"Belichte auf die Schatten und entwickle auf die Lichter!"
Nichts liegt näher
als die Anwendung dieses schlauen Prinzips auch auf Positive. Man muss das dann
nicht "Zonensystem" für Papier nennen, aber es klingt gut.
Ich werde Ihnen in diesem Artikel vermitteln, wie Sie
Ihre persönlichen
Papierempfindlichkeiten bestimmen,
Ihre persönlichen
Papiergradationen bestimmen,
einen Laborbelichtungsmesser
richtig benutzen, um möglichst schnell zu einer akzeptablen Vergrößerung
eines Negativs zu kommen.
Nebenbei werden Sie eine Menge über das Verhalten von Fotopapier lernen.
Im Folgenden werde ich auf einen Punkt nicht mehr eingehen, den ich aber angesichts
seiner Wichtigkeit hier noch einmal erwähne: Arbeiten Sie reproduzierbar,
wenn Sie reproduzierbare Ergebnisse wünschen. Verwenden Sie bei der Verarbeitung
von Belichtungsproben dieselbe Sorgfalt und bis aufs Iota dieselben Verfahren
wie bei der Verarbeitung der "richtigen" Bilder. Nur dann können
Sie sich darauf verlassen, dass die Ergebnisse der durchgeführten Tests
auch im rauen Duka-Alltag Bestand haben. Wer beim Testen schludert ("Sind
ja nur Schnipsel!") oder bei der Routine anders arbeitet als beim Testen
(z.B. Test mit Rotationsentwicklung, echte Vergrößerung mit Schalen),
kann sich das Testen oft gleich sparen. Abweichungen sind dann vorprogrammiert.
Überlegen Sie vor dem Test, was Sie zu tun haben und gehen Sie in der Duka
streng nach Plan vor. Spontane Entscheidungen in der Duka führen oft dazu,
dass Sie hinterher nicht mehr genau wissen, was Sie eigentlich getan haben,
und damit wird der Test wertlos, d.h. Zeit verplempert, Material verplempert.
Müssen Sie doch von Ihrem Plan abweichen, machen Sie Notizen darüber.
Wenn Sie später Probleme antreffen, helfen Ihnen die Notizen, die Ursache
zu finden.
Tests sind zeitaufwendig und langweilig, weil man hinterher keine tollen
Bilder hat. Ich hasse sie.
Test sind aber auch sehr lehrreich. Sie sind eine Investition in die
Zukunft. Jetzt Zeit fürs Testen aufzuwenden heißt meist später
mehr Zeit für die wesentlichen Dinge zu haben und weniger Gehirnschmalz
für technische Dinge zu benötigen.
Grundlagen der Positiv-Sensitometrie
Wie Filme haben auch Papiere eine ISO-Empfindlichkeit, angegeben als P-Wert
in den technischen Unterlagen des Papierherstellers. Der Unterschied zwischen
dem ISO-Wert bei Filmen und dem ISO-P-Wert bei Papieren ist jedoch der, dass
Sie als Verbraucher mit dem letzteren meist nicht viel anfangen können,
während Sie die ISO-Empfindlichkeit von Filmen an Ihrem Belichtungsmesser
einstellen und damit i.A. zumindest nicht ganz falsch belichtete Negative erzeugen
können. Allenfalls zum Vergleich der Empfindlichkeiten zweier Papier taugt
der ISO-P-Wert. Bestimmt wird er aus der Schwärzungskurve des Papiers als
die Belichtung, die nötig ist, um eine Dichte von 0,6 über dem Grundschleier
zu erzeugen, dem weißesten Weiß, welches das fragliche Papier zu
liefern vermag.
Der Dichtewert für das weißeste Weiß wird Dmin
genannt. Ein kleines Stück, nämlich genau 0,04 Dichteeinheiten über
dem Dmin liegt der Wert IDmin, der
die feinste Grauabstufung charakterisiert, die man nicht nur messen, sondern
auch sehen kann.
Jedes Papier hat neben dem weißesten Weiß auch schwärzestes
Schwarz, seine Maximaldichte, kurz Dmax. Bei 90 % der
Maximaldichte Dmax liegt der Wert IDmax,
der den Grauwert kennzeichnet, den man typischerweise noch vom maximalen Schwarz
unterscheiden kann.
Die Spanne zwischen Dmin und Dmax
gibt das größte Helligkeitsverhältnis wieder, das das Papier
darzustellen vermag. Dichtewerte sind logarithmische Werte. Wenn z.B. Dmax
- Dmin = 2,1 wäre, wäre der darstellbare Kontrastumfang
102.1, ungefähr 128 = 27 oder auch 7 Blendenstufen,
allerdings nur unter optimaler Beleuchtung. Das Jonglieren mit den Logarithmen
wird einfacher, wenn man sich merkt, dass ein Dichtesprung von 0,3 - gleich
ob im Positiv oder im Negativ - einer Halbierung der reflektierten bzw. durchgelassenen
Lichtmenge entspricht, also einer Blendenstufe. Dann kann man ohne Logarithmen
rechnen: 2,1 : 0,3 = 7 Blenden.
Noch einmal zurück zu den kennzeichnenden Dichtewerten: Sicher haben Sie
bemerkt, dass Dmax und IDmax sich
um einen größeren Betrag unterscheiden als Dmin
und IDmin. Das trägt der Tatsache Rechnung, dass
das menschliche Auge feine Abstufungen in hellen Bereichen besser unterscheiden
kann als in dunklen.
Dmin, IDmin, dasselbe noch einmal
mit "max". Da schwirrt Ihnen schon der Kopf? Keine Angst: Das vergessen
wir gleich wieder. Wichtig ist folgendes: Die Dichtedifferenz eines Negativs,
bei dem bei richtiger Belichtung die dünnsten Stellen IDmax
auf dem Papier erzeugen und die dichtesten gerade eben IDmin
ergeben, bestimmt die Gradation des Papiers und wird als ISO-R-Wert angegeben.
"R" steht für "Range" oder auf Deutsch "Spannweite".
Ein Papier mit einem kleinen R-Wert hat einen hohen Kontrast, ist also "hart",
denn der Belichtungsunterschied zwischen IDmin und IDmax
ist klein. Umgekehrt kann ein Papier mit großem R-Wert einen großen
Negativdichteumfang in seiner Spanne zwischen (fast) Weiß und (fast) Schwarz
unterbringen. Typische R-Werte für die Gradationen sind in der nachfolgenden
Tabelle gesammelt. Die Zuordnung zwischen R-Wert und Gradationszahl ist jedoch
nicht genormt, so dass die Werte zwischen den Herstellern schwanken.
Gradationszahl |
00
|
0
|
1
|
2
|
3
|
4
|
5
|
R-Wert (bzw. Negativedichteumfang) |
170
|
150
|
130
|
110
|
90
|
70
|
60
|
Und jetzt die Anwendung
in der Duka
Bei der Aufnahme des Negativs nach dem Zonensystem müssen Sie zwei Kenngrößen
ermitteln, nämlich jeweils den Lichtwert in den Schatten und in den Lichtern.
Der Wert für die Schatten diktiert die Belichtung, der für die Lichter
den Kontrast bei der Entwicklung und/oder Vergrößerung.
Anmerkung: |
Gehen wir einmal davon
aus, die Aufgabe bestünde darin, den gesamten Kontrastumfang des Negativs
in der Kontrastspanne des Papiers unterzubringen. Dann müsste man eigentlich
nur bei der Belichtung des Papiers in der Duka nur dasselbe tun wie vorher beim
Negativ: Festlegen der Belichtung nach den Lichtern, d.h. den dichtesten Negativstellen,
den Stellen eben, wo das Papier am wenigsten Licht bekommt, ganz in Analogie
zur Bestimmung der Negativbelichtung nach den Schatten. Danach Festlegung des
Kontrasts nach den Schattendichten.
Bei der Probestreifentechnik bedeutet das zwei Belichtungsproben:
1. eine für die Lichter, um daraus die Belichtung abzulesen,
2. eine für die Schatten, um die richtige Gradation zu ermitteln.
Bei kontrastvariablem Papier ist die zweite Probe leicht auf einem Streifen
durchzuführen, bei festgraduiertem braucht man mehrere kleine. Auf jeden
Fall hat man nach diesen zwei Proben alle Information, die man braucht.
Wenn Sie Besitzer eines Laborbelichtungsmessers sind, werden Sie meist feststellen,
dass bei diesem eine andere Vorgehensweise gewählt wird: Die Gebrauchsanweisung
wird Ihnen zumeist vorschlagen, die Belichtung nach der Stelle im Negativ zu
bestimmen, die gerade eben richtig Schwarz werden soll, d.h. nach den tiefsten
Schatten. Das hat durchaus sein Gutes: In den Lichtern muss der Laborbelichtungsmesser
sehr schwache Lichtintensitäten messen, und jedes kleine bisschen Fremdlicht
(z.B. Dukalampe) hat einen starken - verfälschenden - Einfluss auf die
Messergebnisse. Wenn dieser bei der Belichtungsmessung zuschlägt, ist die
Messung möglicherweise wertlos. Schlägt dieser Effekt beim Kontrast
zu, haben Sie immer noch ein richtig belichtetes Bild, nur eben vermutlich ein
etwas zu kontrastreiches.
Die Messmethode hat aber auch Ihre Nachteile: Kontrastvariable Papiere sind
zwar oft vom Hersteller so eingestellt, dass die unteren Gradationen gleich
empfindlich sind und die oberen um eine Blende unempfindlicher, aber für
die Empfindlichkeit der Papiere wird nicht die Menge Licht verwendet, die nötig
ist, damit sie Maximaldichte erreichen, auch nicht, wie bei Negativen der Fall,
die Menge Licht, bei der die erste verwertbare Dichte zustande kommt, sondern
willkürlich eine Dichte von 0,6, also ein mittleres Grau, und auf eben
dieses messen die meisten Laborbelichtungsmesser nicht.
Und da liegt der Hase im Pfeffer: Die o.b. Arbeitsweise mit dem Laborbelichtungsmesser
und Kontrastwandelpapiere passen eigentlich nur zusammen, wenn man an seinem
Laborbelichtungsmesser für jede Papiergradation die Empfindlichkeit separat
berücksichtigt.
Die meisten unter uns werden vermutlich keinen Laborbelichtungsmesser haben,
der zwischen sechs bzw. sieben (0 bzw. 00 bis 5 ohne halbe Stufen) und 12 bzw.
13 (00 bzw. 0 bis 5 mit halben Stufen) Empfindlichkeitswerte speichert. (Und
selbst wenn, dann sind es vermutlich immer noch zu wenige, wenn man verschiedene
Papiere verwendet.) Das ständige Verstellen der Empfindlichkeitseinstellung
ist auch weder benutzerfreundlich noch bei Geräten mit analogem Drehregler
empfehlenswert (weil ungenau). Ich habe mich daher darauf eingestellt, bei meinem
Laborbelichtungsmesser immer mit derselben Empfindlichkeit zu messen und nach
Bestimmung des Kontrastumfangs und der Schattendichte durch eine einfache Multiplikation
die Belichtungszeit zu bestimmen. Das funktioniert wie folgt.
Messung des persönlichen Kontrastumfangs
1) Messung der Belichtungszeit für die Stelle im Negativ, die eben Maximalschwarz
erreichen soll. Die gemessene Zeit nenne ich T1.
2) Messung der Belichtungszeit für die Stelle im Negativ, die eben Papierweiß
werden soll. (Mindestens hierbei, besser aber bei beiden Messungen, wird die
Dukalampe ausgeschaltet.) Die gemessene Zeit nenne ich T2.
Der Kontrastumfang des Negativs ist dann leicht mit dem Taschenrechner auszurechnen
als
Log (T2/T1)
Typischerweise kommt eine Zahl zwischen 0,5 und 2 heraus. Diese Zahl multiplizieren
Sie (das geht im Kopf) mit 100 und runden sie. Dann kommt eine Zahl zwischen
50 und 200 heraus. Diese Zahl können Sie direkt mit dem ISO-R-Wert Ihres
Papiers vergleichen. Nehmen Sie die Gradation, deren ISO-R-Wert dem gemessenen
Kontrastumfang am nächsten kommt.
Die ISO-R-Werte in der Dokumentation des Papierherstellers sind übrigens
mit Vorsicht zu genießen. Das, was Sie zuhause tatsächlich von einem
Papier bekommen, hängt von Ihrem System ab, d.h. von Ihrer Lichtquelle
im Vergrößerer, Ihren Filtern usw. Sie sollten daher die Herstellerwerte
nur als grobe Anhaltswerte betrachten und lieber versuchen, Ihre eigenen R-Werte
zu bestimmen.
Das ist einfacher als Sie vielleicht denken. Besorgen Sie sich für relativ
wenig Geld einen Durchsichtsgraukeil im Format 24 mm x 36 mm (gibt es u.a. bei
PHOTOTEC). Es muss kein kalibrierter sein, auch ein unkalibrierter ist besser
als keiner. (Ein unkalibrierter Graukeil ist nicht automatisch ungenau, nur
hat niemand geprüft, wie genau gerade dieser Keil ist. I.d.R. sind Graukeile
auch ohne Kalibrierung für alle häuslichen Zwecke mehr als hinreichend
genau.) Vergrößern Sie diesen mit einer Zeit, die sicherstellt, dass
die gesamte Spanne zwischen Papierweiß und Maximalschwarz abgedeckt ist.
Sollte Ihr Graukeil keinen hinreichend großen Dichte abdecken, um auch
bei weichem Papier die gesamte Spanne abzudecken, haben Sie zwei Möglichkeiten,
dieses Problem zu lösen: Entweder kaufen Sie gleich zwei Keile und Vergrößern
ein Sandwich der beiden (Die Dichten sind nämlich additiv.), oder Sie vergrößern
einen Keil mit einer Zeit, die Ihnen maximales Schwarz liefert und noch einen
mit der halben Zeit, nötigenfalls auch noch mit einem Viertel, so dass
Sie auch Papierweiß haben. Das treiben Sie wieder für jede Gradation
so. Den Dichteumfang einer Gradation erhalten Sie dann wie folgt: Finden Sie
die Stufen des Graukeils, die Sie zwischen tiefstem Schwarz und hellstem Weiß
unterscheiden können. Schauen Sie nach, welcher Dichte welches Feld entspricht.
Verwenden Sie ein Sandwich aus zwei Keilen, müssen Sie natürlich die
Dichten addieren. Haben Sie Weiß und Schwarz auf zwei Proben, die um eine
Blende verschieden belichtet wurden, müssen Sie bei der um eine Blende
geringer belichteten Probe alle Dichten um 0,3 erhöhen. Ihr persönlicher
ISO-R-Wert für das Papier ist dann die Dichtedifferenz zwischen den noch
von Schwarz bzw. Weiß unterscheidbaren Graukeilfeldern mal 100.
Glückliche Besitzer eines Densitometers haben es hier nicht einfacher,
aber genauer: Sie fertigen ebenfalls Belichtungsproben mittels Graukeilen an
und messen die Schwärzungskurven der Gradationen. Der ISO-R-Wert ist dann
der Belichtungsunterschied, d.h. der Dichteunterschied des Graukeils zwischen
IDmax und IDmin.
Ein Beispiel nach meinen eigenen Messungen:
Gradation
|
Herstellerwert
|
Mein
Wert
|
0
|
130
|
140
|
1
|
110
|
130
|
2
|
90
|
100
|
3
|
80
|
100
|
4
|
70
|
90
|
5
|
60
|
80
|
[Sie werden bemerken, dass
sich die ISO-R-Werte für die Gradationen 2 und 3 bei mir nicht unterscheiden.
Da ich jedoch die Schwärzungskurven nach den Graukeilbelichtungen insgesamt
vermessen habe, weiß ich, dass trotz gleichen (Gesamt-)Kontrastumfangs
Unterschiede in den Kurven bestehen. Des weiteren sieht man an den Werten, dass
Gradation 5 bei mir nicht so hart ist wie sie sein könnte. Ich vermute,
das liegt an meiner Glühlichtquelle: Ihr fehlt es an blauem Licht. Dafür
habe ich bei den weichen Gradationen einen weiteren Kontrastumfang zur Verfügung.
Eigene Tests haben also viele Vorteile.]
Messung der persönlichen Papierempfindlichkeit
Vor der Vergrößerung kommt nach der Ausmessung des Negativs noch
der (entscheidende) zweite Schritt: Als Belichtungszeit wird nicht direkt die
verwendet, die der Belichtungsmesser angibt, sondern sie wird aus dieser berechnet.
Sie müssen für jede Gradation des von Ihnen verwendeten Fotopapiers
den Faktor bestimmen, mit dem Sie die vom Belichtungsmesser angezeigte Zeit
multiplizieren müssen, um maximales Schwarz zu erzielen. Dazu gehen Sie
wie folgt vor:
Legen Sie z.B. ein Stück unbelichtetes Negativ in den Vergrößerer
ein und notieren Sie die vom Belichtungsmesser angezeigte Zeit. Fertigen Sie
von diesem Negativ Probestreifen mit immer längeren Belichtungszeiten,
bis Sie einen dabei haben, auf dem das Feld wirklich Schwarz ist. Bei Auswertung
mit dem Auge ist die Zeit die richtige, bei der Sie das Feld erstmalig nicht
mehr vom nächst länger belichteten unterscheiden können. Bei
Auswertung mit einem Densitometer können Sie einfach nacheinander die Felder
vermessen und nehmen die Zeit, bei der wirklich maximale Dichte auftritt. Diesen
Ablauf exerzieren Sie für alle Gradationen durch. Sie bekommen so für
jede Gradation die Belichtungszeit, die Ihr Belichtungsmesser für diese
Gradation anzeigen müsste, um maximales Schwarz zu erzielen. Sie werden
bemerken, dass die Abweichungen keineswegs gering sind. Eine Blende zwischen
empfindlichster und unempfindlichster Gradation ist leicht drin.
Betrachten wir ein Beispiel:
vom
Belichtungsmesser angezeigte Zeit
|
Gradation
|
tatsächlich benötigte Zeit für maximales Schwarz |
Korrekturfaktor
|
12
s
|
0
|
36 s |
3
|
1
|
34 s |
2,8
|
|
2
|
25 s |
2,1
|
|
3
|
20 s |
1,7
|
|
4
|
22 s |
1,8
|
|
5
|
24 s |
2
|
Hier noch ein Beispiel in grafischer Form: In der folgenden Kurve habe ich die Positivdichte über der Belichtungszeit für die extremen Gradationen aufgetragen, also für 0 und 5.
An den Kurven sehen Sie
zweierlei:
1. Die Belichtungszeiten für maximales Schwarz sind für die beiden
Gradationen deutlich verschieden, rund 9 s für Gradation 5 (linke Kurve,
braun) und rund 17 s für Gradation 0 (rechte Kurve, blau) und tatsächlich
braucht Gradation 5 rund eine ganze Blende weniger Licht als Gradation
0, um maximales Schwarz zu erzeugen. Bezogen auf maximales Schwarz (und nicht
auf den Normwert 0,6) ist also Gradation 5 empfindlicher als Gradation
0.
2. Das maximale Schwarz ist nicht bei beiden Gradationen gleich. Gradation 5
liefert etwas tiefere Schwärzen.
Anwendung der Messdaten auf ein gegebenes Negativ
Doch jetzt zur Praxis: Wir vermessen ein Negativ und rechnen Belichtungszeit
und Gradation aus:
Gemessene
Zeiten
|
Kontrastumfang
|
mal
100 und runden
|
nächster
ISO-R-Wert
|
gewählte
Gradation
|
Belichtungszeit
|
T1 = 10 s |
Log
(T2/T1)
= Log 20 = 1,30102999 |
ca.
131
|
130
|
1
|
10 s x 2,8
= 28 s |
T2 = 200 s |
Wenn ich mein Negativ mit
Gradation 1 für 28 s belichte, erhalte ich ein Positiv, bei dem die dünnste
Negativstelle gerade eben richtig schwarz wird, die hellste gerade eben richtig
weiß, sozusagen einen optimalen "unmanipulierten Abzug", im
Neudeutschen auch oft "Straight Print" genannt. Mit diesem "unmanipulierten
Abzug" habe ich eine hervorragende Basis für die weiteren Überlegungen.
Wenn ich z.B. zu dem Schluss komme, dass die Schatten besser getrennt sein müssten
als sie es sind, werde ich eine härtere Gradation nehmen, sagen wir 3.
Ich weiß dann schon aus meiner Messung der Schattenbelichtungszeit, dass
ich bei Gradation 3 die Belichtungszeit anpassen muss, nämlich auf 10 s
(gemessene Zeit) mal 1,7 (Faktor für Gradation 3), also 17 s. Wenn die
Lichter mit 28 s bei Gradation 1 gut hinkamen, kann ich sie je nach Motiv z.B.
bei der Belichtung der Schatten mit Gradation 3 aussparen und später mit
Gradation 1 für 28 s belichten, oder ich belichte mit Gradation 0 für
eine bestimmte (dann allerdings noch zu ermittelnde oder zu erratende) Zeit
nach.