Analog ist besser als digital! (Oder umgekehrt?)
Der nicht auch noch! Das werden jetzt vielleicht einige von Ihnen sagen. Noch
ein Artikel, der die "guten alten Zeiten" predigt, da ein Tri-X die
Spitze der technischen Möglichkeiten definierte und die Welt noch in Ordnung
war.
Aber keine Sorge. Ich möchte Ihnen keine Meinung verpassen, sondern Ihnen
wertfrei Entscheidungshilfen geben und Sie vor ein paar Fallstricken warnen,
wenn Sie sich die entscheidende Frage stellen:
Mache ich's analog oder digital?
Sehen wir es einmal realistisch: Der Trend im Massenmarkt der bunten und vielen
Knippsbilder, und auch der Trend in der professionellen, medienorientierten
und auf kurzlebige Produkte (ich zögere, sie "Werke" zu nennen)
ausgerichteten Fotografie geht ganz klar in Richtung digital. Und das ist auch
gut so. Aus meiner Sicht bedeutet das eine deutliche Entlastung der Umwelt von
einer Menge problematischer Chemie. Zwar ist ein Profilabor heute durch behördliche
Auflagen schon sehr weitgehend im Sinne einer fachgerechten Entsorgung festgelegt,
und auch die Erzeugung von Computer-Hardware ist nicht gerade ein "Öko"-Verfahren,
aber alles in allem scheint mir die Ökobilanz speziell bei hohen Bildzahlen
bei digitaler Be- und Verarbeitung doch günstiger.
Aber das soll uns hier nicht interessieren. Uns geht es hier in ganz egoistischer
Weise darum festzustellen, welcher Schuh uns, Ihnen und mir, am besten passt.
Und dazu möchte ich Ihnen ein paar Kriterien liefern.
Die Aufnahme: Digitale Kameras
Pixelzahl
Der Markt im Bereich Digitalfotografie entwickelt sich rasant, wie wir es von
den Computern seit gut ein bis zwei Jahrzehnten kennen. War vor einem Jahr eine
2,1-Megapixel-Kamera noch etwas Tolles, so ist sie heute schon fast out. 10-Megapixel-Kameras
sind im Kommen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis man die Klamotten von heute
nur noch mit einem mitleidigen Lächeln betrachtet.
Dabei lassen sich damit schon gute Bilder machen! Wer sowieso nur bis DIN A
5 oder etwa 13x18cm vergrößert, der kann mit einer 2,1-Megapixel-Kamera
schon mehr als zufrieden sein. Und auch DIN-A 4-Ausdrucke, oder rund 20x30cm,
sehen gar nicht übel aus.
Aber das ist ja auch gar nicht der Punkt bei der digitalen Erneuerungstaktik,
oder? Es ist der Spieltrieb! Wie die Kindergartenkinder sind wir stolz auf unsere
4,72 Megapixel, weil Heinz-Rudolf nur 4,65 hat. Dass seine Bilder von unseren
in der Qualität gar nicht zu unterscheiden sind, ist da nicht so entscheidend.
Nun ja, nach der Polemik ein paar Fakten, deren Bewertung allerdings teilweise
durch meine persönlichen Sehgewohnheiten geprägt ist:
Ich behaupte jetzt einmal, dass Sie bis zum Format 13x18cm (oder DIN A 5) mit
einer 2,1-Megapixel-Kamera sehr gute Bilder machen können, auch noch gute
bis rund 20x30cm oder DIN A 4.
Wenn Sie das als gegeben akzeptieren, können Sie leicht weiterrechnen:
Um die doppelte Bildfläche in gleicher Qualität zu "belichten",
brauchen Sie doppelt so viele Pixel, also rund 4 bis 5 Megapixel, usw. usw.,
immer vorausgesetzt, dass die Qualität des Objektivs entsprechend mit zunimmt
oder noch nicht ausgeschöpft ist. Die Pixelzahl ist nämlich bestenfalls
die halbe Wahrheit. Eine 10-Megapixel-Kamera mit einem Flaschenboden als Objektiv
kann keine tollen Fotos machen, wie auch bei analogen Kameras ein Kodak Technical
Pan mit dem absolut unschlagbaren Schärfeentwickler nichts nützt,
wenn Sie mit einem minderwertigen Objektiv fotografieren, von den anderen Bedingungen
für scharfe Bilder (Verwacklungsfreiheit und korrekte Einstellung) einmal
abgesehen, denn die sind für analoge und digitale Bilder gleich oder zumindest
ähnlich.
Wenn Sie an die Grenzen der Auflösung vorstoßen wollen, haben derzeit
analoge Kameras (zumindest im Amateurbereich) noch die Nase vorn. Die Auflösung
hochauflösender Filme wie Kodak Technical Pan oder Agfa Copex Rapid ist
für Digitaltechnik unerreichbar.
Vielseitigkeit
In diesem Punkt sind Digitalkameras kaum zu schlagen: Farb- und Schwarzweißaufnahmen,
oben drauf noch Infrarot (dafür ist allerdings wie bei konventioneller
Technik ein IR-Filter nötig, und auch nicht jede Digitalkamera kann es),
Aufnahmen mit ISO 50/18° und mit ISO 6400/39° (diese Bandbreite erreichen
auch nur einige Kameras, längst nicht alle!), alles in einem Gehäuse
und ohne Filmwechsel, der teilweise sogar noch im Dunkeln (IR) erfolgen muss,
einfach durch Auswahl im Menü umschaltbar, das kann Ihnen keine analoge
Kamera bieten. Eine Digitalkamera kann das dagegen leicht. Hier gewinnt die
Digitaltechnik.
Schlepperei
Man könnte denken, dass nach dem vorangegangenen Abschnitt auch hier die
Digitaltechnik "gewinnt", weil man ja mehrere Gehäuse einsparen
kann. Das stimmt aber nur bedingt. Die für die Aufnahme mitzuschleppende
Ausrüstung wird in der Tat dank der Vielseitigkeit der Digitaltechnik weniger,
aber wenn Sie auf eine Reise gehen, auf der Sie viele Bilder aufnehmen werden,
reicht Ihnen der Speicher in Ihrer Kamera meist nicht, und Sie brauchen Zusatzspeicher.
Sie können viele Speicherkarten mitführen, die dann allerdings auch
ihren Preis haben, oder aber Sie nutzen Hilfsmittel wie Notebook oder spezielle
Festplattenlaufwerke o.ä., auf denen Sie die in Ihrer Kamera gespeicherten
Bilder bis zur weiteren Verarbeitung parken. Hier hat die Digitaltechnik also
allenfalls einen geringen Vorteil.
Systemkameras
Nikon, Canon und Konsorten bieten Kameras an, die mit den vorhandenen Zubehörteilen
eines Systems kompatibel sein sollen. Man kann also z.B. eine vorhandene Objektivpalette
weiter nutzen. Klingt toll, nicht? Einen Schönheitsfehler hat die
Sache allerdings: Die CCD-Arrays in den "kompatiblen" Kameras sind
i.d.R. nicht so groß wie ein KB-Negativ, sondern ein Stück kleiner.
Konsequenz: eine effektive Brennweitenverlängerung. Der Stolz des Landschaftsfotografen,
das teuer erstandene 20-mm-Weitwinkel, wird zu irgend etwas zwischen 26 und
34 mm, gar nicht mehr so beeindruckend. Natürlich wird nicht wirklich die
Brennweite länger, sondern die Werte geben an, welche Brennweite bei KB
dieselbe Bildwirkung haben würde wie Brennweite X bei kleinerem Format.
Die Faktoren, mit denen Sie die KB-Brennweite multiplizieren müssen, um
das Äquivalent bei der digitalen Systemkamera zu errechnen, reichen bei
den gegenwärtig verfügbaren Kameras von 1,3 bis 1,7.
Eine Ausnahme gibt es jetzt: Contax beabsichtigt, diesen Monat die Contax N
auf den Markt zu bringen, die ein CCD-Array mit 24x36mm mit gut 6 Megapixeln
hat. Bei dieser Kamera bleibt das 20-mm-WW ein 20-mm-WW, allerdings wird sie
auch für rund 10000 EURO über den Tresen wandern. Doch wie wir wissen,
ist es wahrscheinlich nur eine Frage der Zeit, bis andere Hersteller mit preiswerteren
Modellen nachziehen werden, und in ein oder zwei Jahren ist diese Neuheit dann
schon gängig.
Schnelligkeit (nach der Aufnahme)
Auch hier gewinnt eindeutig die Digitaltechnik. Mit analoger Technik ist es
einfach nicht drin, ein Foto, das ich eben aufgenommen habe, ein paar Minuten
nach der Heimkehr auszudrucken oder per Mail an Freunde und Bekannte zu senden.
(Polaroids lasse ich einmal außen vor: Die aus den Polaroid-Knipskameras
sind von bescheidener Qualität, und jedes Bild ist per se ein Unikat, und
die aus Polaroid-Rückenteilen für Großformatkameras spielen
in einer anderen Liga.)
Schnelligkeit (bei der Aufnahme)
Das ist eine Domäne, in der die meisten Digitalkameras überhaupt nicht
glänzen. Vor kurzem klagte mir ein Bekannter seinen Frust darüber,
dass seine neue Digitalkamera, wiewohl die Bilder von der Auflösung her
prima wären, immer erst auslöse, wenn seine quirlige Tochter schon
aus dem Bild verschwunden sei. Viele Digitalkameras, speziell bei den preiswerteren
Modellen, haben endlos anmutende Auslöseverzögerungen und eignen sich
daher nicht für Schnappschüsse. Aber wiewohl einem der Verkäufer
im Laden gerne einen Haufen Zahlen ("X Megapixel, Y Millionen Farben, usw.)
um die Ohren haut, den Kennwert "Auslöseverzögerung" kennt
er oft nicht, oder er "vergisst" darauf hinzuweisen. Auch Serienaufnahmen
sind noch bei einigen Kameras nur mit geringerer Bildfolgefrequenz möglich
als bei motorunterstützten SLRs. Dafür haben sie dann aber Leistungsmerkmale
wie "Panoramafunktion" und "kurze Filmsequenzen" (oft mit
bescheidener Auflösung), bei denen man sich wirklich fragen sollte, ob
man sie braucht oder ob es sich um Spielerei handelt.
Meine analogen Kameras jedenfalls lösen dann aus, wenn ich auf den Auslöser
drücke, allenfalls kaum merkbare Bruchteile von Sekunden später, wenn
ein dicker Spiegel aus dem Weg geräumt werden muss.
Nie wieder Korn?
Das könnte man denken, denn die Art der Bildaufzeichnung ist eine andere
bei Digitalkameras. Die Anzahl der Pixel bleibt ja immer gleich, und da sollte
doch auch die "Körnigkeit" immer gleich bleiben, richtig? Falsch!
Wenn Sie eine Digitalkamera auf eine höhere Empfindlichkeit einstellen,
drehen Sie an einem Verstärker, der das vorhandene schwächere Signal
stärker verstärkt, um es durch die nachgeschaltete Elektronik auswertbar
zu machen. Es passiert aber dasselbe wie bei einem Radio, wenn Sie bei einem
schwachen Sender die Lautstärkeregelung aufdrehen: das Rauschen wird auch
verstärkt. Was beim hochempfindlichen Film das Korn, ist bei der digitalen
Bildverarbeitung mit hoher Empfindlichkeit das Rauschen. Im Bild sieht es tatsächlich
dem Filmkorn oberflächlich ähnlich.
Preis
Was ich zuvor über Qualität sagte, gilt hier verschärft: Was
heute an digitaler Technik zu teuer ist, wird einem morgen als veralteter Trödel
nachgeschmissen. Das sind gute Nachrichten, wenn Sie digital fotografieren möchten
und Ihre Anforderungen stabil sind und sich nicht mit dem Stand der Technik
(Stichwort Spieltrieb) fortentwickeln. Warten Sie einfach ab, und Sie können
sich morgen die heute unerschwinglichen Top-Geräte leisten. Es sind schlechte
Nachrichten, für den der hofft, seine gebrauchten Geräte bei gewachsenen
Anforderungen wieder weiterverkaufen zu können: Der Kram wird hoffnungslos
veraltet sein. Anders analoge Technik: Die veraltet nicht , sondern wird oft
zum "Klassiker". Für ein Nikon FM Gehäuse blättern
Sie bei gutem Zustand auch heute, nach immerhin rund 25 Jahren, noch etwa 250
EURO auf den Tresen.
Aber wie sieht es mit dem Preis/Leistungsverhältnis aus, der Bildqualität
bei gegebenem Preis? Die Qualität, die Sie mit einer Nikon FM für
250 EURO mit einem gebrauchten Nikkor für vielleicht noch einmal 100 EURO,
also alles in allem unter 400 EURO hinbekommen, oder mit einer Minox oder Rollei
35 mit deren legendären Objektiven, bekommen Sie digital in dieser Preisklasse
noch lange nicht, heute nicht, und wohl auch nächstes Jahr noch nicht.
Soviel zu einigen praktischen Aspekten und zur Aufnahme. Betrachten wir den
Output, das, was man früher Vergrößern und heute neudeutsch
immer öfter Printen nennt:
So kommen die Bilder aufs Papier:
Drucker usw.
Bildqualität/Auflösung
In letzter Zeit hat sich auch hier die Technik rasant fortentwickelt. Mein alter
HP Deskjet 500 C, 300 DPI Auflösung, bei Farbdruck mit einem furchtbar
grünstichigen Schwarz (weil man bei Farbdrucken die schwarze Kartusche
durch die Farbkartusche ersetzen musste und das Schwarz durch Übereinanderdrucken
von Gelb, Magenta und Cyan zustande kam), war anno 1993 sauteuer und ein prima
Gerät im Bereich Amateurtechnik, um das mich der eine oder andere Kollege
beneidete. Heute bekomme ich für dasselbe Geld drei Drucker mit 5- bis
10facher Auflösung, die wirklich in Fotoqualität drucken. Die zuhause
gedruckten Fotos sind noch teurer als die Minilab-Kopien aus dem Drogeriemarkt
an der Ecke, aber auch um Längen besser. Was die Drucke teurer sind, spare
ich dadurch ein, dass ich nicht, weil ja Erstkopien billiger sind, den ganzen
Film erst einmal vergrößern lasse und dann die mistigen Bilder wegwerfe,
sondern nur das ausdrucke, was mir wirklich gefällt. (Ich weiß, Sie
werden jetzt auf das Rückgaberecht für misslungene Bilder verweisen,
aber mal ehrlich: Bin ich wirklich der einzige Mensch, der so wischi-waschi
ist, dass er nachher doch mehr Bilder be-zahlt hat als eigentlich gute dabei
waren, weil die Kassiererin so böse guckt, wenn man welche zurückgibt
oder weil es mir vielleicht peinlich ist, dass mir dieser oder jener Schuss
misslungen ist?)
Kurz und gut: Mit einem durchaus nicht mehr so teuren Fotodrucker brauchbarer
Qualität können Sie mit wenig Aufwand (und viel mehr Spaß an
eigener Leistung) bessere Bilder hinbekommen als alle Läden, bei denen
Ihre Bilder unpersönlich und maschinell verarbeitet werden.
Verarbeitung in der eigenen Duka und im Fachlabor sind natürlich etwas
ganz anderes. Die Bildqualität hängt sehr von Ihren Kenntnissen und
Fähigkeiten (oder denen des Fachlaboranten) ab, und Sie können exzellente
Resultate erzielen, die mit denen eines Minilabs nicht zu vergleichen sind,
wohl aber mit denen eines Druckers bei guter digitaler Verarbeitung.
Beständigkeit der Bilder
Bis vor relativ kurzer Zeit hätte ich es mir an dieser Stelle noch einfach
machen können. Die meisten Farbdrucker waren für Präsentationen
und ähnlich kurzlebige Druckerzeugnisse gedacht, und die Lichtechtheit
der Ausdrucke mit dem Wort "bescheiden" zu bezeichnen war noch gestrunzt.
Beispielsweise wurde den Ausdrucken eines namhaften Druckerherstellers mit Originaltinten
von Wilhelm Imaging, der Autorität bezüglich der Lebensdauer von Bildern
aller Art, deutlich sichtbares Verblassen nach nur 6 Monaten attestiert. Stellen
Sie sich vor, Sie arbeiten als Hochzeitsfotograf und verkaufen dem glücklichen
Paar einen Haufen tolle Bilder für das Familienalbum, und die Bilder fangen
nach so kurzer Zeit an zu verblassen! (OK, OK, man könnte angesichts der
Dauerhaftigkeit vieler Ehen heute bessere Beispiele ersinnen, aber trotzdem!)
Es gab zwar schon dauerhaftere Druckverfahren (z.B. Iris-Prints), aber die waren
für den Amateur unerschwinglich. Epson war m.W. vor etwa ein bis zwei Jahren
der Vorreiter mit farbstoffbasierten Tinten für den Heimmarkt, deren Lichtechtheit
mit "bis zu 15 Jahren" (geeignetes Papier vorausgesetzt) angegeben
wurde. Epson führt auch heute noch den Markt an mit pigmentbasierten Tinten,
die (wieder geeignetes Papier vorausgesetzt) für "mindestens 100 bis
200 Jahre lichtecht" bleiben sollen, und diese Zahl ist nicht nur O-Ton
Epson, sondern wird von Wilhelm Imaging Research bestätigt.
Dem kommt kaum ein nasschemisch erzeugtes Farbfoto nahe, und auch bei SW-Bildern
muss man schon ein bisschen über die Standardverarbeitung hinausgehen,
um das zu erreichen. Die Dauerhaftigkeit von SW-Bildern war schon verschiedentlich
mein Thema in dieser Kolumne. Sie wird durch Einflussgrößen wie Fixage,
Wässerung, Tonung usw. beeinflusst, und man kann leicht eine Menge falsch
machen. Kaufen Sie aber z.B. einen Drucker wie den erwähnten von Epson
und verwenden die zugehörige Tinte und das richtige Papier, können
Sie praktisch nichts falsch machen. Das Papier kann eben nicht durch Schluderei
Fixierbadreste oder andere Chemikalien enthalten.
Die Haltbarkeit der Bilder hängt immer von Tinte und Papier ab.
Eine Reduzierung der Haltbarkeit auf 20 % des vom Tintenhersteller genannten
Wertes durch die Wahl eines ungeeigneten Papiers ist leicht drin.
Bevor Sie jetzt zum nächsten Epson-Vertragshändler laufen und den
besagten Epson-Drucker kaufen, muss ich allerdings noch zwei Tropfen Wermut
in den Wein gießen:
1. Pigmentbasierte Tinten haben zwangsläufig eine schmalere Farbbandbreite
als farbstoffbasierte. Allerdings merkt man das nur, wenn man sehr genau
hinschaut. Viele Leute sprechen auch davon, dass Drucke mit den farbstoff- und
pigmentbasierten Tinten nebeneinander praktisch ununterscheidbar sind.
2. Ernster ist eine Einschränkung, die SW-Fotografen betrifft: Die pigmentbasierten
Tinten neigen verstärkt zu Photometamerismus, was heißt, dass die
mit diesen Tinten gefertigten Drucke unter verschiedenen Beleuchtungen Farbstiche
aufweisen können. Den SW-Ausdrucken besagten Epson-Druckers wird z.B. nachgesagt,
dass sie unter Tageslicht einen deutlichen Grünstich, besonders in den
Mitteltönen, aufweisen, der unter Glühlampenbeleuchtung nicht auftritt.
Es wird sogar behauptet, diese Tinten seien für SW-Bilder ungeeignet. Ob
einen das stört, findet man am besten selbst heraus, indem man sich Probeausdrucke
anfertigen lässt.
Gesundheitsschutz
Zur Ökobilanz hatte ich ja oben schon etwas ausgeführt. Ich sehe mich
außer Stande, hier eine eindeutige Entscheidung zu treffen. Anders sieht
es beim Gesundheitsschutz aus: Eine Duka-Atmosphäre ist nicht gerade gesunde
Bergluft. Sie enthält je nach der verwendeten Chemie reizende bis ungesunde
Gase (z.B. Schwefeldioxid aus Fixierbädern, Formaldehyd aus Lith-Entwickler,
diverse Lösemittel) und Stäube (jedes bisschen verschüttete Suppe,
die nicht sofort aufgewischt wird, trocknet ein und wird zu chemisch aktivem
Staub!). Darüber hinaus kommt man beim Hantieren mit den Chemikalien immer
einmal wieder auch mit diesen in Kontakt.
Anders bei digitaler Technik: Auch hier verdunstet beim Drucken vermutlich der
eine oder andere Milliliter Lösemittel aus der Tinte, aber die Exposition
dürfte doch deutlich geringer sein als bei konventioneller nasschemischer
Verarbeitung. Kontakt mit Chemikalien entfällt völlig. Es häufen
sich im Internet Berichte von Leuten, die gegen bestimmte Entwicklersubstanzen
oder ihre Dukachemie allgemein allergisch geworden sind und die nun Dank digitaler
Technik wieder einen verträglichen Zugang zur Bildbearbeitung gefunden
haben. Auch in der Schwangerschaft ist es sicherlich weniger problematisch,
wenn man seine Bilder statt mit der Nase über einer Schale mit ungesunder
Chemie vor einem (heute natürlich sowieso strahlungsarmen) Monitor bearbeitet.
Verbrauchsmaterialien
Erfreulicherweise ist die Auswahl an Papieren für Drucker inzwischen mindestens
ebenso groß wie bei konventionellen Fotopapieren (oder sind es schon mehr?).
Vom ultraglänzenden Fotopapier mit um die 200 g/m2 bis zum Aquarellpapier
bekommen Sie alles. Computerdrucken sieht man daher ihre Herkunft nicht mehr
zwangsläufig an.
Bei den Tinten hatten wir schon die Frage der Lichtbeständigkeit angesprochen.
Wenn Sie nicht zu den superbeständigen und trotzdem gegenüber konventionellen
Tinten nur rund 10 % teureren (beachten Sie aber, dass der zugehörige Drucker
teurer ist als andere!) "Jahrhundert-Tinten" greifen wollen, bekommen
Sie für einige der verbreiteteren Druckermodelle auch von Fremdherstellern
(z.B. Luminos oder Lyson, um nur zwei zu nennen) Tinten, deren Haltbarkeit wesentlich
besser ist als die der Originaltinten. Hier konkrete Zahlen anzugeben ist genau
wie bei konventionell erzeugten Bildern nicht möglich, da neben Tinte und
Papier auch die Lagerungs- bzw. Ausstellungsbedingungen die Haltbarkeit wesentlich
beeinflussen. Z.B. sind viele Tintenstrahldrucke bei Lagerung "an einem
dunklen, trockenen und kühlen Ort" viel länger beständig
als vom Hersteller angegeben. Die Herstellerangaben für die Lichtechtheit
beziehen sich i.d.R. auf "normale Innenraumbeleuchtung", und Licht,
Wärme und Feuchte knabbern an silberbasierten Bildern in ähnlicher
Weise wie an Tintenstrahldrucken.
Der Preis für einen Tintenstrahldruck (Papier + Tinte) streut ungefähr
genauso wie der für ein Foto (Papier + Chemie) und liegt bei beiden in
ähnlichen Größenordnungen.
Wenn Sie sich einen Drucker vorrangig unter Ersparnis-Gesichtpunkten aussuchen,
sollten Sie eine Vollkostenrechnung anstellen. Lassen Sie sich nicht zu leicht
durch Billigmacher-Angebote verleiten: Ich erinnere mich noch an den Frust meines
Chefs, der einen sehr preiswert anmutenden Drucker gekauft hatte, aber sehr
bald merkte, dass zwei neue Kartuschen für dieses Model so viel kosteten
wie der ganze Drucker, während die Tinten bei einem teureren Modell wesentlich
günstiger waren und so auf lange Sicht der teurere Drucker der sparsamere
war. Ein realistischer Vergleich ist nur möglich, wenn Sie sich Angaben
dazu verschaffen, wie viele Drucke Sie über den Daumen aus einer Kartusche
herausholen können und was die Kartusche kostet. Wenn der billige Drucker
dann noch immer der billigere ist, können Sie ihn kaufen, vorausgesetzt,
die technischen Merkmale (darunter auch Haltbarkeit der Drucke) stimmen auch.
Beachten Sie auch, dass Fotodrucker nicht immer auch gute Bürodrucker sind.
Mancher Fotodrucker druckt auf "Schreibmaschinen"papier (heute wohl
eher Kopiererpapier) hanebüchen schlecht und zudem langsam.
Hybridverarbeitung: Aus Analog
wird Digital
Eine gemischte Verarbeitung wird angesichts der noch vorhandenen Nachteile digitaler
Kameras (v.a. noch hoher Preis hochauflösender Digitalkameras, Langsamkeit)
von vielen Fotografen genutzt. Auch die Weiternutzung vorhandener Ausrüstung
ist ein Argument. Zwar nehmen Sie so auch die Nachteile der analogen Fotografie
(wie die schwere Ausrüstung) mit in Kauf, aber hinsichtlich des Verhältnisses
von Qualität zu Investition ist ein guter Filmscanner in Verbindung mit
vorhandener Kameraausrüstung einer neuen Digitalkamera meist deutlich überlegen.
Die Möglichkeit, mit einer Kamera SW- und Farbaufnahmen zu machen, haben
Sie hier auch, wenn Sie Farbmaterial verwenden. Die Umsetzung in Graustufenbilder
ist kein Problem und gibt Ihnen sogar eine Menge Spielraum im Sinne nachträglicher
"Filterung".
Bei den Scannern für Amateure sind drei Klassen zu unterscheiden:
1. Flachbettscanner mit Durchlichteinheit sind i.d.R. am preisgünstigsten.
Die Auflösungen der Spitzengeräte reichen mit 1200 bis 2400 DPI inzwischen
schon recht nahe an die der einfacheren Filmscanner heran oder übertreffen
diese sogar. Auch die verwertbaren Dichteumfänge wachsen. Diese beiden
Parameter sind die wesentlichsten, auf die Sie beim Kauf eines Scanners achten
sollten. Ein mit 1200 DPI gescanntes KB-Negativ entspricht in der Pixelzahl
ungefähr dem Bild einer 2,1-Megapixel-Kamera. Zu deren Beschränkungen
hatte ich oben bereits etwas gesagt. Beim Dichteumfang gilt "Je mehr, desto
besser", insbesondere, wenn Sie mit dem Gedanken spielen, auch Dias zu
scannen. Auch einige Flachbettscanner bieten heute schon die Möglichkeit
der Bildretusche (Staub und Kratzer entfernen), wobei ich mangels Erfahrung
nicht sagen kann, wie wirksam diese Funktion im Vergleich zu der bei einem Filmscanner
ist (s.u.). Mit meinem Flachbettscanner habe ich die Erfahrung gemacht, dass
er wesentlich staubanfälliger ist als mein Negativscanner. Ich führe
das auf das für statische Aufladung empfindlichere Kunststoffgehäuse
zurück. (Mein Filmscanner hat ein Metallgehäuse.) Eine weitere, allen
Scannern gemeinsame Kenngröße ist die Farbtiefe. Wenn ein Scanner
die Bilder mit höherer Farbtiefe scannt und an den Computer übergibt,
heißt das, dass die Farben gleichmäßiger abgestuft eingelesen
werden. Es heißt auch, dass dasselbe Bild mehr Speicherplatz benötigt.
Beachten Sie, dass nicht alle Bildbearbeitungsprogramme Bilder mit beliebig
hohen Farbtiefen bearbeiten können oder zumindest nicht mit allen Funktionen.
2. Filmscanner der Einstiegsklasse bieten gegenüber Flachbettscannern
als Vorteil oft die Möglichkeit der Batchverarbeitung, d.h. Sie können
einen ganzen Streifen von Negativen (je nach Modell 4 bis 36 Aufnahmen, meist
aber 6) ohne Benutzereingriff einscannen. Das ist aus meiner Sicht ein sehr
nützliches Merkmal.
3. Filmscanner der Mittelklasse bieten neben größerem Dichteumfang
und besserer Auflösung noch nützliche Zusatzfunktionen wie Staubretusche,
Kornminimierung und Farbrestaurierung verblasster Dias oder Negative. Beachten
Sie, dass die Staubretusche i.d.R. nur bei chromogenen Filmen funktioniert,
nicht aber bei silberhaltigen Negativen, also wohl bei chromogenen SW-Bildern
(wie Ilford XP, Kodak CN und Konsorten), aber nicht bei silberbasierten
SW-Negativen oder -Dias. Das liegt am Verfahren: Die Staubretusche basiert darauf,
dass zusätzlich zum eigentlichen Scan ein Infrarotscan durchgeführt
wird. Die Bildfarbstoffe sind für infrarotes Licht transparent, also praktisch
nicht vorhanden. Nicht so der Staub (und das Bildsilber konventioneller SW-Filme).
Aus der Differenz der Scans im sichtbaren und infraroten Bereich lässt
sich erkennen, was Staub ist und was Bild und so der Staub weitgehend eliminieren.
Kornminimierung basiert lt. Nikon-Prospekt auf einer "Glättung des
Mikrokontrastes" und kann nach meinem Empfinden den Schärfeeindruck
nachteilig beeinflussen. Die Farbrestaurierung konnte ich noch nicht testen,
aber ich kann mir vorstellen, dass sie nützlich sein kann.
Es gibt natürlich noch tollere Scanner, z.B. mit 8000 DPI und sagenhaft
anmutenden Dichteumfängen, aber die kosten auch eine Kleinigkeit (so um
die 10.000 bis 20.000 EURO). Daher werde ich sie hier nicht weiter betrachten.
Umgekehrt geht auch: Aus Digital
wird Analog
Liebhaber so genannter alternativer Prozesse wie Cyanotypie, Platindruck und
wie sie alle heißen, brauchen ein Negativ, das so groß ist wie das
Bild, das sie erzeugen wollen, weil diese Prozesse Kontaktkopierprozesse sind.
Nichts leichter als das: Drucken Sie Ihr digital vorliegendes Bild auf Overheadfolie!
Es gibt pfiffige Verfahren, die sogar den Nachteil vieler Folien, nämlich
die für manche Prozesse mangelhafte erreichbare Maximaldichte, umgehen.
Platz da!
Abschließend noch ein Wort zu den "Systemanforderungen": Wenn
Sie die Leistungsmerkmale Ihrer digitalen Ausrüstung zusammenstellen, beachten
Sie auch die des dafür benötigten Computers. Man sagt als Faustregel,
dass sich dann mit einer Bilddatei einigermaßen komfortabel arbeiten lässt,
wenn der Arbeitsspeicher (RAM) des Computers mindestens dreimal so groß
ist wie die zu verarbeitende Datei. Ein KB-Farbnegativ oder -dia, mit knapp
3000 DPI gescannt, ergibt bei 8-Bit-Ausgabe an den Rechner eine Datei mit fast
40 MB. Bei den heute üblichen 128 oder 256 MB ist das kein Problem mehr,
wohl aber bei älteren Schätzchen. Auch die Festplattenkapazität
sollte nicht zu klein sein, wenn Sie nicht allenthalben Bilder auslagern möchten.
Planen Sie also einen Ein- oder Umstieg, prüfen Sie auch, welche Kosten
für einen neuen Computer evtl. noch auf Sie zukommen.
Die Kreativität
Digital oder Analog? Diese Frage sollte man nicht in dieser Ausschließlichkeit
stellen. Beide Techniken haben Ihre Vor- und Nachteile und beide zu nutzen bedeutet,
die eigenen kreativen Möglichkeiten zu erweitern.
Digitale Bildverarbeitung hat sicher als ein ganz großes Plus aufzuweisen,
dass sie viel leichter erlernbar ist, weil das Ausprobieren mühe- und risikoloser
geschieht und die Rückkopplung unmittelbarer ist. Wenn ich ein nasschemisch
erzeugtes Bild tone, muss ich den fraglichen Abzug mehrfach anfertigen für
den Fall, dass die Tonung mir nicht zusagt, denn rückgängig machen
kann ich sie nicht. Tone ich unter Photoshop, drücke ich STRG+Z (Rückgängig
machen), und - Simsalabim - ist die "Selentonung" wieder verschwunden.
Genau so schnell sind andere Manipulationen ausprobiert, und nicht ein Blatt
Papier wird dafür versägt. Dies ermutigt einfach mehr zum Spielen,
einer Voraussetzung des Lernens.