Test: Rollei-Rechteckfilter Mark II Starter Kit

28. August 2017
von Steffen Körber
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Rollei Rechteckfilter Starter Kit Mark II

Test: Rollei-Rechteckfilter Mark II Starter Kit

Wenngleich man mittlerweile dank der Möglichkeiten in der Nachbearbeitung nicht mehr auf Farbfilter zurückgreifen muss, kann es aus vielerlei Gründen sinnvoll sein, auch im ­digitalen Zeitalter noch bestimmte optische Filter zu verwenden:

  • Mit einem Polfilter lassen sich beispielsweise Spiegelungen auf glatten Oberflächen wie Wasser, Glasscheiben oder Lack minimieren.
  • Mit einem Graufilter (ND-Filter) kann man ganz allgemein das Licht limitieren, das durch das Objektiv auf den Sensor gelangt. Bei viel Licht lässt sich so trotzdem noch mit Offenblende arbeiten oder es lassen sich extrem lange Verschlusszeiten realisieren, um fließendes Wasser weichzumalen oder Menschen aus Szenen auszublenden.
  • Mit einem Grauverlaufsfilter (GND-Filter) lässt sich bei Landschaftsaufnahmen gezielt der Himmel abdunkeln und so der Motivkontrast ausbalancieren. Bei geraden und klar abgrenzbaren Horizontlinien im Motiv eignet sich ein Hard-GND-Filter, ansonsten ist man mit einem Soft-GND-Filter gut beraten.

Bisher habe ich selbst auf eine günstige No-Name-Filterlösung gesetzt und damit – wie ich bereits in meinem Island-Artikel in fotoespresso 3/2017 berichtet habe – keine allzu guten Erfahrungen gemacht. Die ­Filter lieferten die wildesten Farben, die leider gar nichts mit der Realität zu tun hatten, und waren darüber hinaus hinsichtlich der Lichtdurchlässigkeit falsch gekennzeichnet. Umso gespannter war ich daher, als ich die Möglichkeit erhielt, das Starter-Kit der neuen Rechteckfilter zu testen, das uns freundlicherweise von Rollei zur Verfügung gestellt wurde.

Lieferumfang

Rollei Rechteckfilter Starter Kit Mark II

Das Starter-Kit enthält ein Halter-System, das die Aufnahme von bis zu drei 100-mm-Filtern ermöglicht, und acht Adapterringe mit einem Schraub­gewinde (52–­82 mm), mittels derer man den 100-mm-Halter an fast alle ­gängigen Objektivtypen montieren kann. Für Ultraweitwinkelobjektive ist ein Halter mit entweder 150 mm oder 180 mm Breite nötig, den Rollei gegen Aufpreis ebenfalls anbietet. Außerdem enthalten ist ein runder Polfilter, der direkt in den Halter geschraubt und über ein kleines Rädchen außen am Halter bewegt wird, sowie ein GND-8-Rechteckfilter (ein Grauverlaufsfilter, der im oberen Bereich 3 Blenden Licht schluckt) mit 100 mm Breite.

Die neuen Rechteckfilter (mit ›Mark II‹ gekennzeichnet) sind aus sogenanntem Gorilla-Glas gefertigt, das zu den widerstandsfähigsten Glasarten der Welt zählen und bis zu dreimal so kratzfest wie herkömmliches Glas sein soll. Die Eignung für Fotofilter ergibt sich durch die hohe Lichtdurchlässigkeit, die Kratzfestigkeit und die Verhinderung von optischen Verzerrungen.

Verschiedene Filter im Angebot

Erhältlich sind drei verschiedene Grauverlaufsfilter-Arten (Soft-GND, Hard-GND und Reverse-GND) sowie ein Neutraldichtefilter in jeweils sieben unterschiedlichen Intensitäten. Gemeinsam mit dem CPL-Filter (zirkularer Polfilter) deckt man damit alles ab, was man an optischen Filtern benötigen könnte.

Test

Rollei Rechteckfilter Starter Kit Mark II
Das Rollei-Rechteckfilter-Set mit dem aufgesteckten Soft-GND8-Filter

Im Einsatz zeigte sich das Set als sehr gut verarbeitet und gut durchdacht. Positiv hervorzuheben ist zunächst einmal, dass in der Aufbewahrungsbox alle Einzelteile gut organisiert sind und sich darin auch sehr gut transportieren lassen.

Das Anbringen des Filtersystems am Objektiv geht mit wenig Mühe von der Hand, was sicherlich auch der hohen Fertigungsqualität zuzuschreiben ist. Die Rechteckfilter selbst lassen sich mit etwas Widerstand sehr gut innerhalb des ­Halters ­verschieben, was gerade beim GND-Filter äußerst nützlich ist, damit man ihn leicht (aber nicht zu leicht) an die Horizontlinie anpassen kann.

Gut gefiel mir beim ersten Zusammenbau auch, dass der CPL-Filter in das Gewinde des Halters geschraubt wird und damit keinen der Plätze für die Rechteckfilter belegt, die gerade bei sehr langen Belichtungszeiten ggf. mit bis zu drei ND-Filtern zu besetzen sind.
Das Filterset konnte ich an zwei für mich sinnvoll erscheinenden Motiven testen. Zum einen habe ich mich an einer Landschaftsaufnahme der Burg Trifels (Abb. 4) versucht. Für dieses Beispiel bei untergehender Sonne im Gegenlicht eignete sich der Soft-GND8-Filter sehr gut, um den Helligkeitsunterschied zwischen dem noch recht hellen Himmel und den Hügeln mit der Burg etwas abzumildern. Und obwohl der Filter ­lediglich drei Blenden Unterschied zwischen oberem und unterem Bereich aufweist, ist die Abdunklung des ­Himmels meiner Meinung nach gelungen. Der Übergang von hell und dunkel gestaltet sich außerdem sehr homogen.

Aufnahme der Burg Trifels. Es handelt sich um ein Panorama aus drei Einzelaufnahmen, die jeweils mit dem Rollei Starter-Kit mit Polfilter und Soft-GND8-Filter aufgenommen wurden.

Wichtig war für mich aber auch, dass die Farben korrekt wiedergegeben wurden und keine störenden Lichtreflexe entstanden. Gerade bei Gegenlichtsituationen ist dies keineswegs selbstverständlich.

Aufnahme eines Autos – Auch hier mildert der Soft-GND-Filter die Helligkeit des Himmels, zusätzlich entfernt der Polfilter Reflexionen der Scheiben und teilweise auch des Lacks.

Bei meinem zweiten Motiv lag die Herausforderung ebenso darin, den Himmel mit dem Soft-GND-Filter etwas abzudunkeln, damit das Fahrzeug im Vordergrund sich mehr vom Hintergrund abheben konnte. Der in die Fassung des Halters geschraubte CPL-Filter sorgte außerdem dafür, dass die Spiegelungen in den Scheiben und auf dem Lack nahezu eliminiert wurden. In beiden Anwendungsfällen überzeugte mich das Set. Die Farben wurden sehr natürlich wiedergegeben, und beide Filter erbrachten jeweils den gewünschten Effekt.

Allerdings hatte ich auch schnell den Eindruck, dass etwas Wichtiges fehlte. Denkt man an optische Filter, hat man vemutlich Effekte vor dem geistigen Auge, die mit Langzeitbelichtungen erzielt wurden – etwa weiches, glattes, milchig wirkendes Wasser oder stark verwischte Menschen. In der Regel ist hierfür ein ­ND-Filter notwendig, der die Lichtmenge erheblich ­reduziert, die auf den Sensor trifft. Leider ist im Starter-Kit ein solcher ND-Filter nicht enthalten. Für mein Empfinden ist es deshalb ratsam, zusätzlich zum Starter-Kit mindestens einen ND-Filter anzuschaffen, um Langzeitbelichtungen realisieren zu können. Für wirklich lange Belichtungen bietet sich hier ein ND-64 (6 Blenden) oder gar ein ND-1000 (10 Blenden) an. Jeder zusätzliche 100-mm-Filter ist allerdings mit weiteren 150 Euro eine spürbare Investition in das Hobby Fotografie. Alternativ bietet Rollei noch ein umfangreicheres ›Starter-Kit-Pro‹. Es enthält zusätzlich zum Lieferumfang des normalen Starter-Kits zwei ND-Filter sowie praktische Taschen für den sicheren Transport der Filter.

Fazit

Das Rollei-Starter-Kit bietet mit dem Halter-System, einem CPL- und einem Soft-GND8-Filter sowie den Adapterringen eine gute Grundlage für den Einstieg in die Filterfotografie. Die Verarbeitung des Sets ist hochwertig. Im Test erfüllten die Filter ihren Zweck mit Bravour und auch die Handhabung ist vorbildlich. Wie widerstandsfähig das ›Gorillaglas‹ tatsächlich ist, lässt sich nach dem kurzen Test natürlich nicht sagen – außer, dass ich nach zweimaligem Gebrauch noch keinerlei Gebrauchsspuren feststellen konnte.

Mit rund 270 Euro ist das Starter-Kit leider kein Schnäppchen und um die Anschaffung mindestens eines ND-Filters wird man kaum herumkommen. So steigen die Anschaffungskosten schnell auf über 400 Euro – oder im Falle des größeren ›Starter-Kit-Pro‹ sogar auf etwa 600 Euro. Das ist zwar bedauerlich, aber ähnlich positionieren sich auch andere Hersteller mit vergleichbaren Sets. Man erhält dafür jedoch ein Filtersystem, das man an fast allen gängigen Objektiven viele Jahre nutzen kann. Insofern ist es für diejenigen, die ernsthaft und langfristig mit Filtern fotografieren möchten, aus meiner Sicht uneingeschränkt empfehlenswert.

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