Heiland Splitgrade -
Negative mit "Stain" vergrößern

Einleitung

Gegenüber herkömmlichen SW-Entwicklern bieten gerbende Entwickler wie z.B. Tanol einige Vorteile wie wirklich hohe Schärfe bei geringem Korn. Diese gerbenden Entwickler sind besonders für Landschaftsaufnahmen sehr interessant (hohe Schärfe, geringes Korn in den Bildteilen mit Himmel). In Kombination mit VC-Papieren ergeben sich aber Besonderheiten, die sich mehr oder weniger nachteilig auswirken können [1].

SW-Filme, die mit einem gerbenden Entwickler wie z.B. Tanol entwickelt werden, enthalten zusätzlich zum Silberbild ein Farbstoffbild. Dieses Farbstoffbild (stain) kann bezüglich der Farbe filmspezifisch ausfallen. Es wird beim Vergrößern auf VC-Papier die mit dem Splitgrade Controller auf übliche Weise ermittelte Belichtungszeit und Gradation beeinflussen. Bei einigen Film-/Entwickler­Kombinationen ist auf Grund der speziellen Farbe des Negativs die Gradationsbeugung so stark, daß mit dem Splitgrade Controller kein gutes Ergebnis mehr erzielt werden kann. Für diesen Fall ist die vorliegende Anleitung gedacht.

Ein Beispiel ist der Film Delta 400, der in Tanol nach Anleitung entwickelt wurde. Bei Landschaftsaufnahmen mit Orangefilter ist die Gradationsbeugung in den Lichtern so stark, daß die Zeichnung in den Wolken fast vollständig verloren geht. Normalerweise wären jetzt zahlreiche Teststreifen erforderlich, um die passenden Parameter für die Belichtung eines VC-Papiers zu ermitteln. Das bedeutet, daß die sonst sehr überzeugenden Möglichkeiten des Splitgrade Controllers nur zu einem geringen Teil genutzt werden können.

Auf der anderen Seite kann es aber gute Gründe geben, gerade eine solche Film-/Entwickler­kombination zu verwenden. Dann kann eine geeignete Kalibrierung deutliche Vorteile bieten. Übliche Belichtungs- oder Gradationskorrekturen am Splitgrade Controller führen nämlich zu keiner befriedigenden Lösung.

Das folgende Verfahren beschreibt einen Weg, wie eine Kalibrierung für den Splitgrade Controller gefunden werden kann, die bei Negativen mit "Stain" zu deutlich besseren Erstabzügen führt.

Hilfsmittel

Die folgenden Hilfsmittel sind erforderlich:

Die Graustufenkarte Calibrator-f sieht so aus:

Im weiteren wird auf die entsprechenden Feldnummern Bezug genommen.

Ziel der weiteren Arbeitsschritte:

Ermittlung einer geeigneten Kalibrierung

Kalibrierungsdaten werden jeweils für eine harte und eine weiche Gradation getrennt ermittelt. Die Testprints sollten mit frischer Chemie erstellt werden.

 

Nr.

Feld

Visuelle Beurteilung

Dichtewert bei glänzendem PE Papier

 

1

-

ganz schwarz
(z.B. separater Teststreifen)

ca. 1.95 - 2.00 lgD (maximale Dichte)

 

2

7

nahezu schwarz

ca. 1.80 - 1.85 lgD (etwa 90% der Maximaldichte)

 

3

3 in Print 1 bzw.
0 in Print 2

etwas Zeichnung (nicht ganz weiß)

ca. 0.04 lgD über Papierweiß

 

4

-

Papierweiß (z.B. Papierrand)

0.00 (Referenz)

Tabelle 1: Vergleichstabelle

Auswertung:

Die Werkseinstellungen für eine gewählte Papier-/Entwicklerkombination sind so, daß für Negative mit einem reinen Silberbild die Werte der Vergleichstabelle erreicht werden. Bei Negativen mit Stain wird die Dichte im Print von den Werten in der Tabelle abweichen. Mit den Parametern KM (Belichtungskorrektur für Magenta-Filter) und KY (Belichtungskorrektur für Yellow-Filter) können Korrekturen vorgenommen werden.

Print 1 (hart): Ist Feld 7 zu hell, wird der KM-Wert erhöht
  Ist Feld 7 zu dunkel, wird der KM-Wert vermindert
Print 2 (weich): Ist Feld 7 zu hell, wird der KY-Wert erhöht
  Ist Feld 7 zu dunkel, wird der KY-Wert vermindert

Die neuen Korrekturwerte für KM und KY können nun am Bediengerät, wie im nächsten Abschnitt beschrieben, eingegeben werden. In einem weiteren Durchlauf der Schritte 4 bis 7 wird die Korrektur verifiziert. Feld 3 (Print 1) bzw. Feld 0 (Print 2) kann in Verbindung mit Feld 7 zur Überprüfung der erreichten Gradation verwendet werden.

Abspeichern der Kalibrierung

Die folgende Beschreibung geht davon aus, daß an den Splitgrade Controller (Bediengerät) nur ein Vergrößerer angeschlossen ist. Die Splitgrade Software bietet die Möglichkeit, bis zu drei Vergrößerer mit einem Bediengerät zu steuern. Im Programm des Bediengerätes kann zwischen den verschiedenen Vergrößerern umgeschaltet werden. Für jeden einzelnen Vergrößerer kann eine eigene Kalibrierung durchgeführt werden. Da aber am Ausgang des Bediengeräts immer derselbe Vergrößerer angeschlossen ist, kann man somit zwischen verschiedenen Kalibrierungen umschalten. Die für z.B. Delta 400 und Tanol ermittelten Kalibrierungswerte werden im Bediengerät unter Vergrößerer Nr.2 oder Nr. 3 abgelegt.

Zur Kalibrierung und Umschaltung sind die folgenden Schritte nötig (siehe auch S. 27 der Bedienanleitung):

Hinweise für die praktische Arbeit

Ein Vorteil der beschriebenen Kalibrierung ist, daß die Gradationssteuerung in gewohnter Form verfügbar bleibt. Negative ohne "Stain" können wie bisher mit dem Splitgrade Controller und der Auswahl Vergrößerer 1 vergrößert werden.

Wird eine kalibrierte Film-/Entwicklerkombination benutzt, wird auf den anderen "Vergrößerer" im Bediengerät umgeschaltet. Mit dem derzeitigen Softwarestand am Bediengerät können auf diese Weise zwei zusätzliche Film-/Entwicklerkombinationen mit "Stain" fest eingespeichert und bei Bedarf aktiviert werden.

Nach wie vor können Feinkorrekturen für Belichtungszeit oder Gradation wie gewohnt vorgenommen werden.

Anmerkungen

Die für eine Papiereinstellung eingespeicherten Korrekturwerte für Vergrößerer 1 sind genauso für Vergrößerer 2 verfügbar.

Der Autor dankt Hr. Jürgen Heiland für die freundliche und kompetente Unterstützung bei der Erarbeitung der vorliegenden Anleitung.

Dr. Otto Beyer (otto.beyer@gmx.de)

Referenzen

[1] Barry Thornton: Edge of Darkness – The art, craft and power of the high-definition monochrome photograph.
ISBN 0-8174-3815-7. Speziell Kapitel 8 - Bild 2 und Bild 3.

[2] Tonwerte Perfekt: Anleitungsbuch der Fa. Heiland als Loseblattwerk DIN A5 in Ringbuchordner.

[3] Heiland Splitgrade: Eintesten eines Entwicklers http://www.schwarzweiss-magazin.de/swmag_leser_05.htm