Drohnen für Fotografen: ein Überblick

22. Juli 2016
von dpunkt.buchauszüge
4 Kommentare

Drohnen für Fotografen: ein Überblick

Für Video- und Fotoaufnahmen aus der Luft werden in der Regel dieselben Consumer-Drohnen eingesetzt. Beide Anwendungsfälle erfordern ein robustes FPV-System (First-Person-View) mit guter Bildqualität für die Komposition und eine effektive Vibrationsdämpfung, um störende Rolling-Shutter-Artefakte in den Aufnahmen zu vermeiden. Im Normalfall sollten Sie nach einer Consumer-Drohne Ausschau halten, die sowohl gute Fotos als auch gutes Videomaterial aufnehmen kann. Das heißt, Sie benötigen entweder eine Drohne mit dreiachsigem Gimbal oder eine mit einer leistungsfähigen digitalen Bildstabilisierung. Die digitale Bildstabilisierung reicht für Flüge unter ruhigen Bedingungen aus. Sobald aber böiger Wind ins Spiel kommt, ist die mechanische Stabilisierung mittels Gimbals eindeutig überlegen. Kameradrohnen mit Gimbal haben ihre Stabilität auch millionenfach in Online-Videos und -Fotos unter Beweis gestellt. Drohnen mit digitaler Bildstabilisierung liefern dagegen auch heute noch bescheidene Bildqualität.

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Die DJI Phantom 4 besitzt eine an einem Gimbal befestigte Kamera mit 4K Auflösung (Foto: DJI)

Drohnen für Fotografen

Wenn Sie mit Ihrer Kameradrohne nur fotografieren wollen und dabei absoluten Wert auf die bestmögliche Bildqualität legen, dann können Sie eventuell auch auf das Gimbal verzichten und die Gewichtsersparnis stattdessen in eine bessere Kamera investieren. Eine Drohne wie die DJI Phantom kann bei Verzicht auf ein Gimbal zum Beispiel auch eine Ricoh GR als Kamera tragen. Das Ziel ist es, die leichteste und beste Kamera zu finden, die über einen Fernauslöser und einen Videoausgang verfügt. Ohne Gimbal können Sie einen Micro-Four-Thirds- oder APS-C-Sensor mit einer Consumer-Drohne in die Luft schicken, die in einen Rucksack passt. Trotz allem ist die Schwingungsdämpfung noch ein wichtiges Thema. Es ist zwar sehr verlockend, eine Kamera einfach am Stativgewinde an eine Consumer-Drohne zu schrauben, aber die hochfrequenten Vibrationen zwingen Sie für brauchbare Bilder dann zu Verschlusszeiten von 1/1000 Sekunde oder kürzer. Tagsüber sind Verschlusszeiten von 1/1000 Sekunde problemlos machbar, bei bedecktem Himmel oder tiefstehender Sonne wird es damit aber schon schwieriger. Eine einfache Entkopplung über Gummipuffer oder eine Drahtaufhängung ermöglicht Ihnen schon nutzbare Verschlusszeiten um 1/200 Sekunde und damit Aufnahmen in deutlich mehr unterschiedlichen Beleuchtungssituationen. Der DJI Inspire 1 oder Phantom 3 mit den besten integrierten (und Gimbal-stabilisierten) Kameras ihrer Klasse gelingen häufig scharfe Aufnahmen mit mehreren Sekunden Belichtungszeit.

Um eine Kamera mit APS-C-Sensor an einem Gimbal in die Luft zu bekommen, brauchen Sie heute immer noch einen für schwere Lasten ausgelegten Hexa- oder Oktokopter. Es ist aber nur eine Frage der Zeit, bis mehr Kameras mit großen Sensoren in Consumer-Drohnen integriert sein werden. Die Inspire 1 verfügt über ein modulares und hot-swap-fähiges Kamerainterface, in dem sowohl kleinsensorige Kameras als auch solche mit Micro-Four-Thirds-Sensor Platz finden.

Kaufempfehlungen

Die beste Consumer-Drohne für Luftaufnahmen wird stets diejenige sein, die Sie bequem, zuverlässig und sicher in der Luft halten können. Wenn Sie nicht sicher damit fliegen können, dann spielt es keine Rolle, welche Kamera da oben schwebt. Wenn Sie sowohl Fotos als auch Videos aus der Luft aufnehmen möchten und Sie auf komplexe Kamerabewegungen verzichten können, die einen eigenen Kameraoperator erfordern würden, ist die DJI Phantom 4 Professional empfehlenswert. Die Phantom 4 Professional verfügt über eine eingebaute, dreiachsig kardanisch stabilisierte Kamera mit einem rektilinear korrigierten 94°-Objektiv (entsprechend einem 20-mm-Objektiv an einer Kamera mit Vollformatsensor). Sie nimmt Video in 4K und Fotos mit 12 MP auf, wobei sie auch das DNG-Raw-Format von Adobe unterstützt. Außerdem ist eine hochauflösende 720p-FPV-Funktion eingebaut, dazu Sensoren zur Positionierung ohne GPS-Signal (bei geringer Flughöhe); sie unterstützt zudem die DJI-GO-Kamera-App für iOS und Android. Die Drohne kann bis zu 23 Minuten durchgehend in der Luft bleiben und passt in einen Rucksack. Wenn Sie etwas Geld sparen möchten können Sie auch mit dem etwas günstigeren Vorgängermodell vorlieb nehmen. Noch günstiger ist die Phantom 3 Advanced mit HD 1080/60p-Kamera statt der 4K-Kamera. Sie hat wohl das derzeit beste Preis-Leistungs-Verhältnis am Markt.

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Die DJI Phantom 4 eignet sich nur bedingt für die anspruchsvolle Fotografie (Foto: DJI)

Eine weitere Option ist die 3DR Solo. Es handelt sich um eine ›intelligente‹ Drohne, die eine GoPro-Kamera an einem optionalen Gimbal aufnehmen kann. Sie lässt sich per App steuern und ist die erste Drohne, die eine GoPro über den HERO-Bus anspricht. So lassen sich die Aufzeichnungen der GoPro starten und stoppen, Standbilder aufnehmen und die Kameraeinstellungen ändern. 3DR hat sich außerdem auch auf ›Smart Moves‹ konzentriert – und die Solo wird mit einem Softwarepaket ausgeliefert, das darauf abzielt, Filmer und Fotografen bei ihrer Arbeit zu unterstützen, indem es sie zunehmend aus dem Fluggeschehen herausnimmt. Mit Flugmanövern wie dem ›Orbit‹, bei dem die Solo ein Objekt beständig umkreist und ihm dabei stets zugewandt ist, lassen sich automatisch Videos und Fotos aufnehmen, für die normalerweise fortgeschrittene Flugtechniken nötig wären. Die Solo kostet ohne Kamera und Gimbal etwas mehr als die Phantom 3 Professional. Übrigens sind Funktionen wie Orbit, Cablecam und Follow me mit den neusten Firmwareupdates auch für Phantom 3, Inspire und Phantom 4 verfügbar. Außerdem gibt es verschiedenste iOS- und Android-Apps, die diese und andere Funktionen wie Waypoint etc. umsetzen.

Wer die Fotografie und Filmerei aus der Luft ernsthaft betreibt, sollte die DJI Inspire 1 ins Auge fassen. Dieser mittelgroße Quadrokopter verfügt über eine modulare Kamerahalterung an einem um volle 360° drehbaren Gimbal. Das Gimbal kann dabei unabhängig von der Bewegung der Drohne gesteuert werden. Sie können die Kamera also in eine bestimmte Richtung ausrichten, ohne dass im Bild eine Drohnenbewegung sichtbar wird. Die Stabilität von um 360° drehbaren Gimbals ist unerreicht und wirkt fast wie Hexerei!

Die DJI Inspire 1 wird mit einer Kamera ausgeliefert, deren Leistungsdaten dem digitalen Auge der DJI Phantom 3 entsprechen (4K Videos, 12 MP Fotos). Ihre Kamerahalterung ist jedoch modular und die Inspire 1 ist für das Gewicht der kleinsensorigen Zenmuse-X3-Standardkamera übermotorisiert. Im September 2015 stellte DJI mit der Zenmuse X5 eine Luftbildkamera mit Micro-Four-Thirds-Sensor vor, die an der Inspire 1 geflogen werden kann (inzwischen gibt es auch die X5R, die RAWs auf der eingebauten SSD abspeichert). Fotografen, die Trägerdrohnen für noch bessere Kameras bauen möchten, müssen sich bei den maßgeschneiderten Lösungen umschauen. Entweder läuft das auf einen Anruf bei einem Anbieter hinaus, der Hexa- und Oktokopter zum Transport von High-End-Kameras baut, oder sie konfigurieren ihre Drohne von Grund auf selbst (und werden damit zum Modellbauer). Die Produkte von DJI werden auch von Modellbauern geschätzt und die beliebten Spreading-Wings-Baureihen (S900 und S1000+) sind häufig an Film- und Fernsehsets anzutreffen. Bei entsprechendem technischen Interesse kann der Aufbau einer eigenen Drohne sehr viel Spaß machen und ist dabei auch gar nicht unbedingt so schwierig. Trotzdem erfordern solche Speziallösungen auch im Betrieb und bei der Wartung definitiv mehr Zeit als Produkte wie etwa die DJI Phantom oder die 3DR Solo – und wenn während der Aufnahmen die Technik versagt, können Sie dann auch nicht einfach per Express ein Ersatzteil für den nächsten Tag ordern.

Der Text stammt aus dem Buch ›Mit Drohnen fotografieren und filmen‹ und ist leicht gekürzt.

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4 Kommentare:
  1. Vielen Dank für den interessanten Beitrag. Als professioneller Fotograf sollte man natürlich auch auf Profi Modelle zurückgreifen. Da sollte man sich den Spaß schon etwas kosten lassen.
    Mit besten Grüßen,
    Hannah

  2. Guter Beitrag!
    Mittlerweile schon etwas in die Jahre gekommen. Vielleicht kannst du noch einmal so etwas zu aktuellen Drohnen machen? Ich suche immer den objektiven Vergleich und gerade mit der neuen Mavic Air 2 ist es wieder spannen geworden!

  3. Vielen Dank für die Informationen. Mein Onkel interessiert sich wahnsinnig für Luftaufnahmen. Ich denke auch, dass die beste Variante die ist, die man bequem, zuverlässig und sicher in der Luft halten kann. Ich werde meinem Onkel diesen Artikel weiterleiten, damit er auch bestens informiert ist!

  4. Das Thema Drohnen für Fotografen interessiert mich schon seit Längerem. Ich bin immer auf der Suche nach neuen und interessanten Artikeln und Blogs zu diesem Thema. Es ist super, dass ich diesen Blog gefunden habe. Hier findet man echt viele hilfreiche Informationen.

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