Mit Doppelbelichtung zum ökologischen Porträt

09. Februar 2016
von Steffen Körber
1 Kommentare
Doppelbelichtung Porträt und Pflanze
(Foto: Selva Sever)

»Natur! Wir sind von ihr umgeben und umschlungen – unvermögend, aus ihr herauszutreten, und unvermögend, tiefer in sie hineinzukommen. Ungebeten und ungewarnt nimmt sie uns in den Kreislauf ihres Tanzes auf und treibt sich mit uns fort, bis wir ermüdet ihrem Arm entfallen.« (Goethe, bzw. Georg Christoph Tobler)

Diese Worte fassen unsere Beziehung zur Natur so unverhüllt, klar und schön zusammen, dass ich sofort inspiriert wurde, dies in einem fotografischen Projekt zu verarbeiten. Ich wollte Mensch und Natur visuell miteinander verbinden. Um dies zu erreichen, wählte ich die Technik der Doppelbelichtung.

Mit Doppelbelichtung zum ökologischen Porträt

von Selva Sever

Doppelbelichtung Porträt und Pflanze
Porträt und Pflanze – mittels Doppelbelichtung vereint (Foto: Selva Sever)

Wie macht man Doppelbelichtungen?

Analog funktioniert das auf zwei verschiedene Weisen. Einige Kameras bieten mechanisch die Möglichkeit der Doppelbelichtung an. Man kann also mehrfach belichten, ohne den Film zu transportieren. In diesem Fall können Sie einfach zwei Aufnahmen hintereinander belichten. Die andere Möglichkeit findet sich in der Dunkelkammer: Es lassen sich einfach zwei Negative auf dasselbe Papier drucken. Im digitalen Zeitalter geht das  grundsätzlich genau so. Viele Digitalkameras bieten intern die Funktion, zwei Bilder zu einer Montage bzw. Doppelbelichtung zusammenzuführen. Falls Ihre Kamera dies nicht unterstützt oder Sie mehr kreative Spielräume haben möchten, bietet die »digitale Dunkelkammer« viele Möglichkeiten. Mit Photoshop etwa lässt sich durch Ebenen recht einfach ein Bild über ein anderes legen und mithilfe von Transparenz und Masken der gewünschte Effekt erzielen.

Ich genieße es jedoch, draußen in der Natur zu fotografieren und Probleme vor Ort zu lösen, anstatt viele Stunden in Bildbearbeitung zu investieren. Ich wollte für das Projekt deshalb eine Kamera verwenden, die eine Funktion für Mehrfachbelichtungen bietet. Das war mit meiner alten Canon 400D leider nicht möglich, also lieh ich mir die Nikon D90 eines Freundes aus. Sie bietet sogar zwei Möglichkeiten, Doppelbelichtungen anzufertigen. Zum einen eine Funktion, die der Doppelbelichtung alter analoger Kameras gleicht. Das empfand ich allerdings als wirklich schwierig, weil man die Aufnahmen direkt nacheinander machen muss, die beiden Aufnahmen dann sofort als Doppelbelichtung als nur eine Bilddatei gespeichert wird und das Ergebnis oft nicht wie gewünscht ausfällt. Die andere Möglichkeit ist die kamerainterne Bildmontage, bei der man zwei beliebige RAW-Dateien auf der Speicherkarte miteinander »verschmelzen« kann. Damit fiel es mir wesentlich leichter, geeignete Aufnahmen zu erstellen und anschließend zwei passende auszuwählen.

Während meiner Arbeit an diesem Projekt stellte ich fest, dass die technische Seite nicht das Problem war. Als schwieriger stellte es sich heraus, die jeweils richtige Kombination aus Pflanze und Porträt zu finden und die richtige Lichtsituation vorzufinden. Deshalb möchte ich an dieser Stelle einige Tipps geben:

  • Die besten Ergebnisse habe ich erzielt, wenn ich zuerst das Porträt und anschließend die Aufnahme von der Pflanze gemacht habe – und zwar unter den gleichen Lichtbedingungen.
  • Sofern man die Doppelbelichtung »in der Kamera« vornehmen möchte, braucht es für diese Art von Porträts einen klaren und möglichst weißen Hintergrund, weil die dunklen Bereiche des ersten Bildes (Porträt) mit dem Inhalt des zweiten Bildes (Pflanze) gefüllt werden. Ist der Hintergrund nicht weiß, wird auch er mit Bildinformationen des zweiten Bildes gefüllt. Einfach lässt sich ein nahezu weißer Hintergrund beispielsweise erzeugen, in dem man aus niedriger Position fotografiert und einen bewölkten Himmel als Hintergrund verwendet.
  • Man sollte darauf achten, dass das Licht, das auf das Model scheint, weich ist. Hartes Licht erzeugt aufgrund der Schatten einen unschönen abrupten Übergang zwischen Gesicht und Pflanze.
  • Achten Sie auch darauf, dass es Zwischenräume zwischen den Blättern gibt. Dadurch wird das Ergebnis noch schöner.

Als ich an dem Projekt gearbeitet habe, fokussierte ich mich mehr auf die Technik als auf die Ästhetik. Es war herausfordernd, interessant und die Ergebnisse immer faszinierend. Insofern habe ich mir vorgenommen, das Projekt fortzuführen und weiter zu verfeinern. Probieren Sie es doch selbst einmal aus.

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1 Kommentar:
  1. Sehr schoen ! Ich muss zugeben, dass ich technischen Spielereien – die allzuschnell&allzuoft in dummdoedeligen Manierismus enden – enorm skeptisch gegenueber stehe. Doppelbelichtungen haben genau wie HDR-Mapping, Panoramas, Flares usw. ein grosses Potential dazu (uebrigens auch wie seinerzeit die (Pseudo-)Solarisation). Das oben gezeigte ueberzeugt mich dagegen sehr.

    Es geht m.E. auch gar nicht so sehr um die Technik, sondern viel mehr um das Konzept. Doppelbelichtungen waren ja schon zu Analogzeiten eine beliebte Spielwiese. Allerdings auch bedeutend schwieriger umzusetzen. Am einfachsten noch mittels einzelner Negative und dem Vergroesserer – was aber eher der Photoshopvariante, als einer waschechten Doppelbelichtung in der Kamera entspricht. Letzere war in den allermeisten Faellen vom Zufall dikitiert.

    Ich war die letzten Tage mit einer analogen Kamera unterwegs, dessen eines Rueckteil eine defekte Doppelbelichtungssperre hatte. Selbstredend, dass ich auf diese Weise einige Negative auch prompt doppelt belichtet habe. Mal sehen, was die Entwicklung so bringt. Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit, auf diesem Weg zu vorzeigbaren Ergebnissen zu kommen sehr gering – und schon gar nicht vergleichbar mit den oben gezeigten Bildern.

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