Scannen übergroßer Abzüge für eine Internetpräsentation

Bild aus zwei überlappenden Teilbildern mit GIMP zusammensetzen
Dr. Otto Beyer

Einleitung
Wenn man sauber ausgearbeitete Abzüge auf hochwertigem Fotopapier hat, möchte man gelegentlich Teile seiner Schätze im Internet präsentieren. Das ist zwar mit deutlich merklichen Qualitätseinbußen verbunden, aber eine Bildergalerie im Internet ist eine stets präsente Visitenkarte. In Online-Ausstellungen kann man darüber hinaus seine Werke auch einem breiteren Publikum vorstellen und damit Appetit auf den Besuch einer richtigen Ausstellung mit klassischen SW-Fotos machen. Mit einem recht einfachen Flachbett-Scanner erreicht man eine respektable Qualität für eine Internetpräsentation. Aber ganz ohne Nachbearbeitung geht es dann doch nicht.

Und schon ist man, quasi durch die Hintertür, auf dem Weg in die digitale Bildbearbeitung. Für die gelegentliche Bildbearbeitung bietet sich die kostenlose, aber sehr taugliche Bildbearbeitungssoftware GIMP an (Freeware, derzeit aktuelle Version 2.6.4). Im Netz gibt es dazu auch umfangreiche Hilfeseiten und diverse Foren, so daß hier nicht auf die eigentliche Bildbearbeitung eingegangen werden soll.

Aufgabenstellung
Für eine Internetpräsenz ist zum Scannen der Prints ein handelsüblicher A4 Flachbett-Scanner der Preisklasse bis 100 € völlig ausreichend. Wenn man allerdings Prints in der Größe 24x30, 30x30 oder 30x40cm oder noch größer hat, sind die Abzüge größer als die Fläche, die mit einem Scan erfaßt werden kann. Für das gelegentliche Scannen größerer Abzüge dafür extra einen größeren und damit deutlich teureren Scanner zu kaufen, macht in der Regel wenig Sinn. Dasselbe gilt auch für das Anfertigen besonderer Prints speziell für das Scannen.

Mit einem Bildbearbeitungsprogramm wie dem kostenlosen GIMP gibt es nämlich eine elegante Lösung für diese Aufgabe. Das Programm GIMP kann man z.B. hier herunterladen: http://www.chip.de/downloads/. Dort nach GIMP suchen und die entsprechende Version auswählen und installieren. Die folgende Anleitung bezieht sich auf die normale Windows-Version.

Roh-Scans anfertigen
In einem ersten Schritt werden zwei Scans angefertigt (linke Seite und rechte Seite des Prints). Eine Auflösung von 150 dpi ist für eine WEB-Präsentation meist völlig ausreichend, man kann aber auch höhere Auflösungen auswählen. Beim Scannen sollten die Automatiken ausgeschaltet werden und hier speziell die "unscharfe Maske". Dadurch erspart man sich Helligkeitsunterschiede auf den Teilbildern und damit einiges an Mehrarbeit bei der anschließenden Bildbearbeitung. Beim Scannen ist besonders zu beachten, daß die Scanvorlage exakt an den entsprechenden Begrenzungen angelegt wird und plan aufliegt. Schwere Bücher sind da manchmal hilfreich. Die Seite des Prints, die wegen ihrer Größe nicht plan aufliegen kann, wird später auf elektronischem Wege beschnitten.

Scans zusammenfügen
Die folgenden Arbeitsschritte enthalten eine Beschreibung der einzelnen Aktionen (mit Ziffer gekennzeichnet) und die zugehörigen Arbeitsschritte im Programm GIMP (mit Buchstaben gekennzeichnet, Menüfolge). Damit kann auch jemand, der mit einer Bildbearbeitungssoftware noch nicht so vertraut ist, schnell vorzeigbare Ergebnisse erhalten.

Hinweis: Der Werkzeugkasten läßt sich mit der Tab-Taste aus- und einblenden.

Zusammenfügen überlappender Teilbilder
Aktionen und Arbeitsschritte in GIMP:

1. Linkes Bild öffnen (Bild 1)
    a. GIMP starten: Datei – Öffnen, Datei

2. Bild vergrößern
    a. Bild – Leinwandgröße – Breite (Kette öffnen, nur Breite verdoppeln)

3. Rechtes Bild öffnen (Bild 2), Bild am linken Rand etwas beschneiden (die Seite des Prints, die beim scannen nicht plan auf der Scheibe lag wegen Übergröße des Prints)
    a. Werkzeugkasten – rechteckige Auswahl
    b. Bildbereich markieren; Bild – Auf Auswahl zuschneiden

4. Rechtes Bild in linkes Bild kopieren
    a. Rechtes Bild: Auswahl – Alles (Ctrl + A)
    b. In Zwischenablage kopieren (Ctrl + C)
    c. In erste Bild einfügen: Bearbeiten – Einfügen (Ctrl + V)

5. Zwei Teilbilder sichtbar machen:
    a. Fenster – Andockbare Dialoge - Ebenen; unten links neue Eben kreieren, Modus "Unterschied"

6. Bild 2 positionieren
    a. Werkzeugkasten "Verschieben: Ebene, Auswahl oder anderes Objekt verschieben" wählen
    b. Zweites (rechtes) Bild so verschieben, daß überlappender Bereich ganz schwarz ist.
    Dazu eventuell Vergrößerung ändern (Ansicht – Vergrößerung).

7. Ebenen vereinen
    a. Fenster – Andockbare Dialoge - Ebenen; beide Ebenen auf normal setzen
    b. Ebene - nach unten vereinen
    c. Ränder beschneiden

8. Speichern als tif-Datei, Staub manuell entfernen, da sonst meist unkontrollierbare Schärfeverluste auftreten (Werkzeugkasten: Klonen (Stempelwerkzeug)), normale Bildbearbeitung und speichern.

9. Bild skalieren (gewünschte Größe und Auflösung 72 oder 96 dpi für Bildschirmpräsentation). Achtung beim Skalieren die Interpolation "Sinc (Lanczos3)" wählen. Dadurch erspart man sich meist eine Nachbearbeitung nach dem Skalieren. Abschließende Prüfung der Bildschirmdarstellung und eventuell Bild nachbearbeiten. Abspeichern im Web-Format (JPEG-Bild, Qualität 85 oder höher).

Schlußbemerkungen
Natürlich funktioniert das beschriebene Verfahren auch dann, wenn man für das endgültige Bild mehr als zwei Scans benötigt. Die oben beschriebenen Arbeitsschritte 1 bis 7 müssen dann im Prinzip für jeden weiteren Scan ein noch einmal durchlaufen werden.

Hier der Artikel als PDF-Datei zum Download.

Besuchen Sie auch meine Homepage:
http://www.fotografie-in-schwarz-weiss.de/

Sollten Sie Fragen haben, schreiben Sie mir.

Viel Freude und Erfolg beim Arbeiten mit Film!

Beste Grüße, Otto Beyer!

Weiterführende Links
[1] GIMP Download http://gimp-win.sourceforge.net/stable.html
[2] Forum: http://www.gimpforum.de/
[2] Benutzerhandbuch: http://docs.gimp.org/de/
[3] Hilfedateien: GIMP Help 2 - siehe [1]