Eine Selbstbau-Entwicklungsröhre

Diese Beschreibung einer Entwicklungsröhre für große Abzüge ist entstanden aus dem Wunsch, auf kleinem Raum möglichst gleichmäßig und mit wenig Chemie große Abzüge herzustellen.

Schon oft wurden Entwicklungsschalen für große Formate hier im Hobbylabor-Forum diskutiert, von abgedichteten Schubladen über Mörtelkübel bis hin zu Blumenkästen reichten die Tipps. Leider waren diese Art von Tipps für mich nie hilfreich, da ich mein kleines Bad zeitweise als Dunkelkammer umbaue und deshalb nur sehr beschränkten Platz habe. Zuerst haben mich Berichte über das schlechte Handling von großen Entwicklungsröhren abgeschreckt, aber da ich keine 160€ für eine echte Jobo Drum hatte, habe ich mich nun doch an den Eigenbau gewagt und bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Deshalb habe ich mich entschieden meine Lösung hier allen Interessierten mitzuteilen.

Alles in allem also knapp 30€.

 

 

Doch nun zu den Feinheiten meiner Konstruktion:

Das Kernstück ist ein ein Meter langes Abwasserrohr mit einem Durchmesser von 200mm. Es gibt diese Rohre in verschiedenen Durchmessern von 50-500mm. Das Rohr mit 200mm ist ein Kompromiß zwischen Kosten und Nutzen, denn das 300mm-Rohr ist schon mehr als dreimal so teuer und vielleicht auch etwas unhandlich. Und man kann mit dem 200mm-Rohr ohnehin Formate bis 60x100cm entwickeln, d.h. die maximale Breite, die es meines Wissens an Rollenware gibt. Für Panoramen 60x200cm muss man eben das Rohr verlängern...

Ein Übersichtsbild des Rohrs Die beiden schwarzen Deckel gehören eigentlich nicht zu dieser Sorte Rohr. Ich habe sie im Baustoffhandel in einer Kiste in der Nähe gefunden, ein wenig rumschauen lohnt sich also. Der Vorteil dieser Deckel ist, dass sie geringfügig größer sind als der Aussendurchmessen des Rohrs. Auf der einen Seite sitzt der Deckel deshalb sehr eng aussen auf dem Rohr und in der anderen Seite ist er fest eingeklebt (siehe Bild rechts).

Schematische Darstellung des Aufbaus Der Deckel wurde mit handelsüblichem Sanitärsilikon in die Röhre eingeklebt, was für den nötigen Halt sorgt und gleichzeitig gut abgedichtet. Dazu setzt man den Deckel in das Rohr ein, zieht in dann wieder etwa 5-10mm raus und füllt die entstehende Lücke mit reichlich Silikon. Auf dem Rollbrett (siehe weiter unten) geht das wunderbar. Wenn nun genug Silikon in der Fuge ist, presst man den Deckel in die Röhre und wischt das überschüssige Silikon mit einem Papiertuch ab. Dann stellt man die Röhre auf den Deckel und läßt es einen Tag stehen bis das Silikon "fest" geworden ist. Danach sollte der Deckel hinreichend dicht sein.

Außendeckel auf der Röhre Ein Ersatz für diese Deckel, die, wie gesagt nicht zu diesem Rohr gehören, könnten eventuell Blumenuntersetzer darstellen. Diese gibt es ebenfalls in verschiedenen Größen und eventuell passt einer davon. Am dickeren Ende des Rohres würde auch der Originaldeckel passen, für die dünne Seite ist kein Deckel vorgesehenen. Der erste Rat, den ich im Baumarkt erhalten habe, war demnach auch eine Doppelmuffe (kurzes Rohr mit 2 dicken Enden) kaufen und mit zwei Originaldeckeln verschließen. Dadurch entstehen jedoch auch jede Menge Hohlräume und Vertiefungen in denen sich Chemiereste absetzen und die nachfolgenden Bäder dadurch schneller erschöpfen.

Ein Bild des Anschlussstutzens Der andere Deckel mit dem Loch zum Einfüllen der Chemie wird nicht verklebt. Er hält allein aufgrund der Klemmwirkung auf dem Rohr und dichtet es genügend ab. Er wird abgenommen um das Fotopapier einzufüllen und wieder zu entnehmen. Das Einfüllen der Chemie geschieht durch das Loch von etwa 6cm Durchmesser.

In denselben Deckel wird ebenfalls ein kleiner Stutzen geklebt über den mit einem kleinen Schlauch die Röhre wieder geleert wird. Durch den breiten Rand ist sichergestellt, dass während des Entwickelns nicht zufällig Chemie aus der Röhre läuft und gleichzeitig hat man durch das Loch einen guten Blick auf die Entwicklung. Ein kleiner Schlauchquetscher (blau) sorgt dafür, dass sich die Röhre nicht vorzeitig entleert. :-)

Ein Bild des Rohres Das Bild rechts zeigt den Stutzen mit Schlauch zum Entleeren der Röhre. Nur am Ende muß man die Röhre leicht kippen, um sie vollständig zu entleeren. Das Bild links zeigt einen Blick durch das Loch im Deckel in das Innere der Röhre. Es befand sich zu diesem Zeitpunkt ein Liter Wasser in der Röhre. An der tiefsten Stelle steht es etwa 1.5cm hoch. Es ist in jedem Fall genug um, die großformatigen Bilder gleichmäßig zu entwickeln. Beim Einfüllen muß man darauf achten, die Röhre bereits in Drehbewegung zu versetzen, da es sonst eventuell zu ungleichmäßiger Entwicklung kommt. Beim Stoppbad und bei Fixieren ist das nicht mehr so kritisch.

Das zweite wichtige Teil meines Aufbaus ist das Brett mit den Lenkrollen. Es handelt sich um ein 15cm breites Fichten-Leimholz von 80cm Länge. Meist gibt es nur 20cm breites Leimholz, doch die Holzabteilungen der meisten Baumärkte verfügen über eine Säge und kürzen das Leimholz kostenlos ein. Mit 20cm würde es natürlich auch funktionieren, doch läßt sich dann das Brett nicht in der Röhre verstauen. Und das war mir sehr wichtig, um Platz zu sparen. Wenn es ihnen darauf nicht ankommt, können sie die Rollen natürlich auch fest auf ein Regalbrett schrauben, oder ein breiteres Grundbrett wählen.

 

das Basisbrett des Entwicklungsrohres Die vier kleinen Rollen sind sogenannte Lenkrollen, die mit je vier Schrauben auf dem Brett befestigt werden. Durch die Kugellager können sich die Rollen immer gerade so ausrichten, dass die Entwicklungsröhre nicht vom Brett rollt. Das funktioniert bei den etwas günstigeren feststehenden Rollen nicht, diese muss man wesentlich genauer Ausrichten bevor man sie einbaut, da alle Achsen parallel sein müssen. Die Ersparnis pro Rolle ist mit 20-30ct auch nicht wirklich lohnenswert. Mit seitlicher Drift hatte ich bei meiner Konstruktion bisher jedenfalls keine Probleme, auch nach vielen Umdrehungen war die Röhre immer noch an der Stelle, an der sie abgelegt wurde.

Die Rollen werden in etwa gleichem Abstand auf das Brett geschraubt. Ich habe dazu einen Abstand von 4cm von Ende und 1cm vom Rand gewählt. Wenn man sie zu eng verschraubt kann es sein, dass das Rohr leicht aus der Halterung springt. Das Rohr in den Führungsrollen
Das Bild rechts zeigt wie die Röhre auf den Rollen liegt.

Ein Nachteil der Entwicklungsröhre ist, dass sie nur im trockenen Zustand befüllt werden kann. Diese Einschränkung haben jedoch auch die wesentlich teureren Profidosen. Und wenn man viele Bilder in kurzer Zeit vergößern möchte, lohnt vielleicht die Anschaffung mehrerer Röhren. Ein zweiter Punkt ist, dass die Röhre durch das Loch im Deckel eben leider nicht mehr lichtdicht ist. Das bedeutet, dass man, wie bei der Schalenentwicklung auch, mit dem Lichtanschalten warten muß bis der Fixierer in der Röhre ist.

Ich hoffe damit dem Einen oder Anderen geholfen zu haben und freu mich auf Rückmeldungen und Anregungen aller Art.

Andreas Kreuzer