Nikon D500 in der Praxis: erste Eindrücke

03. Mai 2016
von Steffen Körber
4 Kommentare

Nikon D500 in der Praxis: erste Eindrücke

Nikon D500 auf Stativ

Sieben Jahre hat es gedauert, bis Nikon einen adäquaten Nachfolger für die bei Sport- und Naturfotografen sehr beliebte Nikon D300(s) auf den Markt brachte. Wie auch ich, sind in dieser Zeit viele Nikon-Fotografen auf das Vollformat-Segment umgestiegen, weil die D300(s) irgendwann hinsichtlich des Rauschverhaltens und der Auflösung nicht mehr zeitgemäß war. Wer jedoch ein vergleichbar robustes Gehäuse mit schneller Bildfolge suchte, kam an den teuren Vollformat-Spitzenmodellen (D3/s, D4/s) eigentlich nicht vorbei. Ganz zu schweigen von den Objektiven, die man benötigt, um dabei auf die gleiche Brennweite zu kommen.

Da niemand mehr mit einem solchen Nachfolger gerechnet hatte, sorgte die Anfang des Jahres vorgestellte D500 natürlich für Aufsehen. Nicht zuletzt durch die Spezifikationen, die an die große Schwester (D5) erinnern, sind die Erwartungen an diese Kamera sehr hoch. Ein Grund mehr, die seit wenigen Tagen erhältliche Nikon D500 einem Test zu unterziehen. Den ausführlichen Praxistest gibt es Mitte Juni im fotoespresso 3/16. In diesem Beitrag möchte ich die Kamera kurz vorstellen und meine ersten Eindrücke mit Ihnen teilen.

Was ist neu?

Die D500 wartet mit einigen Neuerungen gegenüber ihren zahlreichen Schwestermodellen auf. Zu erwähnen wäre zum einen das 3,2 Zoll große, klappbare Touchscreen-Display. Wer im Umgang mit Smartphones geübt ist, wird das Display der D500 intuitiv bedienen können. Per Wischgeste lässt sich beispielsweise von einem Bild zum nächsten blättern und durch das Auseinanderziehen zweier Finger in das Bild hineinzoomen. Ersteres ist zwar langsamer als die Bedienung per Wippe (was weiterhin möglich ist), letzteres aber durchaus praktisch, um schnell den Bereich zu vergrößern, den man bei der Aufnahme fokussieren möchte. Insgesamt fühlt es sich allerdings (noch) etwas ungewohnt an, solchen »Spielereien« bei einem Profigehäuse zu begegnen.

Nikon D500 mit klappbarem Touchscreen

Neu ist auch die Anordnung der Bedienelemente. Es scheint, als wolle Nikon sich immer mal wieder neu erfinden. Ob der ISO-Button nun rechts hinter dem Auslöse-Knopf besser positioniert ist als links auf der Gehäuseoberseite (D810), links neben dem Display (D750) oder unter dem Display (D4s) ist wohl Geschmacksache. Schön wäre es allerdings, wenn man bei der Verwendung mehrerer Gehäuse nicht immer den ISO-Knopf suchen müsste. Immerhin geht Nikon mit der D500 und D5 weitestgehend den gleichen Weg, was die Bedienung dieser zukünftig sicherlich häufiger anzutreffenden Kamera-Kombination erleichtert.

Nikon D500 von oben

Auch das Gehäuse ist in dieser Form ein Novum. Auf den integrierten Blitz verzichtet Nikon bei der D500 – ein Punkt, der sich vermutlich zugunsten des Staub- und Spritzwasserschutzes auswirkt und Gewicht einspart. Ich persönlich begrüße diesen Schritt, denn sinnvolle Verwendungszwecke für den integrierten Blitz sind rar und allzu oft hatte er sich bei mir versehentlich ausgeklappt.

Optisch und haptisch reiht sich die D500 zwischen der D750 und der D800/10 ein. Die D500 (760 Gramm) fühlt sich im Vergleich zur D800/10 (880 Gramm) spürbar leichter an und liegt gut in der Hand.

Nikon D500 im Vergleich mit Nikon D650 und Nikon D800

Hinsichtlich der Konnektivität bietet die D500 nun integriertes WiFi sowie eine Bluetooth-Verbindung, mit der man via Smartphone oder Tablet mit der Kamera kommunizieren kann. Neu ist auch die Möglichkeit, die AF-Feinabstimmung automatisch durchzuführen. Wie man bei älteren Modellen die AF-Feinabstimmung manuell durchführt, wird im fotoespresso 2/2016 erklärt. Außerdem bietet die Nikon D500 nun neben FullHD auch 4K Video – allerdings nur mit 1,5-fachem Ausschnitt des DX-Formats, also einem 2,25-fachen Ausschnitt gegenüber Kleinbild.

In dieser Demo sehen Sie zwei kurze Clips, die mit der D500 in 4K aufgenommen wurden. Um die Aufnahmen in 4K zu sehen, müssen Sie das Video in einem neuen Fenster öffnen.

Autofokus und Serienbilder

Da sich die D500 überwiegend an Sport- und Tierfotografen wendet, die Wert auf einen schnellen Autofokus, gutes Rauschverhalten, ein wertiges Gehäuse und die schnelle Bildfolge von 10 Bildern pro Sekunde legen, wollte ich die D500 umgehend standesgemäß testen. Nachdem ich die D500 im Fachgeschäft abgeholt hatte, bin ich also auf direktem Wege zur Motocross-Strecke gefahren. Da ich seit vielen Jahren Sport mit verschiedensten Nikon-Modellen fotografiere, war die Kameraeinstellung hierfür auch rasch erledigt: schnellste Bildfolge (CH), kontinuierlicher Autofokus (AF-C), Blendenpriorität (meist Offenblende, um möglichst kurze Verschlusszeiten zu erreichen). Als Objektiv entschied ich mich für das AF-S 300mm f/2,8 VR I, das am DX-Format endlich wieder wirklich »lang« ist und auf KB umgerechnet 450mm bietet.

Obwohl ich eigentlich kein Freund von Dauerfeuer bin, musste ich beim Fotografieren natürlich den Auslöseknopf durchgedrückt halten, um zu schauen, wie sich die 10 Bilder pro Sekunde anhören und wie sich die Kamera dabei verhält. Im Vergleich zu dem, was ich bisher kannte (D700, D3/s, D800, D4/s) hört sich die D500 beinahe unscheinbar an – was ja durchaus ein Vorteil ist.

Dieses kurze Video zeigt eine Serienbildaufnahme mit O-Ton des Auslösegeräuschs der D500:

Die gezeigte Serie veranschaulicht recht gut, was der Autofokus zu leisten vermag. Der Fahrer erscheint unvorhersehbar hinter dem Hügel. Unmittelbar nach Erscheinen greift der Autofokus das Motiv und verfolgt es während der gesamten Serie. Auch nach unzähligen Serien konnte ich nicht eine fehlfokussierte Aufnahme auf meiner Speicherkarte ausmachen. Für mein Empfinden bestätigt sich damit, was man anhand des Datenblatts bereits vermuten konnte: Der Autofokus der D500 (der ziemlich identisch mit dem der D5 ist) lässt keine Wünsche offen.

Motocross-Aufnahme mit Nikon D500

Rauschverhalten

Bei derart guten Lichtverhältnissen und einer lichtstarken Festbrennweite lässt sich die D500 hinsichtlich des Rauschverhaltens natürlich nicht sinnvoll an die Grenzen bringen. Ich entschied mich daher, abends und bei bewölktem Himmel einen Nistplatz für Störche aufzusuchen, der auf geschütztem, nicht zugänglichem Gebiet liegt und daher nur aus weiter Entfernung fotografiert werden kann. Um trotz der langen Brennweite (600mm, 900mm KB-equivalent) scharfe Bilder von den Störchen im Flug erhalten zu können, wählte ich die gleichen Einstellungen wie vorher beim Motocross und achtete ebenfalls auf kurze Verschlusszeiten. Hierfür war ein ISO-Wert zwischen 1600 und 2000 nötig.

Storch-Aufnahme mit Nikon D500

Und davon ein 100%-Ausschnitt:

100% Crop Storch-Aufnahme mit Nikon D500

Während ich durchaus Probleme hatte, die Vögel im Flug bei dieser Brennweite kontinuierlich im Sucher zu behalten, hatte der Autofokus der D500 abermals keinerlei Mühe, die Störche zu fokussieren.

Storch-Aufnahme mit Nikon D500

Auch davon ein 100%-Ausschnitt:

100% Crop Storch-Aufnahme mit Nikon D500

Die Aufnahmen zeigen im herunterskalierten Bild ein wahrnehmbares und in der 100%-Ansicht ein deutlich sichtbares Rauschen bei verminderter Schärfe. Zu beachten ist jedoch, dass die kamerainterne Rauschunterdrückung komplett deaktiviert war und die Aufnahmen in der Nachbearbeitung weder entrauscht noch stark nachgeschärft wurden. Für mein subjektives Empfinden sind die Ergebnisse zwar nicht revolutionär, aber für das DX-Format durchaus respektabel.

Wie sich die Nikon D500 bei high-ISO verhält und ob der Autofokus auch bei Dunkelheit zuverlässig arbeitet, konnte ich bei diesem ersten Kurztest leider nicht prüfen. Davon – wie bereits erwähnt – dann mehr im Praxistest im fotoespresso 3/2016.

Mein erster Eindruck zur Nikon D500 ist jedenfalls durchweg positiv. Was ich lange Zeit schmerzlich vermisst habe, war die »Brennweitenverlängerung« des DX-Formats und die vollständige Abdeckung der AF-Felder über das gesamte Bild hinweg in Verbindung mit einer schnellen Bildfolge und einem zuverlässigen und schnellen Autofokus. Die D500 scheint nach bisherigem Erkenntnisstand all das zu bieten.

Die entsprechenden RAW-Dateien aller gezeigten Bilder können Sie sich hier herunterladen: https://fotoespresso.de/downloads/D500.zip (ca. 90MB)

Update

Mittlerweile ist der vollständige Testbereich im fotoespresso 3/2016 erschienen. Dort gibt es auch High-ISO-Bilder bis ISO 25.600. Die NEFs der High-ISO-Bilder können unter folgender hier heruntergeladen werden: www.fotoespresso.de/downloads/D500-ISO.zip

Teile mit deinen Freunden:
4 Kommentare:
  1. Hallo,

    lesenswerter Bericht über die neue Nikon D500. Störche habe ich damit gestern auch bei strahlendem Sonnenschein fotografiert. Was man nicht vergessen sollte, das interne WiFi der Kamera funktioniert aktuell schlicht und ergreifend gar nicht. Ein in der Szene bekannter Nikon-Blogger hat das auf seiner Website gut dokumentiert.

    Bei meinen Aufnahmeserien – u.a. Störche gegen blauen Himmel – gab es recht unerwartete Schwankungen im automatischen Weißabgleich.

    Die Kamera akzeptiert nur Originalakkus von Nikon, die bei meiner Storchenserie gestern maximal 1.200 Aufnahmen hergegeben haben.

    Ich denke, Nikon sollte schnellstens ein Firmwareupdate hinterherschieben, um die Probleme zu beseitigen

    Viele Grüße
    Andreas V.

    1. Hallo Andreas,

      danke für deine Anmerkungen. Mit der Konnektivität scheint es in der Tat Probleme zu geben. Schwankungen beim automatischen Weißabgleich hatte ich bisher nicht, ich werde das aber mal im Blick behalten.

      Viele Grüße
      Steffen

Einen Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert


Kategorien