
Schnellwässerung), spüle ich den Tank und die anderen Geräte.
Wenn das getan ist, putze ich das Badezimmer. Das hat nicht nur den Vorteil,
dass eventuelle Spritzer von Entwickler und Fixierbad sofort wieder entfernt
werden, sondern erhöht auch die Toleranz meiner Familie gegenüber
meiner Zweckentfremdung des Bades. Direkt nach dem Putzen ist der Boden noch
leicht feucht und hält daher Staub ähnlich gut fest wie der feuchte
Film. Nur nimmt der Boden viel mehr Fläche ein und hat daher viel mehr
Chancen, den vorhandenen Staub einzufangen. Erst dann hänge ich den Film
auf, und zwar in der Duschkabine. Da kann er bis zum nächsten Morgen bleiben.
Trocknung im Durchzug? Keine gute Idee!
Eine Trocknung in bewegter Luft (im Durchzug, vor der Heizung oder mittels eines
Haartrockners), bei Wäsche wegen des schnelleren Luftaustauschs eine gute
Idee, richtet bei Filmen i. allg. mehr Schaden an als sie Nutzen bringt. Zwar
wird der Film (besonders mit dem Haartrockner) schneller trocken und sollte
daher weniger Chancen haben, Staub zu sammeln, aber der Luftstrom wirbelt Staub
auf, und es wird mit jedem bisschen mehr Luft, das am Film vorbeigepustet wird,
auch mehr Staub am Film vorbei- oder eben auf diesen draufgepustet.
Luxustrocknung im Trockenschrank
Ein Filmtrockenschrank mit eigenem Heizgebläse ist der pure Luxus. Dabei
wird dem Film partikelgefilterte warme Luft um die Ohren geblasen. Er trocknet
schnell (weil warm und mit immer neuer trockener Luft) und hoffentlich staubfrei
(weil gefiltert). Ich habe zwar selbst noch kein solches Gerät benutzt,
weiß allerdings aus dem beruflichen Umfeld (Reinraumtechnik), dass Partikelfilter
i. d. R. nur dann auf Dauer wirksam bleiben, wenn man sie ab und an ersetzt
bzw. reinigt.
Chemische Schnelltrocknung
Ein anderer Weg zum schnell trocknenden Film besteht darin, das im und am Film
vorhandene Wasser durch eine schnell verdampfende Chemikalie zu ersetzen. Diesen
Weg geht Tetenals Drysonal. Schon lange vor Drysonal wurde zu diesem Zweck Spiritus
oder Alkohol verwendet. Meine eigenen Erfahrungen mit Drysonal waren eher ernüchternd.
Staubfitzelchen hatte ich trotzdem auf dem Film. Auch Steve Anchell rät
in seinem Film Developing Cookbook ausdrücklich von solchen Mitteln ab,
da offenbar nicht klar ist, ob und inwieweit sie die Beständigkeit des
Film nachteilig beeinflussen können.
Mein Verfahren für
Schlussbad und Trocknung
Meine mittlerweile über gut 20 Jahre mit gutem Erfolg praktizierte Vorgehensweise
ist folgende:
Nach der Ilford-Schnellwässerung:
1. 1 bis 2 min in entmineralisiertem Wasser mit Netzmittel (80 % der Herstellerempfehlung),
2. etwa 1 min Karussel in der Salatzentrifuge,
3. eine Nacht Abhängen in der Duschkabine im frisch geputzten Bad.
Ich betone es noch einmal: Kein Abstreifer, kein künstlich
erzeugter Luftzug.
Und dann?
So staubfrei Sie Ihren Film trocknen, wenn Sie ans Vergrößern gehen,
werden Sie sehen, dass doch wieder Fusseln drauf sind. Diese gilt es nun ohne
Schaden für den Film zu entfernen.
Damit Ihnen die Puste
nicht ausgeht
Das beste Mittel zum Entstauben ohne mechanischen Kontakt ist m. E. auch das
einfachste: ein Pusteball. (Kommen Sie nicht in Versuchung Ihre eigene Puste
zu erzeugen. Die meisten von uns pusten entschieden zu viele Tröpfchen
mit!) Kaufen Sie aber nicht diese winzigen Pustbälle in der Größe
einer Pflaume mit einem Pinsel unten dran. Die helfen gar nichts. Sie brauchen
einen Pusteball, der Ihre Hand gut füllt, damit Sie einen ordentlichen,
d. h. festen und etwas andauernden Luftstrom erzeugen können. Der Pinsel
am Luftaustritt hat auch nur eine Wirkung: Er bremst die Strömung und macht
sie damit unwirksam. Zudem wird er im Laufe der Zeit zum Drecksammler und führt,
sollten Sie tatsächlich einmal damit über Ihr Negativ pinseln, zum
Gegenteil dessen, was Sie erreichen möchten. Von Hama gibt es einen nach
meinen Erfahrungen ganz gut geeigneten Ball mit großem Volumen und enger,
glatter Düse. Damit können Sie einen wirklich beachtlich festen Luftstoß
erzeugen. Hilfsweise können Sie übrigens auch einen geeigneten Pusteball
mit Pinsel mittels einer Kugelschreiberspitze "umrüsten".
Luft in Dosen?
Pressluft aus einem gewöhnlichen Kompressor enthält mitunter Ölreste,
ist also nicht empfehlenswert, wenn man nicht (z. B. aus der Gerätespezifikation)
weiß, dass sie ölfrei ist. Luft in Dosen halte ich für unnötig
teuer. Der Pusteball tut's genausogut und erzeugt keinen Abfall. Er wird ganz
und gar mit erneuerbarer Energie angetrieben (nämlich mit der Ihrer Unterarmmuskeln).
Nur wenn Sie aus irgendwelchen Gründen mit dem festen Zusammendrücken
Probleme haben, sollten Sie daher zu der teureren Pressluft in Dosen greifen.
Fatal Attraction
Das Problem des Staubs wird durch elektrostatische Anziehung erst richtig zum
Problem. Lädt sich der Film auf, wird er zum Staubmagneten, und Sie können
den Staub gar nicht so schnell wegpusten wie sich wieder neuer auf dem Film
niederlässt.
Statische Aufladung entsteht durch das Reiben von unterschiedlichen Materialien
aneinander. Vielleicht erinnern sich einige an den Schulversuch im Physikunterricht,
bei dem ein Kunststoffstab mit einem geeigneten Läppchen gerieben wird
und danach zum Magneten für Papierschnipsel wird. Ähnlich verhält
es sich mit Film. Ich verwende selbst Pergamin-Ablageblätter und habe noch
nie derartige Probleme gehabt, vermute jedoch nach Berichten in Foren, dass
auch Filmablageblätter aus bestimmten Kunststoffen zu einer statischen
Aufladung der Negativstreifen führen können. Wenn Sie also statische
Aufladung als Ursache von Staubproblemen vermuten, testen Sie auch einmal Negativ-Ablageblätter
aus anderen Materialien.
Darüber hinaus sind vermutlich auch bestimmte Textilien und Fußbodenmaterialien
in der Duka ungünstig, aber es gibt bisher wenig Material zu diesem Thema,
so dass ich Ihnen keine konkrete Empfehlung geben kann, sondern nur die, die
Augen offen zu halten und das Problem ggf. auch dort zu suchen. Generell ist
Kleidung aus Kunstfaser und Wolle nach meinen Erfahrungen ungünstiger als
z. B. Baumwolle, beim Fußboden sind (auch wegen ihrer glatten Oberfläche,
die sich leichter entstauben lässt) Fliesen günstiger als textile
Beläge oder Kunststoffbeläge.
Elektrostatische Aufladung hat eigentlich die Tendenz, sich auch ohne menschliches
Zutun wieder abzubauen. Typischerweise fällt ihr das allerdings schwer,
wenn die Luft kalt und trocken ist. Da man im Fotolabor die Luft nicht gerne
feucht hat, werden im Handel Ionisatoren angeboten, die in einem elektrischen
Feld künstlich Ionen erzeugen, um vorhandene elektrostatische Ladungen
schnell zu neutralisieren. Bei hartnäckigen Problemen können solche
Geräte empfehlenswert sein. Allerdings würde ich kein Gerät empfehlen,
dass im Sinne eines "Raumluftverbesserers" im Dauerbetrieb arbeitet,
sondern ausschließlich Ionen-"Pistolen", mit denen der Filmstreifen
überstrichen wird oder bei denen er durchgezogen wird. M. W. produzieren
diese Geräte als Nebenprodukt auch Ozon, ein Gas, das schon in geringen
Konzentrationen zu Reizungen der Schleimhäute und Atemwege führen
kann und das stark oxidierend wirkt. Daher ist eine gute Belüftung empfehlenswert.
Wirksam gegen Aufladung und Staub können auch Karbonfaserbürstchen
und Pinsel sein, wie sie früher zum Reinigen von Schallplatten verwendet
wurden.
Antistatik in der Dose
Es gibt auch die chemische Keule gegen statische Aufladung. Ich zögere
allerdings, Ihnen Sprays u. dgl. zu empfehlen, bei denen man nie genau weiß,
wie sie sich hinsichtlich der Langzeitstabilität auswirken.
Mit einem Wisch ist alles weg
Wenn sich ein Fussel einmal ganz und gar weigert, sich wegpusten zu lassen,
bleibt einem die Wahl: drauflassen, mitvergrößern und retuschieren
oder vorsichtig wischen. Negative sind zwar empfindlich, aber vielleicht
nicht ganz so empfindlich wie manchmal behauptet wird. Mit einem alten, schon
oft gewaschenen und daher weichen Baumwolltaschentuch oder dem Zipfel eines
Flanellhemdes können Sie es wagen, ganz vorsichtig den Fussel wegzuputzen.
Dabei müssen Sie auf der Schichtseite noch vorsichtiger sein als auf der
Filmrückseite. Kümmern Sie sich zunächst nicht darum, dass das
Tuch noch mehr neue Fusseln erzeugt als es wegwischt. Die haften nicht am Film
und können nachher leicht weggepustet werden. Wenn der eine festhängende
Fussel weg ist und kein Kratzer entstanden ist, haben Sie gewonnen.
Überhaupt nicht geeignet zur Reinigung von Negativen sind alle Arten von
Tüchern, die Reinigungslösungen u. dgl. (z. B. Brillenputztücher)
enthalten. Diese mögen zwar helfen, Fingerabdrücke von Brillen zu
putzen, aber die Chancen sind gut, dass Sie bei Negativen dazu führen,
dass anstelle eines an sich harmlosen Staubfussels nachher ein schwer zu entfernender
Schmier auf dem Negativ haftet oder das Lösungsmittel den Film beschädigt.
Hinterlassen Sie keine Fingerabdrücke!
Diese Aufforderung hat für Sie als Duka-Amateur besondere Bedeutung, auch
wenn Sie sich ganz und gar im Rahmen des Gesetzes bewegen. Fingerabdrücke
auf Negativen bestehen aus Fett und sind schwer zu entfernen. Auf der (glänzenden)
Filmrückseite hilft meist noch der o. g. weiche Lappen, aber das Risiko
einer Beschädigung des Negativs ist ungleich höher als bei der Entfernung
eines Fussels. Auf der Schichtseite ... (ganz ganz vorsichtig!)
Wenn einem keine andere Wahl bleibt, kann man Fingerabdrücke mit einem
Lösungsmittel zu entfernen versuchen. Es kommt allerdings darauf ein, ein
solches zu finden, das dem Film nichts tut und das rückstandsfrei wieder
verdunstet. Tetenal bot früher einen Lack (s. u.) an, um Kratzer u. dgl.
im Filmträger zu füllen. Dessen Verdünner (Repolisan Lösungsmittel)
bestand m. W. zu großen Teilen oder ganz aus Toluol oder Xylol. Diese
beiden Lösungsmittel wären daher einen Versuch Wert. Probieren Sie
es allerdings zuerst an einem unwichtigen Filmstück. Außerdem rate
ich Ihnen, mit diesen Lösungsmitteln nur im Freien oder bei guter Lüftung
zu arbeiten, da Sie nicht ungiftig sind.
Kratzer
Wenn's denn doch einmal passiert ist und ein Negativ einen Kratzer hat, ist
guter Rat teuer. Wo im Negativ die Schicht weg ist, wird im Positiv ein schwarzer
Streifen zu sehen sein, dem Sie zunächst mit Pinsel und Bleiche und danach
mit Pinsel und Retuschefarbe zu Leibe rücken müssen. Alternativ können
Sie versuchen, den Kratzer im Negativ mit Abdecklack zu tarnen, so dass er im
Positiv einen weißen Strich ergibt. Dieser ist meist leichter mit Retuschefarbe
zu bearbeiten als ein schwarzer mit Bleiche.
Kratzer auf der Filmrückseite machen sich witzigerweise (das liegt an der
Brechung des Lichtes) als weiße Striche im Positiv bemerkbar. Sie
können Sie zu retuschieren versuchen.
Aber es gibt auch ein orginelles Hausmittel: Auf Englisch Nose Grease, zu Deutsch
Nasenschmiere oder Nasenfett!
Ja, Sie haben richtig gehört! Ich hab's auch fast nicht ernst genommen,
als ich den Tipp zuerst in einem US-Forum las, aber es scheint wirklich etwas
dran zu sein. Dennoch: Fangen Sie jetzt nicht an, Popel auf Ihre Negative zu
schmieren. Gemeint ist Hautfett. (Wenn Sie trockene Haut haben, steht Ihnen
dieses Hilfsmittel evtl. nicht zur Verfügung.) Rubbeln Sie mit dem Finger
Ihre Nase und reiben Sie den Finger dann über den Kratzer. Mit etwas Glück
wird er dann im Positiv wesentlich dezenter hervortreten als vorher.
Früher gab es auch einen Lack (Tetenal Repolisan), mit dem man versuchen
konnte, den Kratzer aufzufüllen, aber ich habe mir sagen lassen, dass Tetenal
dessen Produktion eingestellt hat. Man muss auch gestehen, dass die Anwendung
dieses Lacks nicht einfach war. Oft genug erzeugte man ungleichmäßige
Lackschichten, die schlimmer waren als das eigentliche Problem. Dann konnte
man den Lack wieder auflösen und von vorne anfangen oder aufgeben. Das
liegt natürlich nur an ungeschickter Arbeitsweise, aber wer möchte
schon gerne hinreichend oft seine Negative verkratzen, um ein Meister im Kratzer
füllen zu werden?
Die Wirkungsweise des Hautfetts wie des Repolisans besteht darin, dass der Kratzer
im Filmträger mit einem Material aufgefüllt wird, dass ungefähr
denselben Brechungsindex hat wie das Trägermaterial selbst. Dadurch wird
der Träger wieder optisch homogen und unsichtbar.
Mit Adleraugen
Um den Staub vom Negativ entfernen zu können, ist es hilfreich, wenn man
ihn sehen kann. Das sagt sich einfacher als es ist. Im Durchlicht sehen Sie
wirklich nur das Gröbste. Besser ist da schon Streiflicht. Halten Sie Ihr
Negativ so, dass Sie seine Oberfläche im streifend einfallenden Gegenlicht
vor einem dunklen Hintergrund sehen. Wie Staubkörnchen im Zimmer in einem
Sonnenstrahl aufleuchten, tun sie es auch auf der Negativoberfläche. Diese
umständliche Beschreibung wird durch das Bild veranschaulicht.
Sie können auch den Vergrößerer zum Vergrößern des
Staubs benutzen und im projizierten Bild nach verräterischen schwarzen
Punkten und Strichen suchen. Dazu brauchen Sie eine rein weiße Projektionsfläche,
z. B. ein sauberes Blatt Schreibpapier oder ein unbelichtetes und fixiertes
Blatt Fotopapier. Allerdings ist es ungleich schwieriger, den Staub in der Projektion
zu sehen als im fertigen Bild.
Obwohl ich mir einbilde, ganz gute Augen mein Eigen zu nennen, fand ich eine
Kopflupe, wie sie Feinmechaniker benutzen, als gute Hilfe bei der Staubbekämpfung.
Die Fusseln sind letztendlich im Original doch viel kleiner als ihre störenden
Abbilder im Bild.
Wer im Glaushaus sitzt,
...
... der sollte bekanntermaßen nicht mit Steinen werfen. Auch immer wieder
ein Thema im Hinblick auf Staubflecken sind Glasbildbühnen. Natürlich
nimmt rein statistisch die Wahrscheinlichkeit, ein Fusselchen zu übersehen,
zu, wenn man statt zwei Flächen - Negativ-Ober- und Unterseite - deren
vier oder sechs - noch zwei je Glas - sauber halten muss. Dennoch finde ich,
Glasbildbühnen sind nicht so problematisch: Man kann sie nämlich -
anders als das Negativ - fast nach Belieben mechanisch putzen und mit Lösungsmitteln
behandeln. Ich reinige meine Glasbildbühne mit einem alten, schon oft gewaschenen
Taschentuch, um eventuelle Fingerabdrücke oder andere Beläge zu entfernen.
Den Fusseln, die das Tuch hinterlässt, lässt sich leicht mit dem Pusteball
beikommen. Das Abpusten empfiehlt sich bei jedem Negativ.
Glasbildbühnen können allerdings noch eine andere unliebsame Erscheinung
hervorrufen, die mit Putzen nicht zu beseitigen ist, nämlich Newtonringe.
Diese treten insbesondere in gleichmäßig hellen Flächen des
Fotos (z. B. Himmel) störend als abwechselnd helle und dunkle, meist nicht
ganz kreisförmige Ringe hervor. Sie entstehen durch mehrfache Reflexionen
und Interferenz des Lichts an den Grenzflächen des Luftkeils, der sich
ausbildet, wenn das Negativ nicht flächig an einem der Gläser anliegt.
Zum einen gibt es als Abhilfe so genannte Antinewtongläser, Gläser,
deren Oberflächen angeätzt wurden, um sie aufzurauhen und damit die
Ausbildung des Luftkeils und der Merhfachreflexionen zu unterbinden. Ich habe
ein solches Glas aus einem Antinewton-Diarähmchen schon mit Erfolg als
leichten Weichzeichner verwendet. Ich vermute daher, dass es der Schärfe
nicht unbedingt zuträglich ist.
Auch gegen Newtonringe gibt Hilfe aus der chemischen Industrie, nämlich
ein Anti-Newton-Spray, mit dem man Gläser und auch Negative behandeln können
soll. Dieses Spray ist im Prinzip ein Lack, der in Form eines "Pickelmusters"
auftrocknet. Damit ist keine glatte Fläche mehr vorhanden, und es kann
sich kein Luftkeil ausbilden. Ich halte nicht viel davon, da ich ungern meine
Negative mit Chemie behandle, bei deren Entwicklung die Archiveigenschaften
vermutlich nicht berücksichtigt wurden. Darüber hinaus weiß
ich nicht, ob nicht auch das von diesen Sprays hervorgerufene Pickelmuster die
Schärfe nachteilig beeinflusst.
Aber Newtonringen ist mit einem ganz einfachen Mittel abzuhelfen, das m. W.
keine unerwarteten Nebenwirkungen hat, nämlich einer Pappmaske: Schneiden
Sie aus nicht zu dicker Pappe ein Rechteck, das Sie in Ihre Bildbühne einlegen
können. Schneiden Sie ein Fenster aus, das etwas größer ist
als Ihr Negativ, z. B. auf jeder Seite 1 mm. Wenn Sie diese Maske zusammen mit
dem Negativ in die Bildbühne einlegen, und zwar die Maske auf der (glänzenden)
Trägerseite des Negativs, wird die Planlage des Negativs nach meiner Erfahrung
nicht nachteilig beeinflusst, aber Newtonringe gehören der Vergangenheit
an.
Ende
Gott sei Dank geht das Entstauben eines Negativs in der Regel erheblich schneller
vonstatten als die Lektüre dieses Artikels. Ich benötige i. d. R.
je Negativ nicht mehr als eine Minute dazu.