Der Bilderwascher für
das Hobbylabor nach der hier vorgestellten Bauanleitung ist geeignet, bis zu
10 Prints im Format 24x30 gleichzeitig zu wässern.
Nach einer Sichtung von bekannten Bauanleitungen wird eine hinsichtlich Kosten,
Bauaufwand und Effektivität optimierte Lösung vorgestellt. Die Anleitung
greift, soweit es sinnvoll ist, auf handelsübliche Bauteile zurück,
die in jedem größeren Baumarkt ohne Schwierigkeiten zu beschaffen
sind.
Die hier vorgestellte Bauanleitung
läßt sich sinngemäß auch auf Wascher für größere
Bildformate übertragen. Besteht die Möglichkeit, den Wascher in eine
entsprechend große Wanne zu stellen, läßt sich der Bau deutlich
vereinfachen.
Im Anschluß an die Baubeschreibung werden Hinweise für die Benutzung
des Waschers und die Trocknung der Prints gegeben.
Bauanleitung für
einen Bilderwascher
Diese Bauanleitung beschreibt einen Barytpapierwascher für bis zu 10 Prints
im Format 24x30. Die Materialkosten liegen bei ca. 65 €. Mit ein wenig
handwerklichem Geschick und vorhandenem Werkzeug lohnt sich ein Selbstbau auf
alle Fälle.
Ausgangspunkt
Bauanleitungen für Bilderwascher sind aus der Literatur und aus dem Internet
bekannt. Wichtige Informationsquellen für Nachforschungen sind z.B.
1. Buch von Tom Branch: Das baut der Hobbyfotograf selbst. Otto Maier Verlag
Ravensburg 1984 (wird gelegentlich für wenig Geld antiquarisch angeboten).
2. Ein Artikel von der amerikanischen web site www.darkroom.com (leider nicht
mehr online). Er steht als (englischsprachige) Word-Datei zum Download
bereit.
3. http://web.archive.org/web/20060929094153/http://www.peter-bryenton.co.uk/bpw/index.htm
4. www.striewisch-fotodesign.de/lehrgang/glossar/wasserw.htm
Kommentare zu den obigen
Anleitungen:
Die Anleitungen von (1.) in Deutsch und (2.) in Englisch beschreiben denselben
Wascher. Unterschiede sind z.B.: Die Abmessungen sind in (1.) in Zentimetern
angegeben, in (2.) hingegen in Inch. Nachteilig ist, daß sich die genannten
Abmessungen auf hier nicht gebräuchliche Papierformate beziehen. Vorteil
dieser Bauform ist die einfache Herstellung. Nachteilig ist, daß der Wascher
in einer größeren Wanne mit Ablauf stehen muß. Diese Anleitungen
enthalten Hinweise, wie man Acrylglas verarbeitet.
Die Lösung (3.) benutzt in England handelsübliche Bauteile. Das hat
u.a. zur Folge, daß scheinbar ein recht großer Tank benutzt werden
muß. Damit ist für das Wässern grundsätzlich ein größerer
Wasserbedarf erforderlich.
Die Lösung (4.) liefert Ideen für den Selbstbau. Besonders interessant
ist der Vorschlag für die Konstruktion der Fächer des Waschers (Gestell
mit Bespannung). Die Bilder kleben dann an keinen Wänden fest und das Gestell
läßt sich zusätzlich als Trockengestell für die Prints
verwenden.
Für den unten beschriebenen Bilderwascher wurde die Strömung des Wassers
wie in (1.)/(2.) vorgesehen. Die Bilder von Anleitung (3.) haben den Autor veranlaßt,
für den äußeren Kasten eine fertige Wanne zu nehmen. Eine Verbesserung
gegenüber (1.)/(2.) ist der zusätzliche Wasserablauf. Ein Gestelleinsatz
nach (4.) ermöglicht eine optimale Ausnutzung der gekauften Wanne (gesenkter
Wasserverbrauch). Für die Lufttrocknung der fertigen Prints hat man zusätzlich
auch gleich ein passendes Trockengestell.
Die Lösung
Die Verbesserungen gegenüber der Anleitung (1.)/(2.) sind, daß das
Wasser aus dem Überlauf abgeleitet wird. Dadurch muß der Wascher
nicht in einer separaten Wanne stehen. Der Überlauf kann entfallen, wenn
die Möglichkeit besteht, den Wascher in eine größere Wanne mit
Abfluß zu stellen (z.B. Badewanne). Damit vereinfacht sich der Bau deutlich.
Zu- und Abfluß sind mit Gardena-Anschlüssen versehen (Zulauf 1/2
Zoll-Anschluß, Ablauf 3/4 Zoll-Anschluß). Abbildung 1 zeigt eine
Gesamtansicht.
Der "falsche Boden" ist nicht fest mit der Wanne verbunden, sondern
über Abstandhalter eingesetzt (rechts und links je ein Streifen Hobbyglas
angeklebt). Der eingesetzte falsche Boden mit den Löchern für die
Verteilung des zufließenden Wassers wird in Abbildung 2 gezeigt. Damit
wird das Reinigen und Trocknen nach Gebrauch einfacher. Der falsche Boden und
der Überlauf sind aus Hobbyglas (Polystyrol) aus dem Baumarkt. Hobbyglas
läßt sich ähnlich verarbeiten wie Acrylglas (mit Teppichmesser
entlang eines Metallineals mehrfach einschneiden, dann brechen; entgraten mit
Feile). Die Wässerungswanne ist eine sog. Systembox aus einem Baumarkt
(Hornbach). Es ist die größte dort erhältliche Ausführung
(ca. 40 Liter, Preis 5 €). Diese käuflich erhältliche Box bestimmt
die Abmessungen des Waschers. Mit der oben gewählten Box erhält man
einen Wascher, in dem sich 10 Prints im Format 24x30 gleichzeitig waschen lassen.
Das eingesetzte Gestell (siehe Abbildung 3) sorgt dafür, daß die
Prints zum Wässern senkrecht stehen und nicht aneinander kleben. Es läßt
sich nach dem Wässern herausnehmen und zusätzlich als Trockengestell
für die Prints einsetzen. Die Fächer sind bei der beschriebenen Konstruktion
ca. 2,3 cm breit. Der Gestelleinsatz besteht aus Messinggewindestangen, Messingmuttern
und Aluprofilen (rostet alles nicht). Die Bespannung wurde mit einer handelsüblichen
Maurerschnur vorgenommen. Detail sind in Abbildung 4 zu finden.
Benötigtes Werkzeug
Das benötigte Werkzeug wird in vielen Haushalten zu finden sein. Es sind:
· Akkuschrauber mit diversen Bohrern. Hinweis:
Größere Löcher (z.B. Gardena-Anschluß) werden vorgezeichnet
und längs der Linie mit vielen kleineren Löchern vorbereitet, das
überschüssige Material wird ausgebrochen und das Loch wird mit einer
Rundfeile angepaßt.
· Rund- und Flachfeile
· Teppichmesser, Metallineal
· Stift zum Anzeichnen
· Heißklebepistole
Technisches Problem
Polystyrol (Hobbyglas) läßt sich einfach verkleben (z.B. Pattex Kraftkleber).
Die käuflich erhältlichen Wannen (Systembox) sind typischerweise aus
Polypropylen (PP). Um den Überlauf (siehe Abbildung 1) mit der Wanne zu
verbinden, ist ein Spezialkleber nötig. Für PP gibt es Kleber im Handel;
allerdings nicht im Baumarkt.
Einen Kleber gibt es von Loctite (Sekundenkleber 401 mit Primer 7239); Auskünfte
zu Bezugsquelle usw. unter 089-3208001600. Diesen Kleber gibt es auch in kleinen
Mengen (ab 2,5 g aufwärts). Mit dem Primer müssen die Klebestellen
vorbehandelt werden. Diese Lösung wurde hier gewählt (5 g Sekundenkleber
plus 4 ml Primer sind ausreichend gewesen).
Die Klebestellen wurden zusätzlich mit Messingschrauben mit Unterlegscheiben
gesichert. Mit einer Heißklebepistole lassen sich bei Bedarf Übergänge
mit Material auffüllen (z.B. in den Ecken). Der Ablauf besteht aus einer
Reihe von Löchern in der Systembox oben am Überlauf (siehe Abbildung
2: Box oben links).
Abschlußarbeiten und Benutzung des Waschers
Als abschließender Schritt sollte geprüft werden, ob der Wascher keine Lecks hat. Nach den entsprechenden Nacharbeiten kann dann der Wascher in Betrieb genommen werden. Der Wascher sollte waagrecht aufgestellt werden, damit der Wasserablauf gleichmäßig erfolgt. Der gefüllte Wascher sollte nicht bewegt werden.
Anschließend wurde die Güte der Wässerung mit der Auswässerungskontrolle
von Amaloco (H 15 [nicht mehr lieferbar]) geprüft. Ergebnis war der Nachweis einer archivfesten
Wässerung der kartonstarken Prints.
Übersicht Materialkosten
Material |
Betrag
/ €
|
Systembox |
5.00
|
Kleber |
20.00 |
Hobbyglas ( Stärke 4 mm) |
10.00
|
Material für Einsatz, Kleinteile |
30.00
|
Summe |
65.00
|
Gardena-Anschlüsse und ein Stück Gartenschlauch waren noch in der Bastelkiste.
Abbildungen
Abbildung 1: Gesamtansicht
Systembox mit angesetztem Überlauf. Zu- und Ablauf mit Gardena-Anschlüssen.
Der Anschluß für den Zulauf (unterer Anschluß) wird in ein
Stück Hobbyglas eingesetzt und dann mit der Systembox verbunden (Absicherung
mit Messingschrauben empfohlen), da die Wandstärke der Box recht gering
ist. Der Überlauf aus Hobbyglas mit dem oberen Gardena-Anschluß kann
entfallen, wenn die Möglichkeit besteht, den Wascher in eine größere
Wanne zu stellen (z.B. Badewanne).
Abbildung 2: Falscher Boden und Ablauf
Systembox mit eingesetztem falschen Boden zur Verteilung des zufließenden
Wassers. Die Löcher in der Bodenplatte sind in der Mitte der Fächer,
die durch den Gestelleinsatz gebildet werden. Links oben an der Box sind die
Löcher für den Ablauf zu erkennen.
Abbildung 3: Gestell eingesetzt
Wascher mit Facheinteilung fertig für den ersten Einsatz. Gestell aus nichtrostenden
Materialien.
Abbildung 4: Bespannung des Gestelleinsatzes mit Maurerschnur (schematisch)
Das Bespannen des Einsatzes beginnt an der Gewindestange oben links. Die Zahlen
numerieren die weiteren Schritte. Der Einsatz muß der Form der Wanne angepaßt
werden. D.h. der Einsatz wird in der Regel wohl nach unten schmaler werden müssen.
Daher werden keine konkreten Maße angegeben. Keine zu dünnen Gewindestangen
nehmen, da sie sich sonst durch die Bespannung verbiegen. Die Breite der Fächer
beträgt ca. 2 cm.
Barytpapier trocknen
Hier wird ein Verfahren der Lufttrocknung beschrieben, das gut zu obiger Konstruktion
paßt, keinen Formatverlust aufweist und ohne weitere Gerätschaften
(z.B. Trockenpresse) auskommt. Es sind verschiedene Methoden bekannt (z.B. Naßklebeband).
Ansel Adams hat seine Papiere auf mit Fliegendraht bespannten Rahmen mit der
Schichtseite nach unten in speziellen Trockenschränken getrocknet (siehe
Buch: Das Positiv).
Für einen kleineren Durchsatz kann man obigen Gestelleinsatz als Trockengestell
und z.B. zusätzlich einen Trockenständer für Wäsche nehmen
(ist wohl in fast jedem Haushalt vorhanden). Dann kann man ca. 20 Prints gleichzeitig
trocknen. Prints nicht unnötig lange im Wasser liegen lassen. Das führt
leicht zu gewellten Rändern.
Anschließend muß noch die Planlage verbessert werden. Dies geschieht
in zwei Schritten:
1. Schritt: Dieser Schritt ist nur bei Bedarf erforderlich (hängt vom verwendeten
Papier ab). Die zukünftige Planlage wird mit Amaloco Antikrull H3 deutlich
verbessert. Dazu werden die Prints nach dem Wässern und vor dem Trocknen
3 Minuten in der entsprechenden Arbeitslösung gebadet.
2. Schritt: Als erstes werden die Prints einzeln diagonal mit der Rückseite
über eine scharfe Kante (z.B. Tischplatte) gezogen (siehe z.B. Otto Croy:
Vergrößern mit allen Finessen). Anschließend werden die Prints
zwischen zwei kräftigen Brettern gestapelt und z.B. über Nacht mit
vier starken Schraubzwingen zusammengepreßt. Ein Bücherstapel geht
auch, ist aber nicht so wirksam. Ergebnis sind Prints mit guter Planlage ohne
Formatverlust.
Dr. Otto Beyer - otto.beyer@gmx.de
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