Damit Sie nicht rot sehen ...
(Infrarotfotografie, Teil 2)
Nachdem ich Ihnen im letzten Beitrag die Grundlagen der IR-Fotografie vermittelt,
einige sich hartnäckig haltende Märchen als solche identifiziert und
versucht habe, Ordnung in den mitunter unüberschaubar anmutenden Wirrwarr
der verschiedenen erhältlichen IR-Filter zu bringen, möchte ich Ihnen
im vorliegenden Artikel etwas über
· die Hardware,
d.h. Kameras und Objektive, und
· einige praktische Aspekte der IR-Fotografie
nahe bringen.
Kameras
Zunächst die gute Nachricht: Sehr viele Kameras sind - manche besser, manche
weniger gut - für IR-Fotografie geeignet. Es gibt ein paar Einschränkungen,
die ich nachfolgend aufzählen möchte. Bitte gewinnen Sie dadurch nicht
den Eindruck, dass IR-Fotografie so furchtbar problematisch wäre, dass
Sie es besser gleich bleiben lassen. Probleme treten insgesamt nicht sehr oft
auf. Ich liste die möglichen Tücken nur auf, damit Sie ein paar Anhaltspunkte
haben, sollten Sie einmal in die Verlegenheit kommen, sich auf Fehlersuche begeben
zu müssen.
Es wird immer wieder behauptet, Kunststoffkameras und Balgenkameras seien ungeeignet,
jedoch stellt sich die Frage, ob das nicht eine Ente ist, die ein Autor vom
nächsten abschreibt, weil sie so schön plausibel klingt. Durch Bilder,
die Marco Pauck [2] mit einer Horizon 202 Panoramakamera (Gehäuse praktisch
ganz aus Kunststoff) aufgenommen und im Internet veröffentlicht hatte,
fühlte ich mich ermutigt, selber zu experimentieren. Sowohl meine geliebte
Minox 35 [Kunststoff (Makrolon), aus Gewichtsgründen noch dazu dünner]
als auch die besagte Horizon sind IR-tauglich. Marco Pauck teilte mir persönlich
mit, dass auch ihm kein Fall bekannt sei, wo eine Kunststoffkamera Probleme
verursacht hätte.
Mit Balgenkameras entsprechende Experimente durchzuführen hatte ich noch
keine Gelegenheit, bin jedoch zuversichtlich, dass auch diese IR-tauglich sein
könnten. Sollten Sie bei Experimenten mit einer Balgen- oder Kunststoffkamera
auf Probleme stoßen, die darauf hindeuten, dass das Material der fraglichen
Kamera nicht IR-dicht ist, müssen Sie nicht gleich aufgeben: Sollte tatsächlich
ein Balgen z. B. bei 1 000 nm Wellenlänge so durchlässig sein, dass
es zu einer Verschleierung eines Kodak HIE kommt, kann es durchaus sein, dass
die fragliche Kamera problemlos mit Filmen verwendet werden kann, deren Sensibilisierung
sich nicht so weit ins Langwellige erstreckt, z. B. mit den MACO-Filmen. (Näheres
zur Sensibilisierung der verfügbaren Filme in Teil 3 dieses Artikels.)
Probleme verursachen jedoch in manchen modernen Kameras (z. B. in verschiedenen
Canon EOS-Modellen) IR-Leuchtdioden (LEDs), die zum Zählen der Bilder verwendet
werden. Normaler Film ist für IR nicht empfindlich, so dass statt einer
mechanischen Vorrichtung die elegante, berührungsfreie Messung mit einer
"Licht"schranke möglich ist, aber bei IR-Film rufen die LEDs
Verschleierungen hervor, die aufgrund der fehlenden Lichthofschutzschicht und
des klaren Trägers oft leider nicht nur auf dem Filmrand liegen. In schlimmen
Fällen wurde von Verschleierungen über einen Bereich von bis zu 6
mm ins Bild hinein berichtet. (Das ist immerhin 1/4 der Negativhöhe.) Wenn
Sie Besitzer eines modernen Gehäuses sind und Zweifel haben, ob es verwendbar
ist, empfehle ich Ihnen, sich zunächst direkt an den Hersteller zu wenden
und gezielt nach IR-LEDs zu fragen. Sollten Sie dort keine hilfreiche Information
bekommen (manche Hersteller sind - besonders bei nicht mehr im Verkauf befindlichen
Kameramodellen - beim Service arg unterbelichtet), versuchen Sie im Internet,
z. B. in IR-Foren oder im PHOTOTEC-Hobbylabor-Forum Hilfe zu finden. Letzte
Sicherheit verschafft immer ein eigener Test. Auch dieses Problem betrifft i.
d. R. nur den am weitesten ins IR hinein sensibilisierten Kodak HIE.
Manche alte Mittelformatkamera hat kein Bildzählwerk, sondern an dessen
Stelle in der Rückwand ein Fensterchen, durch das man die Nummerierung
auf dem Schutzpapier des Films sehen kann. Dieses Fensterchen ist typischerweise
rot eingefärbt, weil normaler Film - und noch mehr der eher orthochromatisch
reagierende Film, der möglicherweise zur Geburtsstunde des alten Schätzchens
Stand der Technik war - nicht so empfindlich auf rotes Licht reagiert. Bei IR-Film
nützt das rote Fenster wenig. Wenn in einem Internetforum jemand über
merkwürdige dunkle Flecken auf seinen Mittelformat-IR-Negativen klagt,
wird auch dann und wann wieder der Verdacht geäußert, diese seien
möglicherweise auf ein solches Fenster zurückzuführen. Ich habe
allerdings noch nie von einem Kamerabesitzer eine Bestätigung dafür
gesehen. Es kann sich also auch hier um eine plausibel klingende Ente handeln.
Sollten Sie jedoch selber einmal solche Flecken auf Ihren Negativen finden,
prüfen Sie, ob sie nach Ihrer Lage auf dem Negativ durch das bewusste Fenster
verursacht sein könnten, und wenn sie's sind, lassen Sie es mich bitte
wissen.
Gleiches gilt für die immer einmal wieder behauptete IR-Undichtigkeit des
Filmsichtfensters in der Rückwand der meisten modernen SLR-Kameras. Angeblich
soll der das Fenster als Lichtdichtung umgebende Schaumstoff nicht in allen
Fällen IR-dicht sein. Im Gegensatz zu alten Rollfilm-Schätzchen, wo
man das Zählfenster braucht, kann man hier leicht prophylaktisch Abhilfe
schaffen, indem man mit Klebeband ein Stückchen Alufolie über das
Fenster klebt.
Nachteilig für die IR-Fotografie ist eine vollautomatische Kamera. Wenn
die Belichtung der Kamera vollautomatisch gesteuert wird, haben Sie (zu) wenige
Einflussmöglichkeiten. Wirklich untauglich wird aus meiner Sicht die Kamera
für IR aber erst dann, wenn auch keine manuelle Eingabe der Filmempfindlichkeit
mehr möglich ist (sondern z. B. nur noch DX-Kodierung) und auch keine manuelle
Belichtungskorrektur vorhanden ist. Vollautomatische Belichtung in Verbindung
mit Messung durchs Objektiv ist ebenfalls ein Hindernis, wenn Sie die undurchsichtigen
Schwarzfilter verwenden möchten.
Prima geeignet für IR-Fotografie sind Kompaktkameras, denn was auch immer
vor dem Objektiv hängt, der Blick durch den Sucher bleibt frei. (Das gilt
allerdings auch, wenn man den Objektivdeckel vergisst oder die Finger davor
hat.) Aus meiner Sicht sehr empfehlenswert sind z. B. Minox- und Rollei-Modelle,
oder allgemein Kameras mit mäßigen bis leichten Weitwinkelobjektiven
(äquivalent zu 30 bis 40 mm bei Kleinbild). Sollte kein Filtergewinde vorhanden
sein, können Sie mit etwas Gefummel Gelatinefilter (z. B. Kodak Wratten)
oder improvisierte Filter aus unbelichtetem Diafilm hinter der Optik im Kameragehäuse
anbringen oder bei hinreichend breiter Objektivfassung vor der Frontlinse aufkleben.
(Bei der Minox 35 bitte nur die Linse mit dem Filter verdecken, nicht den Belichtungsmesser!
Siehe Bild 1.) Achten Sie nur darauf, die Folie einigermaßen glatt anzubringen,
damit sie den Strahlengang so wenig wie möglich stört.
Bild 1: Minox 35 GL mit aufgeklebtem Gelatinefilter #87. In dem hervorgehobenen
Bereich erkennen Sie den lichtempfindlichen Sensor, den Sie nicht überkleben
dürfen.
Bei Spiegelreflexkameras schauen Sie durchs Objektiv, und wenn Sie wegen des
starken Effekts undurchsichtige Filter verwenden möchten, müssen Sie
die Kamera auf ein Stativ setzen, ohne Filter ausrichten und fokussieren und
können erst zur Aufnahme das Filter aufsetzen. "Action"-Fotografie
scheidet auf diese Weise aus. Abhilfe könnte allerdings auch hier ein hinter
dem Objektiv eingebautes Filter schaffen. Selbst habe ich noch nicht mit einer
solchen Lösung experimentiert, aber es soll gehen.
Eine weitere Nebenwirkung des Fehlens einer Lichthofschutzschicht - d. h. wir
reden wieder über Kodak HIE - besteht darin, dass es bei manchen Kameras
zu merkwürdig aussehenden, regelmäßigen Punktmustern auf den
Negativen kommt. Es handelt sich dabei um eine Abbildung des Musters auf der
Filmandruckplatte. Licht, das durch den Film hindurchtritt, wird zum Teil an
dieser Platte reflektiert und kann dann diese Muster erzeugen. Durch denselben
Mechanismus (hier allerdings das Fehlen der Reflexion) macht sich mitunter das
Einbelichtungsfenster einer Datenrückwand bemerkbar. Abhilfe kann - so
habe ich mir berichten lassen - dadurch geschaffen werden, dass man die Filmandruckplatte
mit einem Stück Rollfilm-Schutzpapier überklebt. Sie müssen allerdings
ausprobieren, ob der Filmtransport dann nicht zu schwergängig wird.
Bild 2: Ausschnitt aus einer Filmandruckplatte einer Datenrückwand. Problemkandidaten
sind die Strukturen der Filmandruckplatte, d. h. der Niet (links oben), das
Dellenmuster und das Fenster (rechts oben) für die Dateneinbelichtung.
Objektive und Fokussierung
Ein paar Worte sind auch noch über die Objektive zu verlieren. Was mit
Licht in einem Objektiv passiert, hängt von der Wellenlänge des Lichts
ab. Die Brennweite einer Linse für rotes Licht ist eine andere als für
blaues Licht. Bei primitiven optischen Systemen, z. B. Kinderfernrohren oder
billigen Lupen können Sie das direkt beobachten: Wenn Sie etwa mit einer
Billiglupe einen schwarzen Buchstaben auf weißem Papier betrachten, sehen
Sie einen Farbsaum um den Buchstaben. Folgerichtig muss man, wenn man mit rotem
oder gar infrarotem Licht fotografiert, ein Objektiv anders fokussieren als
für sichtbares Licht. In den guten alten Zeiten vor dem Aufkommen des Autofokus
trug praktisch jedes Objektiv eine IR-Markierung. Man fokussiert mit einer solchen
Markierung zunächst nach Sicht oder Entfernungsmesser, liest die eingestellte
Entfernung ab und verstellt dann das Objektiv so, dass diese Entfernung nicht
mehr auf der normalen Scharfstellmarkierung steht, sondern auf der IR-Markierung.
Leider haben viele AF-Objektive diese Markierung nicht mehr. Bei diesen müssen
Sie raten, wie Sie Ihr Objektiv einstellen müssen. Generell liegen Sie
nicht ganz falsch, wenn Sie es auf eine geringfügig nähere Entfernung
einstellen als bei normalen Aufnahmen. Blenden Sie möglichst ab, um Schärfentiefe
nutzen zu können.
Angeblich soll bei apochromatisch korrigierten Objektiven keine solche Nachstellung
nötig sein. Solche Objektive sollen so korrigiert sein, dass der Farbfehler
sehr gering ausfällt. Allerdings gibt es m. W. keine feste Spezifikation
für den Wellenlängenbereich, für den diese Korrektion gilt. Es
kann also sein, dass ein APO-Objektiv von Zeiss für einen anderen Wellenlängenbereich
korrigiert ist als ein solches von Sigma, und ganz große Zweifel habe
ich daran, dass sich die APO-Korrektion (gleich ob Zeiss oder Sigma) weit über
den sichtbaren Bereich hinaus erstreckt, denn je breiter das zu korrigierende
Spektrum, desto größer der Aufwand, und desto größer auch
die Abstriche, die man an anderer Stelle hinnehmen muss. Auch hier kann man
also nur die Empfehlung wiederholen, möglichst Schärfentiefe zu nutzen.
Eine ganz so exakte Wissenschaft wie die Markierung Sie glauben machen könnte,
ist die Fokussiererei im IR eh nicht. Sie verstehen das schnell, wenn Sie sich
bewusst machen, dass
1. auch für die IR-Markierung (so sie denn vorhanden ist) möglicherweise
von Hersteller zu Hersteller andere Kriterien genutzt werden, und dass
2. Sie je nach Filter und spektraler Empfindlichkeit des Films mit unterschiedlichen
"Mischungen" von sichtbarem und unsichtbarem Licht fotografieren.
Punkt 2 bedeutet aber, dass Sie bei Verwendung eines auch sichtbares Licht durchlassenden
Filters auf dem Film ein sichtbares und ein infrarotes Bild haben, die sich
überlagern, die aber nicht genau in derselben Ebene fokussiert werden.
So gesehen empfiehlt es sich m. E. bei Verwendung eines noch recht gut durchsichtigen,
also zusätzlich zum IR eine Menge sichtbaren Lichtes durchlassenden Rotfilters
(z. B. #25 oder #29) nicht, auf die IR-Markierung einzustellen, sondern vielleicht
nur eine geringe Korrektur in Richtung dieser Markierung vorzunehmen. Nur wenn
Sie ein visuell undurchsichtiges, also nur noch IR durchlassendes Filter verwenden,
ist die Benutzung der IR-Markierung sicher empfehlenswert.
Praktische Aspekte
Filmwechsel im Dunkeln?
Infrarotfilme sind mehrheitlich nicht eben handhabungsfreundlich. Schon die
Warnung auf der Filmdose "Nur in völliger Dunkelheit in die Kamera
einlegen" spricht Bände. Wer unterwegs in der Lage sein möchte,
IR-Film zu wechseln, der braucht zwingend einen Wechselsack. Üben Sie vorher
ausgiebig, wie Sie ohne Sichtkontakt und in dem eingeschränkten Volumen,
das so ein Wechselsack bietet, einen Film in Ihre Kamera einlegen. Bei manchen
Kameras (z. B. die besagte Horizon) ist das keine reine Freude. Je nach Kamera
lohnt es sich, in einen großvolumigen Wechselsack zu investieren, denn
die Kamera muss mit aufgeklappter Rückwand, dem Film und Ihren beiden Händen
darin Platz finden.
Beachten Sie auch, dass die Verschlusslamellen vieler moderner Kameras oft aus
extrem dünnem - und daher empfindlichen - Metall gefertigt sind, um Masse
zu sparen und die rekordverdächtigen Verschlusszeiten wie 1/4000 oder 1/8000
Sekunde erzielen zu können. Diese Verschlusslamellen sollten Sie möglichst
nicht berühren, während Sie tastend den Film in die Kamera fummeln,
sonst riskieren Sie Schäden.
IR-Filme kommen auf einem klaren Träger daher. Das hat den Vorteil, dass
man die Filme problemlos auch für Dias benutzen kann. Ein Nachteil eines
nicht eingefärbten klaren Trägers ist aber, dass ein solcher wie ein
Lichtleiter wirkt. Licht, das sich entlang der Negativebene im Träger ausbreitet,
wird - anders als in einem grau eingefärbten Träger - nur wenig geschwächt
und kann daher je nach Film und Lichtintensität die ersten 10 bis 15 Negative
verschleiern, wenn Sie die Zunge eines IR-Films dem Licht aussetzen. Ein Beispiel
zeigt Bild 3.
Bild 3: Stück eines Films, der mit "heraushängender Zunge"
dem Licht ausgesetzt war.
Der Lichtleitereffekt im klaren Träger ist aber nicht der einzige Grund,
warum IR-Filme nur im Dunkeln in die Kamera eingelegt werden dürfen. Darauf
muss man einmal hinweisen, damit niemand auf den Gedanken kommt, seine IR-Filme
im Tageslicht aus der Kamera zu nehmen, nachdem er den Filmanfang beim Zurückspulen
in die Patrone gezogen hat. Es ist wohl technisch nicht drin, das Patronenmaul
ab einer gewissen Wellenlänge IR-dicht und dennoch durchlässig für
den Film zu machen. Die Wellenlängenabhängigkeit der "Undichtigkeit"
ist der Grund dafür, dass nicht alle Filme gleichermaßen anfällig
sind. Filme mit einer sich nicht gar so weit ins IR erstreckenden Empfindlichkeit,
z. B. Maco IR 750 c, können auch in gedämpftem Licht eingelegt werden,
Ilford SFX, dessen Empfindlichkeit sich nicht allzu weit ins Rote erstreckt,
wie normaler Film, d. h. nicht gerade in praller Sonne, sondern mindestens im
Körperschatten, besser noch bei gedämpftem Licht.
Auch hinsichtlich der Entwicklungstanks habe ich schon die Warnung gelesen,
dass nur Edelstahltanks zur Entwicklung von IR-Filmen geeignet seien. Ich benutze
selber Kunststofftanks von JOBO für meine IR-Filme, und Probleme habe ich
noch keine beobachtet. Wer Zweifel hat, ob sein Tank geeignet ist, dem sei empfohlen,
nicht direkt unter einer IR-reichen Lichtquelle (Glühlicht) zu entwickeln,
sondern lieber unter IR-armem Licht von Leuchtstofflampen. Die Empfehlung, den
Tank mit Aluminiumfolie zu verkleiden, die u. a. in [4] gegeben wird, mag praktikabel
sein, aber ich frage mich, ob es sich bei der befürchteten Durchlässigkeit
nicht auch um eine durch Abschreiben eines Autoren vom nächsten vervielfältigte
Legende handelt. Mir jedenfalls ist niemand bekannt, der das Problem selbst
erfahren hätte.
Stativbenutzung
Stative braucht man bei der IR-Fotografie nicht nur, weil die Filter mit der
eklatantesten Wirkung (Schwarzfilter) auch am meisten Licht wegknabbern und
daher die effektive Empfindlichkeit der Filme drastisch reduzieren, sondern
bei SLR-Kameras auch, weil sie für das Auge undurchsichtig sind und kein
Sucherbild mehr sehen lassen.
Dunkelblitzmethode
Nachdem ich weiter oben versucht hatte, Ihnen klarzumachen, dass man mit IR
nicht ohne sichtbares Licht, also im Dunkeln, fotografieren kann, möchte
ich jetzt doch noch einen Weg erwähnen, wie Sie es doch können. Der
Fotoreporter Weegee ist z. T. für seine etwas voyeuristischen Fotos von
Liebespaaren in dunklen Kinos bekannt. Diese Fotos waren Aufnahmen nach der
Dunkelblitzmethode. Wie geht das? Eigentlich ganz einfach: Statt das IR-Filter
vor das Objektiv zu setzen, filtern Sie die Lichtquelle, also das Blitzgerät.
Der dann immer noch entstehende Blitz findet im Infraroten statt, weil das Filter
praktisch alles sichtbare Licht schluckt. Sie werden (je nach Blitzgerät)
das vertraute "Plopp" der Blitzröhre und das Klicken des Verschlusses
hören, aber sehen werden Sie äußerstenfalls ein ganz mattes
dunkelrotes Aufblitzen, wenn Sie zufällig gerade in Richtung Blitzgerät
schauen. Mit einem solchen Blitzgerät können Sie sogar Laboranten
in der Duka fotografieren, wenn diese panchromatische Filme verarbeiten, denn
panchromatischer Film ist nicht IR-sensibilisiert (ortho ist gar kein Problem,
der verträgt sogar normales Rotlicht in vernünftigen Dosen).
Für das Abkleben des Blitzgerätes empfiehlt sich Filterfolie, am besten
eine doppelte Schicht des improvisierten IR-Filters nach [1], weil diese Art
Filter am billigsten ist. Blitzgeräte sind nämlich so optimiert, dass
sie ein möglichst tageslichtähnliches Spektrum emittieren. D.h. aber,
dass das allermeiste Licht, das das Blitzgerät abstrahlt, vom Filter geschluckt
werden muss - mit katastrophalen Folgen für das Filter. Was passiert, wenn
Material Licht absorbiert? Richtig: Es wird warm, und Farbstoffe bleichen aus.
Ich hab's nicht selber ausprobiert, aber berichtet wird, dass Gelatinefilter
und andere Filterfolien teilweise schon nach einem Schuss mit einem kräftigen
Blitzgerät sichtbar ausgebleicht sind.
Hinsichtlich der Kalibrierung des Blitzgerätes, also der Bestimmung seiner
Leitzahl, sind Sie auf Experimente angewiesen. Hinweise gibt z. B. die technische
Anleitung zum Kodak HIE. Es sollte hinsichtlich der Leitzahl egal sein, ob das
Filter vor dem Objektiv sitzt oder vor dem Blitzgerät. Allerdings müssen
Sie sich nach dem oben Gesagten darauf einstellen, das Filter häufiger
wechseln zu müssen, wenn es vor dem Blitz sitzt.
Filme
Diesen Teil meines Artikels werde ich aus aktuellem Anlass noch ein wenig hinausschieben,
um Ihnen möglichst auch eine erste Beschreibung des bald erscheinenden
neuen "Mitbewerbers" auf dem IR-Markt geben zu können. Die Fa.
MACO hat angekündigt, im Frühjahr einen neuen IR-Film, genannt CUBE
400c auf den Markt bringen zu wollen. Wenn dieser Film hält, was MACO sich
davon verspricht, muss sich Kodak warm anziehen. Noch stehen keine KB-Testexemplare
zur Verfügung, und wenn ich denn welche bekomme, möchte ich diese
natürlich auch unter IR-günstigen Bedingungen testen können,
also nicht bei trübem Schmuddelwetter. Ich denke, das rechtfertigt eine
gewisse Verzögerung bei Teil 3 dieses Artikels.
Literatur
[1] Making an Improvised Infrared Transmitting Filter, Andrew Davidhazy, School
of Photographic Arts and Sciences, Imaging and Photographic Technology Department,
Rochester Institute of Technology, http://www.rit.edu/%7Eandpph/text-infrared-filter.html
(Link geprüft 07.09.01)
[2] Internet-Seiten von Marco Pauck, speziell http://www.pauck.de/marco/photo/infrared/infrared.html
(Link geprüft 12.09.01)
[3] Mark Brandenburgh, Auf anderer Wellenlänge, in Schwarzweiß 27
(November 2000)
[4] Rudolf Hillebrand, Infrarot - Fotografie auf anderer Wellenlänge, Verlag
Photographie 1992, ISBN 3-7231-0019-8